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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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und eilte mit großen Schritten zu dem Telefon. Möglicherweise ist noch nicht alles verloren, dachte er. War Böttcher bereits in Brasilien? Wo wollte der alte Mann hin? Bisher hatte sich alles in Kolumbien ereignet. Die Tauben, der alte Mann im Dschungel, Böttcher in Medellín. Führte die Spur nun nach Brasilien?
    Llewellyn fluchte leise, während er die Nummer eintippte. Downing Street 10 hatte Brasilien mit keinem Wort erwähnt, und das verunsicherte ihn.
    Andererseits war da noch sein Instinkt, sein Bauchgefühl, das ihn selten im Stich gelassen hatte und das ihm sagte, dass die Explosion irgendwie in Zusammenhang mit dem Verschwinden Böttchers stand.
    Wenn nicht, dann hatte er die Spur des alten Mannes verloren.

São Gabriel da Cachoeira,
Rio Negro/Brasilien
    »Und was nun?« Georg Gruber blickte ratlos von einem zum anderen.
    Der Tisch im Wintergarten schien mit einem Mal viel zu groß für die wenigen Gäste. Nachdem John Finch und Fiona kurz vernommen worden waren, hatte der Polizeichef von São Gabriel sie mit dem üblichen Hinweis entlassen, dass sie bis zum Ende der Untersuchung in der Stadt zu bleiben hätten. Abschließend hatte er Fiona die Hand geschüttelt und ihr sein Beileid zum Tod ihres Großvaters ausgesprochen. Finch hatte er nur einen misstrauischen Blick zugeworfen und zum Abschied kurz genickt.
    Auf dem Weg zurück auf das Anwesen hatte Fiona kein Wort geredet. Sie hatte mit starrem Blick neben dem Piloten gesessen, verloren in ihrer Trauer. Nach der Ankunft auf dem Anwesen hatte die junge Frau ihn kurz umarmt, sich entschuldigt und war in ihrem Zimmer verschwunden.
    Finch hatte daraufhin Vincente, Alfredo und Georg im Wintergarten zusammengerufen und ihnen die schlechten Neuigkeiten mitgeteilt. Klausner und Böttcher waren tot, in die Luft gesprengt worden. Finch hatte kein Flugzeug und keinen Auftraggeber mehr.
    Nun lag eine eigenartige Atmosphäre über dem Raum. Vincente, Sparrow auf seiner Schulter, beobachtete den Piloten, der den Ring, das kleine weiße Blatt Papier und den Schlüssel nebeneinander aufreihte und sie wie ein Hütchenspieler immer wieder hin und her schob.
    Alfredo, dessen erstaunliche Kondition den Piloten bereits in den vergangenen Stunden überrascht hatte, lauschte aufmerksam, als Finch ihm seine persönliche Rolle in der Geschichte von Anfang an schilderte. Der Auftrag Klausners, der Flug nach Medellín, die Begegnung mit Böttcher alias Botero, der Angriff und die anschließende Flucht nach Bogotá, die Alfredo in einer Art Dämmerzustand verbracht hatte.
    Doch nun sah der Sicario erholt und ausgeruht aus, seine Augen blitzten interessiert. »Ich verwette alles, was ich habe, darauf, dass die Angreifer nicht aus Medellín kamen und keiner Gang angehörten«, meinte er schließlich. »Das ist nicht ihr Stil, einen alten Mann zu fünft oder sechst anzugreifen, schon gar nicht zu Hause. Die würden warten, bis sie ihn auf der Straße umnieten könnten. Alles andere wäre viel zu unsicher. Außerdem würden sie einen oder maximal zwei Mann schicken. Selbst wenn Böttcher jemandem im Weg gewesen und ein Preis ausgesetzt worden wäre, hätte sein Killer ihn nicht zu Hause erledigt. Unwahrscheinlich.«
    Finch sah Alfredo durchdringend an. »Du hast zwar nicht mehr viel zu verwetten, aber du bist erstaunlich gut unterrichtet.«
    Der Sicario senkte den Blick. Dann gab er sich einen Ruck. »Vincente, der alte Böttcher und du, ihr habt mir das Leben gerettet«, begann er leise. »Ohne euch wäre ich schon längst tot. Die Jungs von La Denisa hätten mich fertiggemacht.«
    Er verstummte, und alle warteten.
    Nur Sparrow flog kreischend auf und landete in der nächsten Palme.
    »Ich bin kein unbeschriebenes Blatt, ich hab Scheiße gebaut. Oft … und auf dem Dach der Kirche, als ich am Verbluten war, da dachte ich, dass ich dafür in der Hölle schmoren würde. Ich habe gebetet, stundenlang, und ich glaubte nicht, dass Gott mir noch zugehört hat. Doch dann …« Alfredo lächelte. »Während ihr mich halb tot aus Kolumbien ausgeflogen habt, da hatte ich Zeit, nachzudenken. Über alles, meine Vergangenheit und meine Zukunft, sollte ich noch eine haben.«
    »Es sieht ganz gut aus«, gab Finch trocken zurück. »Dr. Altamonte meint, es wird nur eine Narbe an der Hüfte zurückbleiben. Damit wirst du leben müssen.«
    »Das kann ich leicht«, meinte Alfredo. »Deshalb will ich meine zweite Chance nicht mit einer Lüge anfangen.« Er legte die Hände flach auf den Tisch.

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