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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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»Der Totenkopf auf meinem Oberarm hat mehr Menschen sterben gesehen als ihr alle zusammen. Ich bin … war ein Sicario, ein Auftragskiller, seit vielen Jahren, habe Menschen für Geld umgebracht, den Mächtigen die Hindernisse aus dem Weg geräumt, für die Drogenmafia gearbeitet. Ich weiß nicht, ob Gott mir verzeihen kann. Vielleicht gibt es Dinge, die nicht einmal er in seiner Güte nachsehen kann.«
    »Das musst du mit ihm ausmachen«, meinte Finch leise.
    »Ich kann auch nicht erwarten, dass ihr das versteht. Das einzig Gute, das ich in meinem Leben je getan habe, war es, Vincente aufzunehmen. Ich wollte ihm einen Start in ein normales Leben ermöglichen, vielleicht eine Stelle als Koch verschaffen, weit weg von Medellín und seinen mörderischen Straßenkämpfen. Amerika, Europa … Das ist mir wohl nicht gelungen …« Alfredo zuckte mit den Schultern. »Wenn ich so zurückschaue, dann ist mir überhaupt nicht viel Gutes gelungen.«
    »Willkommen im Club!«, lächelte Finch grimmig und sah zu Georg Gruber hinüber. »Ich werfe sicher nicht den ersten Stein …«, meinte er dann nur und wandte sich wieder Alfredo zu. »Du wirst deinen Weg finden müssen, egal wo, und alles andere machst du besser mit deinem Gewissen aus. An diesem Tisch sitzen keine Heiligen und keine Polizisten.«
    »Das stimmt. Wenn mein Vater und seine Freunde hier unter uns wären, dann würden sie den Spruch auch unterschreiben«, meldete sich Georg zu Wort. »Wir wissen und du weißt, dass wir wissen. Das genügt mir. Und jetzt wiederhole ich mich nur ungern, aber … was nun?«
    Gruber sah in die Runde.
    Vincente und Alfredo blickten ihn und Finch erwartungsvoll an.
    »Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung«, meinte der Pilot schließlich. »Mein Auftraggeber ist tot, und mit ihm starb Ernst Böttcher. Damit ist niemand mehr von der Gruppe der Auswanderer am Leben, die damals aus Europa kamen. Gruber senior ist schon lange tot, und Paul Hoffmann ließ die Tauben fliegen, weil er wahrscheinlich sein Ende kommen spürte. Damit ist allerdings auch jede Chance verschwunden, die alten Männer noch zu befragen.«
    »Wie wahr!« Georg wies auf die drei Hinweise, die auf der glänzenden Tischplatte lagen. »Hat irgendjemand eine Ahnung, was es damit auf sich hat? Mit diesem seltsamen Zettel, dem Totenkopfring und dem Schlüssel?«
    Wie auf ein unhörbares Kommando schüttelten alle den Kopf.
    »Hmm …« Gruber seufzte. »Dann anders gefragt: Hat jemand von euch eine Ahnung, worum es bei der ganzen Sache überhaupt geht? Was wollten die alten Männer? Was hatten sie vor? Klausner muss doch einen Plan gehabt haben, als er dich beauftragte, John.«
    »Ich sollte die anderen beiden mit ihren Hinweisen hierherbringen«, erklärte Finch. »Das habe ich getan. Wie es weitergehen sollte, das hat er mir nie verraten.«
    Alfredo nahm den Ring in die Hand und drehte ihn zwischen seinen Fingern. »Das heißt, wir haben alle Hinweise, die dieser Gringo im Dschungel seinen Tauben ans Bein gebunden hat, beisammen. Wozu schickte er sie allerdings überhaupt los?«
    Finch sah den Sicario verwundert an. »Na ja, um die anderen zu informieren, die noch lebten. Oder deren Nachkommen.« Er wies auf Gruber.
    »Schon klar«, meinte Alfredo, »aber wozu brauchten die anderen irgendwelche Hinweise? Wussten die nicht, was Sache war?«
    Finch war so verblüfft, dass er nur sprachlos dasaß und den Sicario anstarrte.
    »Wow«, flüsterte Gruber, »das ist genial.«
    »Hab ich etwas Falsches gesagt?«, erkundigte sich Alfredo etwas unsicher.
    »Ganz im Gegenteil.« Finch grinste. »Du hast als Einziger richtig überlegt, und wir haben geschlafen. Wieso zum Teufel sollte jemand drei Hinweise verschicken? Ganz einfach! Weil die Empfänger zwar vielleicht wussten, worum es ging, aber nicht …« Er unterbrach sich. »Tja, was könnte in diesen Hinweisen verborgen sein, was alle drei nicht wussten?«
    Vincente griff aufgeregt zu einer Zeitung, die auf dem Tisch lag, und malte mit einem Stift ein großes Kreuz auf die Titelseite. Dann zeichnete er eine Linie aus Strichen, die zu dem Kreuz hinführte.
    »Du meinst, einen Ort und den Weg dahin?« Georg begann zu begreifen. »Das wäre eine Antwort. Dieser Hoffmann versteckte also etwas, von dem alle wussten, aber sie kannten die genaue Stelle nicht. Nur – warum sollte er das tun?«
    Schweigen legte sich über die Runde.
    »Wenn man etwas versteckt und sonst niemand etwas darüber weiß, dann muss es auch wieder gefunden

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