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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Welt gibt, verfügen wir über keine statistischen Erfahrungen. Deshalb bin ich als Wissenschaftler sehr dankbar, dass wir Francesca bei uns haben. Aber wir sollten ihr nie das Gefühl geben, ein Versuchskaninchen zu sein. Was ihre intellektuellen Möglichkeiten betrifft, so schlägt sie sicher alle Mitschüler um Längen!«
    »Und möglicherweise einige aus dem Lehrkörper, mich zerstreute Person inbegriffen«, grinste Bernadette.
    »Das ist die Herausforderung, Frau Bornheim«, gab der Direktor zurück. »Savants haben Zugriff auf Teile des Gehirns, die wir nicht erreichen können. Nehmen Sie zum Beispiel unsere endlos verfaltete Großhirnrinde. Sie ist eine Art Arbeitsspeicher und beim Menschen überproportional groß. Dazu kommt, dass sie unfassbar viele Nervenzellen enthält. Würde ich alle Verbindungen – die Kontaktpunkte, die man auch Synapsen nennt – zwischen ihnen im Sekundentakt zählen, wäre ich zweiunddreißig Millionen Jahre nur damit beschäftigt. Sie sehen, unsere Gedächtnisleistungen sind völlig unbegrenzt, allerdings nutzen wir nur einen verschwindend geringen Teil der Möglichkeiten. Savants haben einen wesentlich besseren Zugriff, doch auch sie lediglich auf einen kleinen Teil. In unseren Augen ist er allerdings riesig.« Professor Grasset sah Bernadette tief in die Augen. »Savants wissen so viel, dass sie uns wahrscheinlich nicht einmal einen Bruchteil davon mitteilen können. Dazu kommen dann auch noch ihre Tagesverfassung, persönliche Vorlieben und natürlich auch die psychischen Störungen, die sie fast alle haben, mit wenigen Ausnahmen. Wenn sie will, dann wird Francesca Ihnen einiges erzählen, was sie sonst niemandem eröffnet. Das kann, muss aber nicht geschehen. Also, Sie sehen, Neuland für uns alle hier.«
    Er klatschte in die Hände, und Bernadette konnte seine Energie spüren, die alle hier im Institut immer wieder motivierte. »Ich bin in vier Tagen wieder zurück, bis dahin vertraue ich Francesca Ihrer Obhut an. Ich bin voll und ganz überzeugt, Sie werden bestens mit ihr auskommen.«
    Als Bernadette in ihre kleine Wohnung unter dem Dach in der Rittergasse in der Basler Innenstadt zurückkam, spielte sie mit dem Gedanken, Chris in München anzurufen. Sie zog sich um, duschte und überlegte, ob sie kochen oder eine Kleinigkeit beim Italiener um die Ecke essen sollte. Immer wieder ertappte sie sich dabei, an ihre neue Bekanntschaft zu Hause zu denken.
    War das ein gutes Zeichen?, fragte sie sich. Andererseits freute sie sich auf den gemeinsamen Kurzurlaub in Rosheim mit dem unkomplizierten und unkonventionellen Christopher.
    Zerbrich dir nicht unnötig den Kopf, sagte sie sich und beschloss, beim Italiener eine Pizza zu essen und die Küche für diesmal links liegen zu lassen. Schon bald würde sie mit Christopher durch Rosheim spazieren und die elsässische Weinstraße erkunden.
    Danach würde sie weitersehen.

São Gabriel da Cachoeira,
Rio Negro/Brasilien
    Zum vereinbarten Zeitpunkt war Georg Gruber der Erste, der erneut den Wintergarten betrat und von Sparrow krächzend begrüßt wurde. Der Papagei saß noch immer in einer der Palmen, putzte sich und hatte überdies eine Schüssel Äpfel auf dem Frühstücksbuffet entdeckt. Die Zahl der Früchte in der Glasschale hatte daraufhin rapide abgenommen …
    Gruber legte einige Ausdrucke vor sich auf den Tisch und den Totenkopfring darauf, da öffnete sich die Tür ein weiteres Mal.
    »Bin ich zu spät?«, fragte Fiona, der es wieder besserzugehen schien. Die Aktivität tat ihr gut, brachte sie auf andere Gedanken. Sie hatte in der Zwischenzeit mit ihrer Mutter telefoniert, die in den Staaten lebte, und ihr mitgeteilt, dass ihr Vater gestorben war. Die näheren Umstände seines Todes schilderte sie nicht. Die Tochter Wilhelm Klausners hatte sofort zugesagt, sich auf den Weg in das Amazonasgebiet zu machen. Da von Fionas Vater seit Jahren jede Spur fehlte, hätte ihn die junge Frau gar nicht anrufen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Ihre Eltern lebten seit langem getrennt, hatten sich 1989 scheiden lassen. Ihr Vater war danach nach Europa gezogen, ihre Mutter nach San Francisco.
    »Ach wo«, meinte Georg, »ich bin auch erst zurückgekommen. Ich hatte wahrscheinlich die leichteste Aufgabe …«
    »Die Security wurde verstärkt, nachdem Vincente zwei Löcher im Zaun entdeckt hatte. Wahrscheinlich von wilden Tieren.« Fiona schien zufrieden. »Ein Bautrupp wurde damit beauftragt, die Lücken im Zaun wieder zu

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