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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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leerte seinen Kaffee. Der Kopf des Alten senkte sich langsam auf seine Brust. Er war dabei, einzuschlafen, die Zigarette im Mundwinkel.
    Llewellyn seufzte und zerknüllte den Becher. Da zuckte der Alte hoch.
    »Du musst zu Pedro gehen, der hat einen«, nuschelte er halb im Dusel.
    Llewellyn horchte auf. »Was hat Pedro?«
    »Na, einen Hubschrauber, einen schwarzen, so einen, der nicht glänzt. Du weißt schon, Amigo, für die Nacht, über die Grenze …« Er hustete, dabei fiel ihm die Zigarette aus dem Mund. »Scheiße, die war noch ganz neu«, beschwerte er sich und versuchte, sich zu bücken.
    »Warte, Amigo«, hielt ihn Llewellyn zurück, »behalte das ganze Päckchen, ich hab noch mehr davon. Wer ist dieser Pedro?«
    Der Alte starrte ihn aus wässrigen Augen an, als sehe er einen Geist. Dann schüttelte er den Kopf. »Ach ja, hab ich vergessen, du bist ja nicht von hier. Pedro ist ein Geschäftsmann.« Er kicherte. »Transporte, Exporte, Importe. Weiber, Gold, Steine, Waffen, was immer du brauchst. Pedro liefert. Ein Einzelgänger. Vertraut niemandem.«
    »Hat er einen mattschwarzen Hubschrauber?«
    Der Alte nickte energisch. »Genau!«
    Llewellyn wurde mit einem Schlag klar, warum die Polizei nichts von dem Helikopter wissen wollte. Zuverlässig sprudelnde Einkommensquellen verriet man nicht gern.
    »Die Flasche geht auf mich«, rief er der Kellnerin zu, die ihren Kopf aus der Tür des Cafés steckte, um nachzusehen, was der Krach sollte.
    »Verdammt großzügig von dir«, strahlte ihn der Alte an.
    »Schon gut. Wo finde ich diesen Pedro?«
    »Was willst du von ihm?«, fragte der Betrunkene misstrauisch.
    »Informationen«, antwortete der Major. »Du hast gesagt, er handelt mit allem.«
    »Mit allem, ja, aber nicht mit jedem«, nuschelte der Alte bedächtig. »Nein, nicht mit jedem. Hast du Geld?«
    »Klar. Wo finde ich ihn?«
    Der Grauhaarige zögerte. Er warf Llewellyn einen listigen Blick zu. »Spendierst du mir noch eine Flasche?«
    »Zwei, aber ich hab’s eilig«, antwortete der Major und legte einen 50-Real-Schein auf den Tisch. »Wo der herkommt, gibt es noch welche. Also?«
    »Pedros Basis ist eine aufgelassene Gummifabrik weiter im Nordosten. Rund zehn Kilometer von hier, mitten im Dschungel.« Die Hand des Alten griff gierig nach dem Schein. »Nimm am besten ein Taxi und gib viel Trinkgeld. Die fahren nicht gern zu Pedro.«
    Lewellyns Hand schoss nach vorn und schloss sich wie eine Schraubzwinge um das dünne Gelenk des Grauhaarigen. »Geht’s noch genauer? Die Adresse?«
    Der Schmerz ernüchterte den Alten blitzschnell. »Nein … keine Adresse …«, stotterte er verängstigt, »im Dschungel gibt es keine Adresse. Sag einfach zu Pedro, das genügt.«
    Der Major ließ das Handgelenk los und nickte dem Grauhaarigen zu. » Obrigado, Amigo.« Die eisgrauen Augen glitzerten.
    Rasch griff er nach seinen Seesack und machte sich auf die Suche nach einem Taxi.
    Die alte Gummifabrik war selbst für Einheimische schwer zu finden. Nachdem der dicke Taxifahrer sich dreimal verfahren hatte, weil er falsch abgebogen war, lernte Llewellyn in kurzer Zeit eine Sammlung der markigsten Flüche kennen, die São Gabriel und das Umland zu bieten hatte. Zur Beruhigung ließ der Major ein paar Dollar auf den Beifahrersitz fallen.
    Endlich, als die enge Straße in rotem Schlamm und zwischen den immer dichter zusammenrückenden Bäumen zu versickern drohte, schälten sich ein paar verrostete Eisenträger aus dem ewigen Grün des Dschungels. Sie hielten ein löchriges Wellblechdach, das nur mehr dekorativen Charakter hatte. Dahinter schoben sich Ziegelbauten ins Blickfeld, aus denen Gras und Büsche wuchsen.
    »Hier wurde lange nichts repariert«, stellte Llewellyn fest und klopfte dem Fahrer auf die Schulter. »Von hier aus gehe ich zu Fuß. Endstation.«
    »Soll ich auf Sie warten, Senhor?«, erkundigte sich der Dicke mit einem Blick, der eindeutig sagte: »Nur das nicht.«
    »Nein, geht schon klar, ich kann immer noch mit dem Handy ein Taxi rufen«, beruhigte ihn Llewellyn, dann stieg er aus und versank sofort bis zu den Knöcheln im roten Schlamm der aufgeweichten Straße.
    Hinter sich hörte er den Wagen zurückstoßen und schließlich wenden. Dann verklang das Motorengeräusch, und die Laute des Dschungels drängten sich in den Vordergrund. Ein schmaler Weg zweigte von der Straße ab, verschwand zwischen den Bäumen und Büschen, führte genau auf die Ziegelgebäude zu.
    Llewellyn überlegte kurz, griff dann in den

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