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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Seesack, zog die MP 5 heraus und lud durch. »Einzelgänger haben manchmal ungastliche Sitten«, murmelte er und begann sich durch das Unterholz zu schlängeln.
    Wo immer er auch hinblickte, alles war verfallen, verrottet oder in der andauernden Luftfeuchtigkeit bis zur Unkenntlichkeit verrostet. Leitern und Metallstiegen lagen übereinandergetürmt, die Dachstühle der Ziegelbauten hatten nachgegeben und waren bereits vor langer Zeit eingestürzt. Es erschien Llewellyn immer unwahrscheinlicher, dass hier jemand wohnte, der einen funktionierenden Helikopter sein Eigen nannte und von hier aus startete und landete.
    »Der verdammte Säufer hat mir einen Bären aufgebunden«, knurrte er. Die alte Gummifabrik war genau das, was sie war – eine alte Gummifabrik in einem menschenfeindlichen Dschungel, der sich sein Territorium wieder zurückholte.
    Trotzdem stapfte er weiter, an Ruinen vorbei, an denen sich Schlingpflanzen emporwanden und blinde Fensterscheiben nach und nach von Moos zugewachsen wurden. Der Major stieß auf gut Glück eine Tür auf, die schief in den Angeln hing, und blickte in den kleinen Raum, der einmal ein Büro gewesen sein musste. Eine gelbe Schlange zog sich züngelnd in die Dunkelheit zurück, zwischen Papieren, die einmal Rechnungen oder Lagerlisten gewesen sein mochten.
    Für einen Moment war Llewellyn ratlos. Was nun? Hier deutete nichts auf eine intakte menschliche Behausung hin. Der Gewitterregen mochte alle Reifenspuren auf der Straße verwischt haben, aber hier war alles völlig verwildert, seit vielen Jahren unbenutzt und vernachlässigt. Wenn Pedro tatsächlich an diesem Ort lebte, seinen Hubschrauber wartete und von hier zu den Schmuggelzügen über die Grenze aufbrach, dann musste er unsichtbar sein.
    Llewellyn drang weiter in den Dschungel vor, zwischen den halbverfallenen Gebäuden, schob tiefhängende Äste zur Seite und scheuchte ein paar Vögel auf, die schnatternd und kreischend protestierten, bevor sie davonflogen. Zur Linken war nun ein einstöckiges Gebäude zu sehen, halb zugewachsen von wuchernden und blühenden Büschen. Den beiden Autowracks aus den sechziger Jahren nach zu schließen, die vor einem der drei großen Tore lagen und sich langsam auflösten, war es einmal die Garage gewesen, darüber hatten sich vielleicht die Wohnungen der Fahrer befunden.
    Davor erstreckte sich eine kleine Lichtung, keine dreißig Meter im Durchmesser. Seltsam, dachte sich der Major, es sieht fast so aus, als wäre der Rasen kurz gehalten. Nicht auffällig kurz, aber für einen Hubschrauber würde es reichen.
    Sollte der alte Saufbold doch einen hellen Moment gehabt haben?
    Vorsichtig nach allen Seiten sichernd, lief Llewellyn über die Lichtung zu dem Garagengebäude. Alles war ruhig. Die Garage schien unbewohnt, die Fenster zwar intakt, aber die Scheiben durch den Schmutz der Jahre undurchsichtig und braun. Die hohen Tore, die ehemals blau gewesen sein mussten, hatten nun ein verwaschenes Grau angenommen. An allen Ecken und Enden blätterte der Anstrich ab.
    Einer der großen Flügel war nicht ganz geschlossen, und so ging Llewellyn hinüber, wartete, horchte. Nichts. Schließlich lehnte er sich gegen das Holz, zwängte sich durch den Spalt ins Innere. Er hielt den Atem an und konnte nicht glauben, was er sah.
    Eine große, blitzblanke Halle mit grau gestrichenem Betonboden erstreckte sich vor ihm. An der Wand standen penibel aufgeräumte und beschriftete Ersatzteilregale, Drehbänke und verschiedene Messgeräte. Werkzeugbänke, Schreibtische mit Computerterminals und ein paar Sessel vor einem Fernseher, ja sogar eine kleine Küche komplettierten die Einrichtung. Im Hintergrund sah Llewellyn eine Treppe, die ins Obergeschoss führte. An den Wänden hingen Fotos von Hubschraubern, ein Pin-up-Kalender und Landkarten. Die Fläche in der Mitte der Halle war groß genug, um einen Hubschrauber zu parken.
    »Unglaublich«, murmelte Llewellyn beeindruckt, »er zieht den Helikopter hier herein und spannt wahrscheinlich noch ein Tarnnetz über die Lichtung. Dann ist nichts mehr zu sehen, außer endlosem Dschungel und dazwischen ein paar alten Gebäuden. Die perfekte Basis.« Er ging durch die Halle und lauschte. Auch hier war kein Geräusch zu hören. War Pedro gar nicht zu Hause? Warum war dann das Tor offen? Llewellyn ließ den Seesack auf einen der Stühle fallen und machte sich auf den Weg zur Treppe.
    Fünf Minuten später stand fest, dass die Garage leer war. Es gab keine Hinweise auf

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