Falsch
»Sie kamen wie vorgesehen mit dem Brinks-Werttransport vom Flughafen in die Innenstadt.«
»Weber!«, schrie der Festgenommene auf. »Du mieses Stück Scheiße!«
»Nicht ganz richtig«, schmunzelte Maringer. »Weber ja, mieses Stück Scheiße nein. Herr Weber hat sich im letzten Moment entschlossen, mich anzurufen und auf mein Anraten hin die volle Schatulle aufs Förderband zu legen. Dann haben wir alles Übrige besprochen, und wie es aussieht, war der Plan gar nicht schlecht.«
»Sie werden dich jagen bis an dein Lebensende!«, rief der Unbekannte drohend.
»Wer genau?«, unterbrach ihn Maringer sofort. »Wer steht hinter dem Raubversuch? Oder ist es eine leere Drohung, weil Sie es selbst waren, der die Diamanten einsacken wollte?«
Der Festgenommene schwieg und sah zu Boden.
»Abführen!«, befahl der Kommissar. Dann wandte er sich Pleaser zu. »Danke für Ihre Mitarbeit, die Kollegen bringen Sie in die Stadt zurück. Die leere Kassette bleibt als Beweisstück bei mir, aber die werden Sie kaum benötigen.«
Der Vertreter von DeBeers schüttelte Maringer begeistert die Hand. »Selbstverständlich nicht, Herr Kommissar. Und ich habe zu danken, im Namen von DeBeers. Undenkbar, wenn die Steine in die falschen Hände geraten wären! Wenn wir uns irgendwie erkenntlich zeigen können, dann lassen Sie es uns wissen …«
»Jetzt, wo Sie es sagen …«, lächelte Maringer und wies auf Christopher. »Ich kenne jemanden, der würde sich über ein neues Wohnmobil bestimmt freuen, nicht wahr, Herr Weber?«
Soichiro Takanashi schaute erst zum Waldrand und dann den Feldweg entlang, der nach Bodenkirchen führte. Von Christopher Weber keine Spur, genauso wenig wie von seinem Verbindungsmann. Der Japaner ärgerte sich. Er war überpünktlich gewesen, hatte erst die Umgebung kontrolliert, dann den Treffpunkt beobachtet.
Seit fast fünfundvierzig Minuten war niemand zu sehen gewesen. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht, dachte Takanashi und kickte mit seiner Schuhspitze einen großen Kiesel vom Weg ins Feld.
Und nun? Nun wanderten lediglich zwei Spaziergänger gemächlich über die Wiesen auf ihn zu, ein junger Mann mit dunklen, kurzgeschnittenen Haaren und ein älterer in einer Motorradjacke, den Sturzhelm in der Hand. Als sie bei ihm vorbeikamen, grüßten sie Takanashi freundlich.
»Wir sollten einmal ein Buch über Japan schreiben«, meinte der Ältere schmunzelnd, und sein Begleiter stimmte ihm zu. »Dazu fällt mir jede Menge ein«, ergänzte er. Dann bogen sie auf den breiten Weg in den Wald ein, ins Gespräch vertieft, und verschwanden zwischen den Bäumen.
Takanashi sah ihnen misstrauisch nach, doch dann zuckte er ratlos mit den Schultern und blickte erneut auf seine Uhr.
15:45 – hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Dieses Bodenkirchen schien Takanashi mit einem Mal zu weit entfernt vom Flughafen. Warum sollte man Weber hierherbestellen, wo es doch in der Nähe des Airports genügend passende Orte gab?
Von seinem Posten auf der Spitze des Hügels hatte der Japaner einen weiten Blick übers Land. Hügel mit Feldern, über die einige Traktoren ihre Spuren zogen, vereinzelte Gehöfte zwischen Baumgruppen und hier und da ein heller Kirchturm, der den Weg in den Himmel wies. Altes Bauernland, Niederbayern wie aus dem Bilderbuch.
Ein Porsche war hier nicht zu übersehen …
Am Ende seiner Geduld angelangt, griff Takanashi zum Mobiltelefon und wählte die Nummer seines Verbindungsmannes.
Mailbox.
Der Japaner war versucht, das Handy wütend in den nächsten Graben zu schleudern. Er kam sich vor wie ein Idiot, den man im Nirgendwo zwischen Mais und Klee auf ein Abstellgleis geschoben und vergessen hatte …
Takanashi runzelte die Stirn. Abstellgleis? In der Ferne sah er die beiden Spaziergänger aus dem Wald kommen und zwischen den Haselnusshecken auf einen anderen Weg einbiegen. Hatte ihn sein Verbindungsmann absichtlich hierhergelockt?
In seinem Hinterkopf begann eine Alarmglocke zu läuten, noch ganz leise und weit entfernt. Das konnte einfach nicht sein … Takanashi fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Und wenn doch?
Mit schnellen Schritten ging er den Feldweg zurück zu dem kleinen Ort. Weber sollte niemals hierherkommen. Er hatte wahrscheinlich die Schatulle bereits übergeben und lag tot in irgendeinem Straßengraben.
»Aas!«, stieß Takanashi zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. »Verräter! Ich hätte dir nie vertrauen dürfen.«
Er versuchte erneut einen Anruf und
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