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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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noch etwas – würdest du einem Schweizer Bankenkonsortium über den Weg trauen? Was die sagen, ist eines, was sie wirklich wollen, ist etwas ganz anderes. Du hättest dich also ohne triftigen Grund kaum für die Schweizer Sache einspannen lassen. Also hat Downing Street einen Vorwand gebraucht, um dich an die Front zu schicken, nach außen und nach innen. Vielleicht trauen sie den Schweizern ja auch nicht und wollten dich in der Nähe haben.«
    »Oder sie wollten mich loswerden«, murmelte Llewellyn verärgert.
    »Oder sie wollten dich loswerden«, wiederholte Compton. »Und jetzt solltest du schlafen gehen. Du musst morgen früh raus.«
    »Warum?«, erkundigte sich Llewellyn überrascht.
    »Weil heute Nachmittag eine gewisse Fiona Klausner, ein Georg Gruber und ein John Finch aus Medellín kommend in Heathrow eingetroffen sind. Sie nahmen den ersten British-Airways-Flug nach Genf.« Er sah den Major mit einem kleinen Augenzwinkern an. »So wie du morgen früh. Abflug 6 Uhr 45. Gute Nacht, Llewellyn.«

Zimmer 208,
Hotel Beau Rivage, Genf/Schweiz
    Es war knapp nach Mitternacht, als das Läuten eines Telefons Georg Gruber aus den Tiefen seiner Träume riss. In einem ersten Reflex tastete er verzweifelt mit geschlossenen Augen nach seinem Handy.
    Nichts.
    Seine Hand fand Notizblock und Stift, wischte ein halbvolles Glas Mineralwasser vom Nachttisch und griff dann ins Leere.
    Das Läuten hielt an.
    Fluchend schaltete Georg die Nachttischlampe ein, zwinkerte im grellen Licht und schaute sich geblendet um. Keine Spur von seinem Mobiltelefon.
    Das Klingeln wurde lauter. Es kam aus der Richtung des Schreibtisches.
    »Welcher Idiot ruft um diese Zeit an?«, grummelte er und schwang sich stöhnend aus dem Bett. »Ich hätte mein Telefon ausschalten sollen.«
    Der Anrufer war hartnäckig und dachte nicht daran, aufzugeben. So tastete sich Georg mit halbgeschlossenen Augen durch das Zimmer, immer in Richtung des durchdringenden Läutens, das inzwischen die Lautstärke einer Feuerwehrsirene zu haben schien.
    Ein Blick auf das Display genügte, um seine Stimmung unterhalb jedes Toleranzlevels zu drücken.
    Unbekannt.
    » Mierda, haben Sie eine Ahnung, wie spät es ist?«, entfuhr es ihm auf Spanisch, sobald er das Gespräch angenommen hatte. »Endlich wieder ein richtiges Bett, und dann rufen Sie Idiot an und holen mich aus dem Tiefschlaf. Der Schlag soll Sie treffen.«
    »Nicht sehr freundlich, Señor Gruber, dabei versuche ich bereits seit Tagen vergeblich, Sie zu erreichen. Wir hatten ein kleines Geschäft geplant…«
    »Ach, Sie sind das, Señor …« Georg konnte sich nicht mehr an den japanischen Namen erinnern.
    »Takanashi, Soichiro Takanashi. Richtig. Ihre Sekretärinnen waren so hilfsbereit, mir Ihre Mobilnummer zu verraten. Ich hoffe, Sie entlassen sie deshalb nicht gleich.«
    Georgs Gehirn lief noch immer auf Sparflamme. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und versuchte krampfhaft, wach zu werden. Wie viele Stunden war Japan zeitmäßig voraus? Sieben oder acht? Er war einfach zu müde zum Denken.
    »Ich wusste nicht, dass Sie nachmittags Siesta halten, sonst hätte ich später angerufen. Andererseits wollte ich nicht die Gelegenheit verpassen, unsere Vereinbarung in Erinnerung zu rufen.« Takanashis Stimme klang einschmeichelnd.
    Georg hatte die Augen geschlossen und spürte, wie er langsam wieder in Morpheus’ Arme sank. In das Gefühl des Abtauchens in einen Marianengraben des Schlafs mischte sich ein gehöriges Quantum Schuldbewusstsein. Er hatte dem Japaner den Ring vor der Nase weg an John Finch verkauft.
    »Ich … ich mache nie … ich meine, ich halte keine Siesta «, murmelte er und fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht. »Ich bin in der Schweiz, und es ist knapp nach Mitternacht. Ich habe noch keine halbe Stunde geschlafen und kann kaum klar denken …«
    Takanashis Stimme hatte mit einem Mal jede Verbindlichkeit verloren. »Sie sind wo ?«
    Georgs Gehirn war wie eingefroren unter einer Eisdecke von Müdigkeit. »In der Schweiz, das sagte ich doch, und ich fürchte, unser Geschäft ist hinfällig«, brummte er. »Ich habe den Ring bereits verkauft, an einen Freund von mir, John Finch. Es tut mir sehr leid, Señor …« Verdammt, dachte er, ich kann mir diesen verfluchten Namen nicht merken! »Wie auch immer, danke für Ihr Interesse.«
    Er wollte auflegen und schnellstens wieder ins Bett.
    »Was machen Sie in der Schweiz?«, stieß Takanashi verblüfft hervor. »Ich dachte, Sie sind in

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