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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Bogotá. Ihre Sekretärinnen haben mir zwar erzählt, Sie seien unterwegs, aber ich nahm an …« Er verstummte. »Sie haben den Ring bereits verkauft? Warum das? Warum so eilig?«
    »Weil der Ring Teil eines Rätsels ist, das ohne ihn nicht gelöst werden kann«, versuchte Georg ungeduldig zu erklären. »Mein Vater … und Paul Hoffmann … Hören Sie, das ist alles zu kompliziert, um es am Telefon zu besprechen und dann auch noch mitten in der Nacht. Ich bin halb bewusstlos vor Müdigkeit.«
    »Der Ring von Heinz Claessen ist Teil eines Rätsels?«
    Georg seufzte. Er schlief fast im Stehen ein und wollte den Japaner so rasch wie möglich aus der Leitung bekommen.
    Trotzdem.
    Da war etwas. Etwas, worüber er nachdenken musste … Eine Alarmglocke ganz weit hinten in seinem Kopf …
    »Moment, woher wissen Sie, dass Claessen mit Vornamen Heinz hieß?« Georg wehrte sich gegen den Schlaf mit aller Kraft. Klar denken, sagte er sich, du musst klar denken! »In dem Ring steht lediglich H. Claessen …«
    Für einen Moment war es still in der Leitung. Georg dachte schon, dieser hartnäckige Japaner habe doch endlich aufgelegt, da drang die Stimme wieder an sein Ohr.
    »Ich habe mehr Informationen über Claessen, als Sie glauben«, erwiderte Takanashi geheimnisvoll. »Ein äußerst interessanter Mann, wir sollten uns darüber unterhalten. Vielleicht kann ich zur Lösung dieses … Rätsels etwas beitragen. Ist der Käufer des Ringes vielleicht bei Ihnen in der Schweiz? Wie war noch schnell sein Name?«
    »Finch, John Finch«, murmelte Georg und schüttelte den Kopf. Aber die Spinnweben wollten nicht verschwinden. »Ja, er ist mit mir unterwegs, oder besser, ich mit ihm. Wir machen einen Ausflug in die Vergangenheit, sozusagen … Hören Sie, es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen den Ring nicht verkaufen konnte … «
    »Soso, in die Vergangenheit«, unterbrach ihn Takanashi mit kaum unterdrückter Erregung. »Wo in der Schweiz sind Sie eigentlich?«
    Für einen Moment schwappte eine Woge des Misstrauens durch die verschlafene Wirklichkeit Georgs. Dann zuckte er mit den Schultern. Was soll’s?, dachte er sich, dieser … wie immer er heißt … ist in Japan, auf der anderen Seite der Erde. Wenn er den Ring schon nicht bekommen hat, dann soll er doch wenigstens wissen, warum. »Wir sind nach Genf geflogen, in die französische Schweiz. Die Hinweise, denen wir nachgehen, sind sehr vage und verworren, müssen Sie wissen. Jemand hat sich ziemlich viel Arbeit gemacht, alles zu verschlüsseln.« Er fuhr sich erneut mit der Hand über die Augen. »Egal. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und gehe wieder ins Bett …«
    »Was für eine abenteuerliche Geschichte«, warf Takanashi atemlos ein. »Werden Sie in der Schweiz bleiben, oder reisen Sie weiter? Etwa nach Deutschland? Claessen kam aus Hannover, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Georg und gähnte laut. »Wir tappen völlig im Dunkeln. Schon dieses Beau Rivage war schwierig herauszufinden, und ohne Finch wären wir gar nicht so weit gekommen. Aber in dieser Geschichte ist nichts so, wie es scheint. Selbst das Beau Rivage ist nicht das Beau Rivage, um das es eigentlich geht … Ach was, das ist alles so kompliziert, und mir fallen die Augen zu. Gute Nacht oder guten Morgen, wie immer Sie wollen.«
    Damit drückte Georg entschlossen auf den roten Knopf und schaltete anschließend das Mobiltelefon aus. »Das Letzte, was ich mitten in der Nacht brauche, ist eine Plauderstunde mit einem japanischen Sammler«, grummelte er und warf sich aufs Bett.
    Nachdem er die Nachttischlampe ausgeschaltet hatte, dauerte es keine dreißig Sekunden, bis er wieder tief und fest schlief.

8
CLAESSEN

9. April 1945,
Schloss Labers, Meran, Südtirol/Italien
    Der Mann rannte wie von Furien gehetzt zwischen den niedrigen Apfelbäumen hindurch, immer im Zickzack, wie ein Hase, nur lange nicht so leichtfüßig. Die niedrigen Zweige peitschten ihm in der Dunkelheit ins Gesicht, das Labyrinth der Stämme nahm kein Ende, ließ ihm keine Zeit, sich umzusehen. Die Geräusche, die hin und wieder durch die Nacht drangen, das Brechen der Äste und die schweren Schritte, das Schnaufen und die halblauten Kommandos verrieten ihm, dass seine Verfolger zwar nicht näher kamen, sein Vorsprung in den letzten Minuten jedoch um keinen Meter gewachsen war. Der Rucksack an seiner Schulter wurde immer schwerer und drückte schmerzhaft gegen seine Hüfte.
    »Stehen

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