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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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einer kurzen Überlegung wandte er sich nach links, nickte dem Wagenmeister des Beau Rivage grüßend zu, überquerte den Quai du Montblanc und lief in Richtung See. Durch die kleine Parkanlage, die als Halbinsel mit einer Schiffsstation an ihrem äußersten Ende angelegt worden war, flanierten zahlreiche Touristen. Auf den Bänken saßen einige junge Mütter mit Kinderwagen und lasen oder telefonierten. Alles sah so friedlich aus.
    Vincente blickte sich immer wieder um, während er seinen Rhythmus fand und bis zum Ufer lief. Ein Skateboarder rollte langsam zwischen den akkurat geschnittenen Bäumen hindurch, das Handy am Ohr. An der Steinbrüstung am Wasser stand die unvermeidliche Touristengruppe, fotografierte den Jet d’Eau und die Berge im Hintergrund. Vincente bog rechts ab, in Richtung einiger Tische, die von einer eifrigen Kellnerin frisch aufgedeckt wurden.
    Dann sah er ihn.
    Der Mann im weißen Anzug und mit dem Panama stand auf einer langen, in den See vorspringenden Mole, an der eine Handvoll Motorboote in der leichten Brise schaukelten und der Bug einer großen, mehr als vierzig Meter langen Privatjacht aufragte. Der Japaner drehte ihm den Rücken zu und telefonierte.
    Alfredo hatte also recht gehabt, dachte Vincente, Takanashi schien entschlossen, sich an ihre Fersen zu heften und sie nicht mehr aus den Augen zu verlieren.
    Der Junge wandte sich um, überquerte den Quai du Montblanc erneut und lief die Uferpromenade entlang, vorbei am Restaurant des Beau Rivage, bis er die erste Seitengasse erreichte. Die eine Fahrbahn der Rue Dr. Alfred Vincent war von einer Baustelle blockiert. Neben ein paar abgestellten Rollern und Mopeds hatten keine Autos mehr Platz. Kein Passant war zu sehen.
    Zufrieden lief Vincente weiter. Rechts ging an der Rückseite des Hotels eine kleine Zubringerstraße ab, eine Sackgasse, die im Hof des Beau Rivage endete. Auch da war alles ruhig, bis auf ein paar Lieferwagen, die mit offenen Türen geparkt worden waren und in denen Kisten mit Salaten, Gemüse und Obst oder Getränke zu sehen waren.
    Nach einem letzten Rundumblick wandte sich Vincente ab und joggte zurück zur Rue Alfred Vincent. Er musste über den Namen lächeln, bewunderte die kleine Emmanuel-Kirche, die sich zwischen den hohen Häuserwänden duckte und fast verschwand, und lief weiter, an ein paar abgestellten Fahrzeugen vorbei, die alle leer waren und einheimische Nummernschilder trugen.
    Er umrundete den Block weiter, bog links ab. Radfahrer, geparkte Autos, nichts Verdächtiges zu sehen. Die Gehsteige der schmalen Gasse waren menschenleer. Lediglich einige Arbeiter auf einem Baugerüst riefen sich etwas zu und lachten laut.
    Die Place des Alpes, die Vincente wenige Minuten später erreichte, war ein großer, freier Platz mit Bäumen, der an einer Seite vom Genfer See begrenzt wurde. Er überquerte die Straße, lief zum Park Brunswick in der Mitte des Platzes und überlegte. Hier, in Sichtweite des Eingangs zum Beau Rivage, gab es mehr als ein Dutzend Parkplätze, von denen aus man bequem das Kommen und Gehen im Hotel beobachten konnte. Vincente drosselte sein Tempo, joggte langsamer, zuerst am Hotel Richmond vorbei, das in unmittelbarer Nähe des Beau Rivage lag, dann entlang des Parks. Dabei behielt er die abgestellten Wagen im Auge. Alle waren mit dem Heck zum Hotel geparkt, bis auf einen – ein weißer Mercedes, in dem ein Mann zu dösen schien oder Zeitung las.
    Vincente blickte sich kurz um, dann verschwand er zwischen einigen Büschen und lief zu einem Reiterstandbild inmitten eines Rondeaus, das von einer Brüstung umgeben war. Er lehnte sich dagegen, wie ein Läufer, der bereits zu lange unterwegs und außer Atem geraten war.
    Auf der anderen Seite der Straße fuhr in diesem Augenblick der Wagenmeister des Beau Rivage den schwarzen 7er BMW vor. Der Mann im weißen Mercedes ließ seine Zeitung sinken und griff nach etwas, das auf dem Nebensitz liegen musste. Vincente runzelte die Stirn und sah genauer hin. Der grauhaarige Beobachter richtete ein Gerät, das wie ein Handy aussah, auf den BMW und wartete.
    Da tauchte plötzlich Takanashi auf, überquerte eilig den Quai du Montblanc und fing den Wagenmeister ab, bevor der im Hotel verschwinden konnte. Er steckte dem Angestellten verstohlen etwas zu und deutete dann mit dem Kopf in Richtung BMW . Beide unterhielten sich kurz.
    Der Mann im weißen Mercedes war ausgestiegen und lehnte sich nun auf die offene Wagentür, während er den Japaner und den BMW nicht

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