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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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laut und erinnerte Chris an einen Gebirgsbach.
    »Weber, Weber, wie unvorsichtig«, raunte da plötzlich eine Stimme an seinem Ohr. »Was kann einem nicht alles auf der Toilette passieren. Aber lassen Sie sich ruhig Zeit, dann können wir uns noch ein wenig unterhalten. Und drehen Sie sich nicht um, das wäre tödlich.«
    Chris war völlig verwirrt. »Wer … wer sind Sie, und was wollen Sie?«, stieß er hervor.
    »Erinnern Sie sich an die Diamantensendung aus Moskau, Weber? Ja? Nun, ich wäre der Empfänger gewesen, hätten Sie nicht den Helden gespielt und die Steine an DeBeers weitergeleitet. Schade, finden Sie nicht auch?«
    Chris wusste nicht, was er sagen sollte. Fieberhaft dachte er über einen Ausweg aus der Falle nach. Wenn der Mann hinter ihm tatsächlich den Coup am Flughafen eingefädelt hatte, dann war er sicher stinksauer. Ihm brach der Angstschweiß aus.
    »Wissen Sie, was für einen Verlust ich dadurch erlitten habe? An Ansehen vor allem, wenn wir vom materiellen Schaden absehen. Meine Paten denken allerdings nicht daran, den zu vergessen. Sie haben mir gesagt, sie könnten es nicht so mir nichts, dir nichts akzeptieren, von einem einfachen Loader übers Ohr gehauen worden zu sein. Mit anderen Worten – sie sind wütend, Weber, stinksauer sozusagen.«
    Chris tauchte überraschend nach links ab, versuchte sich wegzuducken und so der Bedrohung zu entgehen, aber Takanashi hatte etwas Ähnliches vorhergesehen. Er reagierte blitzschnell, stellte ihm ein Bein und setzte sofort mit einem Karateschlag nach. Chris stürzte schwer auf den Fliesenboden, stöhnte auf und krümmte sich vor Schmerzen.
    »Keine gute Idee«, fauchte Takanashi. »Wir werden uns jetzt eine der Kabinen reservieren und dort nehme ich dich auseinander, bis du um Gnade flehst und dich darauf freust zu sterben. Los!«
    Die Hand des Japaners schoss vor und krallte sich in Webers Hals. »Hoch mit dir! Ich habe nicht viel Zeit.«
    In diesem Moment traf Takanashi ein furchtbarer Schlag auf die Schläfe, der ihn zu Boden schickte. Es wurde schwarz um ihn, und er musste kämpfen, um bei Bewusstsein zu bleiben.
    »Japanischer Abschaum!«, donnerte Alfredo und half Chris hoch, der ihn verwirrt anblickte. »Vögel wie dich haben wir über dem kleinen Feuer geröstet, bevor wir sie den Hunden zum Fraß vorgeworfen haben, daheim in Medellín«, rief er Takanashi zu, der sich mühsam und mit zornverzerrtem Gesicht hochrappelte. »Ich habe was gegen Yakuza und gegen dich ganz besonders.«
    Völlig von Sinnen stürmte Takanashi auf den Sicario zu, doch der zog blitzschnell ein Messer aus dem Gürtel, das er im Vorbeigehen vom Büffet mitgenommen hatte. Im letzten Moment gelang es dem Japaner, außer Reichweite Alfredos stehen zu bleiben.
    »Wer immer Sie auch sind, nehmen Sie die beiden Mädchen und verschwinden Sie. Wir sehen uns in der Schule. Mein Freund ist bereits auf der Terrasse und steht Schmiere«, zischte Alfredo Christopher auf Spanisch zu. »Das hier ist etwas zwischen Profis. Raus jetzt!«
    Takanashi tänzelte wie ein Boxer von einem Bein aufs andere. Bebend vor Zorn musste er zusehen, wie Weber, der zwar nicht den ganzen Wortlaut des Satzes, aber sehr wohl dessen Bedeutung erfasst hatte, aus der Toilette stürmte.
    »So«, grinste der Sicario, »das ist besser. Wir brauchen keine Zeugen, nicht wahr? Diesmal will ich die Wahrheit wissen, alles über Claessen und was damit zusammenhängt. Du kannst es dir aussuchen. Entweder du sprudelst wie diese Spülung, oder ich sorge dafür, dass du nirgends mehr hingehst. Dann müssen sie dich nach Japan tragen.«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, und Takanashi wurde endgültig bewusst, dass hier etwas ganz und gar nicht nach seinen Vorstellungen lief. Er versuchte mit einem Haken wie ein Hase an seinem drahtigen, fast kahlrasierten Gegner vorbei zum Ausgang zu kommen, aber Alfredo holte aus und stach dem Japaner das Messer in den Oberschenkel. Takanashi brach zusammen und hielt sich stöhnend die Wunde. Zwischen seinen Fingern strömte das Blut und tränkte seine Hose. Seelenruhig stach der Sicario den Japaner auch in das andere Bein.
    Takanashi heulte auf.
    »Wir spielen hier kein Spiel, Japse, das ist todernst«, meinte Alfredo und wischte das Messer an der Schulter des Japaners ab. »Du hast keine Ahnung, mit wem du dich angelegt hast. Ich habe nichts mehr zu verlieren, Gott steh mir bei. Aber wenn ich in meinem Leben noch etwas Gutes tun kann, dann wird mich niemand daran hindern, du

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