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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Böttcher gebracht wurden. Wir haben deinen Ring für den nächsten Hinweis benutzt und schließlich den Schlüssel, der die Taube dem alten Klausner brachte. Das hier« – er deutete auf das kleine Päckchen – »muss das Vermächtnis der alten Männer sein.«
    Mit zitternden Fingern entknotete Georg die Bindschnur, löste das Wachspapier und hielt schließlich ein Blatt Papier in Händen, das mehrmals gefaltet war. Er atmete tief ein und schlug es auf. Im Schein des gelblichen Lichtkegels der Taschenlampe leuchteten ihnen, mit schwarzer Tinte geschrieben, vier Kolonnen von Zahlen und Wörtern entgegen. So frisch, als seien sie gestern erst zu Papier gebracht worden.
    »Hmm … ich sehe kein Vermächtnis.« Die Enttäuschung Georgs war spürbar. »Achtstellige Zahlen, dahinter scheinbar sinnlose Worte wie Erdbeere, Maulwurf, Kamin oder Gurkenglas. Wenn das eine Hinterlassenschaft sein soll, dann sollten wir gleich wieder unseren Freund in London anrufen …«
    »Das wird nicht nötig sein«, ertönte da eine entschlossene Stimme von der Tür des Empfangssalons her. »Niemand wird irgendjemanden anrufen. Bleiben Sie alle, wo Sie sind, halten Sie die Hände weit weg vom Körper, damit ich sie sehen kann. Ich bin etwas angespannt, das werden Sie verstehen.«
    Egon Zwingli trat ein paar Schritte in den Raum und machte Platz für drei weitere Männer, die mit starken Stirnlampen und automatischen Waffen ausgerüstet waren. Sie gingen vorsichtig um Finch, Georg und Llewellyn herum, tasteten sie ab und zogen die Glock des Majors aus dessen Hosenbund. Dann nickten sie Zwingli zu, der sich nicht bewegt hatte.
    »Was für ein schönes Bild«, meinte er schließlich ironisch. »Der englische Geheimdienst leistet Amtshilfe, um einer südamerikanischen Erbengemeinschaft zu ihrem Recht zu verhelfen. Robin Hood wäre stolz, Major Llewellyn! Aber so selbstlos sind Sie sicher nicht, oder?«
    Die Antwort bestand aus einem walisischen Fluch, der nicht übersetzt werden musste.
    »Es hat mich ja gewundert, dass Sie unser Hubschrauber bei der Landung im Park gar nicht aufgeschreckt hat, aber dann dachte ich mir, Ihr Pilot würde ja auch einmal auftanken müssen.« Zwingli kicherte lautlos in sich hinein. »Nein, was Sie hörten, war nicht er, das waren wir. Offiziell eingereichte Flugpläne sind wirklich nicht schwierig in Erfahrung zu bringen. Mit ein wenig Hilfe von meinen Freunden …« Er betrachtete neugierig Finch und Georg.
    »Sie müssen Mr. Finch sein, der tollkühne Pilot ohne Flugzeug, und das da hinten ist wohl der Sohn unseres Franz Gruber, nicht wahr?« Seine Stimme triefte vor Hohn. »Wo ist denn der Rest der kleinen Reisegruppe? Haben sich die Erben bereits zerstritten?«
    »Das geht Sie einen feuchten Dreck an«, gab Finch mit mühsam unterdrückter Wut zurück. »Waren Sie das, der Klausner und Böttcher und meine Albatross in die Luft gesprengt hat?«
    »Kollateralschaden.« Zwingli zuckte die Achseln. »Wir wollen nicht vergessen, dass alle bereits alt waren und knapp vor ihrem Verfallsdatum standen.« Er lachte laut auf. »Inklusive Ihrem fliegenden Oldtimer.«
    »Ihre Überheblichkeit kotzt mich an und wird Ihnen früher oder später das Genick brechen«, zischte Finch. »Und ich werde dafür sorgen, dass es früher geschieht.«
    »Ach, Mr. Finch, das haben in der Vergangenheit bereits andere versucht, und es geht mir nach wie vor hervorragend«, lächelte Zwingli dünn. »Aber genug geplaudert. Geben Sie mir die Liste.«
    Er streckte auffordernd die Hand aus. Georg überlegte nicht lange. Er zerriss das Blatt in zwei Teile, dann noch einmal, bevor ihn der Kolben des Sturmgewehrs krachend am Kopf traf und er lautlos zusammenbrach. Ungerührt beugte sich der Bewaffnete über ihn, entriss seinen Fingern die Papierstücke und reichte sie Zwingli.
    »Wozu der Heldenmut?«, fragte der niemanden im Besonderen. »Bringt nichts ein, außer Kopfschmerzen …«
    Er warf einen kurzen Blick auf die vier Papierstücke, nickte zufrieden. Und dann tat er etwas, das alle Anwesenden überraschte. Er zog ein Feuerzeug aus der Tasche, hielt es unter die Liste und betrachtete in aller Ruhe, wie die Flammen das Papier verzehrten. Schließlich ließ er es fallen, wartete, bis nur mehr ein wenig Asche übrig war, und verteilte diese mit seiner Schuhspitze über den alten Parkettboden.
    »So viel Aufwand für ein bisschen Asche«, philosophierte er und blickte sich in dem halbdunklen Raum um. »Die passende Kulisse für das

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