Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
schon gar nicht. Ich will für meine Freunde alle Informationen über diesen Claessen. Die Zeit der Nettigkeiten und der Verarschung auf eleganten Hotelterrassen ist vorbei.«
    Er griff mit einer Hand in das Haar Takanashis, zog ihn hinter sich her und schleuderte ihn in eine überraschend große Kabine, die gemauert war und eine massive, bis zum Boden reichende Tür hatte.
    Sanft verschloss Alfredo die Tür. Dann krachten die ersten Faustschläge auf das Gesicht Takanashis, der auf der Schüssel zusammensackte.
    Der Sicario ging ungerührt vor ihm in die Hocke und sah ihn von unten herauf an. Dann nickte er zufrieden. »Jetzt können wir reden, nicht wahr?«
    Halb bewusstlos nickte Takanashi mechanisch, während sein Blut auf den Boden tropfte. Dann begann er stockend zu erzählen.

Villa Borbone delle Pianore,
Camaiore, Lucca/Italien
    »Links oder rechts?«, fragte John Finch angesichts der beiden verschlossenen Türen, die in die Nebenräume des Empfangssalons führten.
    »Links!«, entschied Georg und eilte voran. Quietschend und ächzend drehte sich der schwere Flügel, und ein Schwall warmer Luft strömte ihnen entgegen. »Die Fenster dieses Zimmers gehen wahrscheinlich nach Süden, deswegen heizt es sich mehr auf als die nördlichen Räume«, erklärte Finch und blickte sich rasch um. Der schwache Lichtkegel der Taschenlampe riss ein paar alte Zeitungen, einen zerbrochenen Stuhl und eine fleckige Textilbespannung aus dem Dunkel. Eine hüfthohe hölzerne Vertäfelung lief entlang den Wänden, unterbrochen von einer weiteren Tür und einem Kamin, dessen mannshohe Umrandung ebenfalls aus Holz geschnitzt war. Ganz oben, genau über der Mitte der Feuerstelle, thronte ein Wappen, das von zwei verstaubten Putten flankiert wurde.
    »Wahrscheinlich das Wappen der Familie Bourbon-Parma«, vermutete Finch und wollte sich bereits abwenden, da sah er, dass die große Rosette darunter Striche in regelmäßigen Abständen aufwies. Er ging näher und leuchtete mit der Taschenlampe auf das reich verzierte kreisrunde Medaillon, das sich kaum vom umliegenden Holz unterschied.
    Finch traute seinen Augen kaum. Genau in der Mitte befand sich ein kleines Schlüsselloch.
    »Ich glaube, wir haben unsere Uhr gefunden«, meinte er leise und kramte in seiner Tasche nach dem Schlüssel. »Der Moment der Wahrheit …«
    Dann führte er den Schlüssel in die kleine Öffnung ein und drehte ihn vorsichtig, während ihn Llewellyn und Georg neugierig beobachteten.
    Mit einem leisen Klick sprang die Rosette auf, drehte sich um eine unsichtbare Achse und gab den Blick auf das Uhrwerk und einen kleinen Hohlraum dahinter frei.
    »Du glaubst es nicht«, flüsterte Georg ergriffen.
    »Das war der dritte und letzte Hinweis«, stellte Llewellyn beeindruckt fest. »Was immer dieser Paul Hoffmann versteckt hat, es muss hier sein.«
    »Oder auch nicht, wenn es zum Beispiel mehrere Uhren in der herrschaftlichen Etage gibt«, widersprach Finch und leuchtete in den Hohlraum hinter der Uhr. Spinnweben, ein paar lose Stück Mauerwerk und ein kleiner Kerzenstummel waren zu sehen.
    Sonst war das Loch leer.
    »Aber der Schlüssel passt«, stieß Georg etwas hilflos hervor.
    »Häuser dieser Art sind oft symmetrisch gebaut worden«, gab Llewellyn zu bedenken.
    »Richtig, deshalb versuchen wir es nun auf der anderen Seite«, entschied Finch und lief im Schein der Taschenlampe durch den Empfangssalon und die anschließende Tür in einen Raum, der tatsächlich ein detailgetreues Abbild des ersten Zimmers war.
    »Vertäfelung, Kamin, Wappen und darunter die Uhr«, triumphierte der Major. »Jetzt probieren wir den Schlüssel noch einmal. Wenn ich mich nicht irre, dann sollte er auch hier passen.«
    Llewellyn sollte recht behalten. Mit einem leisen Klick sprang das Zifferblatt auf und gab den Blick auf das Uhrwerk und den Hohlraum frei. Seltsamerweise fanden sich hier keine Spinnweben und so gut wie kein Staub. Ganz hinten, an der rechten Seitenwand stehend, glänzte ihnen matt ein in Wachspapier eingeschlagenes kleines Päckchen entgegen, das dem im Bierkeller in Lausanne zum Verwechseln ähnlich sah.
    »Ihr Dechiffrierungsspezialist ist wirklich ein Genie«, murmelte Georg anerkennend und wog das Päckchen in der Hand. »Nicht viel schwerer als das letzte. Vielleicht wieder ein neuer Hinweis?«
    Finch schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Wir sind am Ziel, es gibt keinen Hinweis mehr. Wir haben die ersten Zeilen gelöst, die von der Taube zu

Weitere Kostenlose Bücher