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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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den Hinweisen her und geht über Leichen?«
    »Das würde uns der britische Geheimagent erklären, hat John gemeint«, gab Fiona zurück. »Dieser Zwingli soll ein Beauftragter der Schweizer Banken sein, mehr hat er nicht gesagt.«
    Der Sicario sah gedankenverloren aus dem Fenster. »Banken, soso«, murmelte er, »vielleicht hat der Japse doch nicht gelogen …«
    »Was hast du aus diesem Takanashi sonst noch herausbekommen?«, erkundigte sich Fiona und reihte sich vor einer roten Ampel rechts ein. Ein weiterer Polizeiwagen raste auf der Gegenfahrbahn mit quietschenden Reifen an ihnen vorbei in Richtung Park im Grünen.
    »Alles, was er wusste«, erwiderte Alfredo. »Dieser Claessen war einer der Obergauner Hitlers, als die SS im Rahmen der sogenannten Operation Bernhard die gefälschten Pfundnoten unter die Leute bringen musste. Himmler zeichnete ihn mit dem Ring aus, nachdem er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Dutzende andere Gauner angeheuert hatte, die ab sofort mitarbeiteten und sein Team bildeten. Er organisierte die Verteilung des Geldstromes drei Jahre lang zur allgemeinen Zufriedenheit des Regimes, reiste durch die Weltgeschichte, warf mit Pfundnoten nur so um sich, kaufte Kunst und Immobilien, ausländische Devisen und Edelsteine, Schmuck und Antiquitäten. Dann, gegen Ende des Krieges, verschwand er spurlos aus Meran, wo die Gruppe ihr Hauptquartier hatte. Das ließ Takanashi, unserem Yakuza aus Tokio und passionierten Sammler, keine Ruhe. Er heftete sich bereits vor Jahren auf die Spur Claessens, versuchte verzweifelt, die letzten Tage zu rekonstruieren, forschte in Archiven, streckte seine Fühler in die Szene aus. Er investierte jede Menge Geld, Zeit und Mühe, um den Nebel um diesen Mythos Claessen zu lichten. Wenn du mich fragst, dann versprach er sich einen großen Haufen Kohle davon.«
    Der Sicario verstummte und blickte aus dem Fenster.
    »Deshalb, als du diesen Schweizer und die Banken erwähnt hast …«, murmelte er schließlich.
    »Verstehe ich nicht«, warf Fiona ratlos ein.
    »Wie mir Takanashi verraten musste, war er ziemlich erfolgreich bei seinen Recherchen. Er hat uns nur das Allernotwendigste auf die Nase gebunden, um an den Totenkopfring zu kommen. Er war fest davon überzeugt, dass der Ring Claessens ein Geheimnis verbarg. Als nun Georg ihm verriet, dass er unter Umständen Teil eines Puzzles sei, wurde er hellhörig und machte sich sofort auf den Weg nach Genf. Denn er hatte eines herausgefunden. Es ging damals um viel Geld und einen Transport, der in die Schweiz gehen sollte. Nicht im Rahmen der Operation Bernhard, sondern angeblich im Auftrag eines deutschen Generals. Mit anderen Worten, dieser Takanashi hörte Münzen klimpern, Scheine rascheln und sah seinen Aufstieg in der Yakuza im sonnigsten Licht. Bis ich kam …« Alfredo grinste zufrieden. Dann wurde er wieder ernst. »Und jetzt erfahre ich, dass ein Beauftragter der Schweizer Banken nicht nur hinter dem Tod deines Großvaters steckt, sondern auch hinter seinem Geheimnis her ist … Schon seltsam.«
    Fiona schluckte. »Es spricht immer mehr dafür, dass die vier alten Männer in ihrer Jugend jene Gauner waren, die für Claessen arbeiteten. Vielleicht will ich ihr Geheimnis gar nicht kennen. Dann schlafe ich in Zukunft besser …«
    »Was immer es war, es muss wichtig genug gewesen sein, um die Schweizer zu alarmieren und auch vor Mord nicht zurückschrecken zu lassen«, gab Alfredo zu bedenken.
    Fiona zuckte nur stumm die Achseln und fuhr von der Autobahn ab. Wenige Minuten später rollte der Golf auf den Parkplatz vor dem Tor des Instituts Peterhof.
    »Wo treffen wir Vincente?«, erkundigte sich Alfredo. »Beim Pförtner?«
    »Bleib kurz hier und warte auf mich, ich frage mal nach«, meinte Fiona und stieg aus. »In der Nacht ist die Schule geschlossen und der Zutritt verboten.«
    Der Portier schien Fiona bereits zu erwarten. »Guten Abend«, strahlte er sie an. »Sind Sie Frau Klausner?«
    Fiona nickte. »Ja, und ich suche einen Freund, der mit einer Schülerin und ihrer Lehrerin unterwegs war.«
    »Genau, Frau Bornheim!«, bestätigte der Pförtner und drückte Fiona eine kleine Notiz in die Hand. »Sie ist mit Francesca, ihrem Bekannten und einem Freund in ihre Wohnung in der Rittergasse gefahren und wartet dort auf Sie. Die Adresse steht auf dem Zettel, es ist nicht weit von hier. Schönen Abend noch!«

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