Falsch
»Er wusste, was es war, worum es ging, und er hatte den Auftrag, es aus der Welt zu schaffen. Punkt. Das erklärt, dass er nicht einmal gezögert hat.«
»Wenn wir also davon ausgehen, dass dieser Zwingli für ein Schweizer Bankenkonsortium arbeitet, wie Major Llewellyn berichtet, dann brauchen wir nur zwei und zwei zusammenzuzählen«, erklärte Fiona bestimmt. »Die Nummern sind Konten, die Worte sind die Losungs- oder Kennworte, die zu den jeweiligen Kontonummern gehören. Vielleicht hatten mein Großvater und seine drei Freunde Gelder deponiert oder wussten davon. Mit der Liste verschwand die letzte Verbindung zu den eingezahlten Summen. Das sollte er sicherstellen. Damit die Schweizer Bank oder Banken nicht zahlen müssen.«
Schweigen legte sich über die Runde.
Fiona sah Finch nachdenklich an und streckte schließlich die Hand aus. »Zeigst du mir den Zettel aus dem Bierkeller?«
»Wozu?«, wunderte sich Llewellyn. »Der hat uns in die Villa geschickt, nach der Addition der Buchstabenwerte des Ringes. Mein Spezialist hat den Text entschlüsselt, zweifelsfrei.«
»Das glaube ich sofort«, gab Fiona zurück und betrachtete das kleine Blatt Papier sorgfältig. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie griff nach einem Feuerzeug auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sofa. Als die Flamme emporzüngelte, hielt sie das Blatt drüber.
»Wollen Sie das jetzt auch verbrennen?«, fragte der Major alarmiert.
Finch legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich glaube, ich weiß, was sie vermutet«, murmelte er fasziniert. »Schaut genau hin!«
Und wieder, wie bei dem ersten Blatt in São Gabriel, wurden durch die Wärme der Flamme zwei Linien sichtbar, die am Ende des Zettels eingefügt worden waren:
Hundert erste Buchstaben sind unser Vermächtnis,
sechzig Millionen sind unser Einsatz.
Darunter kam ein Davidstern zum Vorschein, der aus Flammen geboren wurde.
»Ein Davidstern«, flüsterte Fiona entgeistert. »Was hat der zu bedeuten?«
»Sechzig Millionen.« Alfredo hatte Fiona den Zettel aus der Hand genommen und las die Zeilen nochmals. »Sechzig Millionen was? Reichsmark, Franken, Pfund, Dollar? Oder etwas ganz anderes?«
»Glaubst du, es waren einhundert Worte auf diesem Blatt in der Villa Borbone?«, erkundigte sich Fiona bei Finch.
Francesca war aufgewacht und räkelte sich in dem breiten Lehnstuhl. Dann öffnete sie die Augen und fragte unvermittelt: »Villa Borbone? Das Haus von Kaiserin Zita? Was ist damit?«
»Wieso?«, erkundigte sich Finch verwirrt und drehte sich um. »Kennst du die Villa etwa?«
Francesca nickte verschlafen. »Das habe ich Bernadette schon vor zwei Tagen erzählt, als wir über das Buch der Kaiserin von Österreich gesprochen haben.«
»Stimmt, ich erinnere mich«, gab Bernadette zu. »Deine Eltern wohnen ganz in der Nähe, und du hast jede Gelegenheit genutzt, um in der riesigen Villa zu spielen.«
Francesca nickte. »Villa Borbone delle Pianore, und der Park rundherum ist voller wunderschöner alter Bäume.«
»Ja, genau«, bestätigte Finch, »wir kommen gerade von dort.«
Bernadette sah das junge Mädchen nachdenklich an. »Du hast mir erzählt, dass du in den oberen Stockwerken auf Entdeckungsreise gegangen bist, selbst als es dort keinen Strom gab. Du hast im Kinderzimmer von Zita gesessen und Kaiserin gespielt. Richtig?«
Francesca nickte mit glänzenden Augen.
»Hast du auch mit einer Uhr gespielt, die in einer Holzvertäfelung über dem Kamin angebracht ist?«, erkundigte sich Bernadette und sah John Finch bedeutungsvoll an.
Das Mädchen blickte zu Boden und lächelte etwas verlegen. »Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen, aber …« Sie zuckte mit den Schultern. »Es gibt zwei Uhren im ersten Stock.«
Finch und Llewellyn hielten den Atem an.
»Die eine hat keinen Mechanismus, aber die zweite schon«, fuhr Francesca fort.
»Wie meinst du das?«, erkundigte sich Finch mit heiserer Stimme.
»Nun, ich hatte viel Zeit, müssen Sie wissen, und ich liebe es, mit Zahlen und Buchstaben zu spielen. Das Ziffernblatt der einen Uhr öffnete sich, wenn man auf die Zwei, die Sieben, die Vier und die Drei drückte.«
Alle Anwesenden waren sprachlos.
»Es war der doppelte Boden von Paul Hoffmann«, murmelte endlich Fiona. »Sollte der Schlüssel verlorengehen …«
Finch fing sich als Erster wieder. Er lächelte dem jungen Mädchen zu und überlegte genau, wie er seine Frage formulieren sollte. »Es würde uns sehr weiterhelfen, wenn du mir erzählen
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