Falsch
zu Finch und Llewellyn, die beide während des Fluges ihren Gedanken nachhingen. »Also müssen wir den EuroAirport Basel anfliegen, und von da können Sie dann einen Wagen in die Stadt nehmen.«
Finch nickte abwesend. Sie hatten Georg in den Händen eines fähigen Arztes in Massa gelassen, der bei seinem Patienten eine Schädelbasisfraktur diagnostiziert und absolute Bettruhe verordnet hatte. Dann war der Eurocopter zu einem Nachtflug nach Basel aufgebrochen.
»Was werden Sie nun machen?«, erkundigte sich Finch schließlich und wandte sich Llewellyn zu, der zu dösen schien.
»Ich werde nach London zurückkehren«, stellte der Major fest, ohne die Augen zu öffnen. »Zwingli hat ein weiteres Mal gewonnen, ich habe ihn unterschätzt. Auch wenn es mir schwerfällt, werde ich warten müssen. Auf eine nächste Gelegenheit, einen anderen Tag. Niemand ist unfehlbar, auch er nicht. Wenn er stolpert, werde ich da sein. Und dann wird er bezahlen.«
»Wir überfliegen soeben Mailand«, informierte sie der Pilot. »Noch etwas mehr als eine Stunde bis Basel Airport.«
Llewellyn schlug die Augen auf. »Und Sie?«, fragte er Finch.
»Zurück nach São Gabriel und überlegen, wie es weitergehen soll. Mein Flugzeug ist weg, mein Auftraggeber tot, und ich bin gescheitert, an einem Schweizer mit Streichhölzern. Wirklich keine positive Bilanz. Eigentlich wollte ich nach Nordafrika zurück, nach Ägypten oder Algerien, Marokko oder Mauretanien. Näher an die Wüste.« Sein Blick verlor sich in der Ferne. »Aber so …«
Llewellyn lehnte sich zurück und biss sich auf die Unterlippe. Er machte sich Vorwürfe, dass er es Zwingli zu leicht gemacht hatte, seine Aufgabe für die Schweizer Banken zu erledigen. Und im Geiste sah er sich bereits neben Peter Compton in London am Kamin sitzen und seine Niederlage eingestehen.
Es gibt nichts, worauf ich stolz sein kann, dachte er verärgert, im Gegenteil.
Ich habe nichts erreicht. Man könnte es auch anders formulieren: Ich habe es verschissen.
Rittergasse 4,
Altstadt Basel/Schweiz
»Sie müssen Fiona Klausner sein und Ihr Begleiter Alfredo Alvarez«, begrüßte Bernadette lächelnd die Neuankömmlinge, die nach einem kurzen Anstieg über drei Treppenabsätze nun vor ihrer Tür standen. »Vincente hat bereits jede Menge über Sie erzählt.«
»Vincente?«, wunderte sich Fiona und schüttelte die ausgestreckte Hand Bernadettes. »Reden Sie von unserem stummen Vincente?«
»Aber ja doch«, nickte die junge Frau begeistert, »Francesca spricht Gebärdensprache, unter anderem. Dieses Mädchen überrascht mich immer wieder. Auf jeden Fall reden die beiden seit einer Stunde fast ununterbrochen miteinander, und wenn wir Glück haben, dann dürfen wir ein wenig daran teilhaben.«
Sie beobachtete aufmerksam den Sicario, der etwas zögernd eintrat und sich unsicher umblickte. »Ich wollte mich bei Ihnen bedanken für vorhin«, sagte Bernadette auf Spanisch und drückte Alfredo zwei Küsse auf die Wangen. »Chris hat mir erzählt, dass der Mann hinter ihm her war und …« Sie brach ab und schluckte.
Alfredo wehrte ab und senkte etwas verlegen den Blick. »Das ist schon in Ordnung, ich war zur rechten Zeit am richtigen Ort. Glauben Sie mir, dieser Japaner war kein Unschuldslamm. Wir haben dafür gesorgt, dass er für einige Zeit hinter Gittern verschwindet, und dann wird er wahrscheinlich abgeschoben. Es würde mich wundern, wenn er das überlebt. Die Yakuza vergessen nicht.«
Die kleine Wohnung Bernadettes unter dem Dach des alten Hauses in der Rittergasse kam langsam, aber sicher an die Grenzen ihrer Aufnahmekapazität. Während Francesca es sich in einem der beiden Lehnstühle bequem gemacht hatte, saß Vincente auf dem Boden zu ihren Füßen und unterhielt sich glänzend mit dem jungen Mädchen. Chris hatte sich in die Küche verzogen und begonnen, die Schränke nach Kaffee und Tee und ein paar Keksen zu durchsuchen.
»Kommst du zurecht, oder brauchst du Verstärkung?«, erkundigte sich Bernadette und steckte den Kopf durch die Tür. »Ich hätte hier jemanden, der dir heute bereits einmal geholfen hat, und da er aus Kolumbien kommt, ist er sicher der Experte für Kaffee.« Damit schob sie Alfredo in die Küche und ergriff die Hand von Fiona. »Kommen Sie, ich mache Sie mit Francesca bekannt.«
Alfredo nickte Chris zu, der einen Topf Kaffee in der einen und eine Kanne heißen Wassers in der anderen Hand jonglierte. »Buenas tardes« , begrüßte ihn Weber, » i muchas gracias. Und
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