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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Takanashi vorsichtig nach.
    »Nun, ich nehme an, Sie sind ein Händler, dem Señora Valeria von dem Ring berichtet hat. Und nun, da ich mit ihr kein Geschäft gemacht habe, versuchen Sie Ihrerseits Ihr Glück.« Georg schüttelte den Kopf. »Aber ich verkaufe den Ring nicht, weder an Señora Valeria noch an einen Señor Takanashi.«
    »Ich weiß nicht, wie viel Ihnen geboten wurde …« Der Japaner lachte wieder. »Doch lassen Sie mich zuerst einen Irrtum aufklären. Ich bin kein Händler, ich bin ein privater Sammler. Ich konnte die Señora überzeugen, mir Ihre Telefonnummer zu verraten, weil ich mein Glück bei Ihnen direkt versuchen wollte. Aber ich kann Sie beruhigen. Sollte unser kleines Geschäft zustande kommen, dann geht Valeria nicht leer aus.«
    »Es wird kein Geschäft geben, auch wenn Sie Sammler sind! Der Ring bleibt bei mir. Er ist ein Familienerbstück und hat einen ideellen Wert, den Sie niemals abgelten könnten.« Georg strich mit einem großen Kreuz eine Gruppe von Strichmännchen durch. »Und jetzt Adios, ich habe zu tun.«
    »Warten Sie bitte noch einen Augenblick«, hakte Takanashi nach. »Sie wissen genauso gut wie ich, dass das nicht stimmt.«
    »Dass was nicht stimmt?«, erkundigte sich Georg misstrauisch.
    »Ihre Geschichte. Sie sind nicht mit Heinz Claessen verwandt, davon wüsste ich.« Die Sicherheit des Japaners schien unerschütterlich. »Also ist der Ring auch kein Familienerbstück. Er kann gar keinen ideellen Wert für Sie haben, Señor Gruber. Aber ich bin trotzdem gern bereit, über seinen Preis mit Ihnen zu verhandeln und einen eventuellen ideellen Wert, wie Sie es nennen, abzugelten.«
    Georg war für einen Moment sprachlos. Dann stotterte er: »Woher …?«
    »… ich das alles weiß? Weil es meine Aufgabe ist, zu wissen. Wenn Sie, so wie ich, seit Jahrzehnten eine ganz bestimmte Art von Objekten sammeln würden, wären Sie schlecht beraten, nicht zu wissen.« Takanashi klang keineswegs überheblich. »Also bleibt uns nur, über den Preis zu reden.«
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich nicht verkaufe«, erwiderte Gruber verärgert.
    »Diese Ringe erzielen üblicherweise Preise zwischen zweitausendfünfhundert und dreitausendfünfhundert Dollar, je nach Erhaltungszustand und der Prominenz des Trägers.« Takanashi schien ihn gar nicht gehört zu haben oder seine Einwände einfach nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. »Wie viel hat Ihnen Señora Valeria geboten?«
    »Sie hat mir gar kein Angebot gemacht, weil ich ihr von vornherein gesagt habe, dass ich den Ring nicht verkaufen würde«, schnappte Georg, »und im Gegenteil zu Ihnen hat sie mir zugehört.«
    »Dann unterbreite ich Ihnen jetzt ein Angebot«, sagte der Japaner ungerührt. »Fünfzigtausend Dollar.«
    »Wie bitte?« Gruber wäre um ein Haar der Telefonhörer aus der Hand gefallen.
    »Fünfzigtausend US -Dollar auf ein Konto Ihrer Wahl. Sobald ich Ihre verbindliche Zusage habe.« Es klang, als nehme der Japaner genießerisch schlürfend einen Schluck Wein. »Sie können den Ring selbstverständlich erst dann abschicken, wenn das Geld gutgeschrieben wurde. Ich vertraue Ihnen da voll und ganz, Señor Gruber. Oder ich komme und hole ihn persönlich in Bogotá ab.«
    »Das … das ist eine Menge Geld«, stieß Georg hervor. Er überlegte fieberhaft. Was um alles in der Welt war an diesem Ring so Besonderes? Was wusste Takanashi? Wer war dieser Heinz Claessen? Fragen über Fragen, und der Japaner musste einen guten Teil der Antworten kennen, sonst würde er ihm nicht eine derartig hohe Summe bieten. »Liegt Ihnen tatsächlich so viel an dem Ring?«
    »Ich mache nie einfach zum Scherz Angebote, Señor Gruber«, kam die prompte Antwort, »und ich weiß immer ganz genau, was ich will. Dieser Ring von Heinz Claessen würde einen Teil meiner Sammlung vervollständigen, einen wichtigen Teil.«
    Georg Gruber hatte die Fünf mit den vier Nullen vor sich auf die Schreibunterlage gemalt, und jetzt schienen ihn die Zahlen anzustarren. 50000 Dollar, und er wäre den Ring los! Ein verlockender Gedanke! Wer weiß, ob sich überhaupt jemand bei ihm melden würde, wie sein Vater geschrieben hatte. Vielleicht waren diese mysteriösen »Anderen« bereits seit langem tot, begraben und vergessen …
    »Ich melde mich morgen wieder bei Ihnen«, entschied Takanashi, ohne eine Antwort Grubers abzuwarten. »Überlegen Sie in Ruhe, ich habe es nicht eilig, ich kann warten. Sayonara , Gruber-San. Danke, dass Sie mir zugehört haben.«
    Bevor

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