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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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nicht
ständig anwesend, das wäre physisch nicht möglich gewesen, aber
dennoch spürten wir diese prickelnde Atmosphäre.
    Man hatte sich entschlossen, die Öffentlichkeit nicht
einzubeziehen. Nach Andeutungen Suiters war es auch so schwer
genug gewesen, den einhelligen Standpunkt, mit dem wir
zurück an die Front reisten, zu erzielen. Und dieser Standpunkt
ließ uns viel – allzu viel – Spielraum und Verantwortung. Wir
hatten zwar mehr Sicherheit in den eigenen Ansichten
gewonnen, jedoch keine wesentliche Order. Maxime blieb:
Keine Vertrauensseligkeit, aber alles tun, um noch mehr der
Fremdlinge auf die friedliche Linie zu bringen, den Kampf und
weitere Verluste möglichst ganz zu vermeiden. Also wurden
weitere Vorstöße bei dem Unbemäntelten, offensichtlich dem
Sprecher der friedlichen Gruppe, notwendig. Zur
Unterstützung, vielleicht auch zur Kontrolle, begleitete uns
Franziska, jene Mitarbeiterin der UNO, die mir seinerzeit den
Orden überreicht hatte. Sie war eine konsequente, aber
angenehme Partnerin.
    Die Zeit drängte. Das Risiko, unsere Angriffsvorbereitungen
könnten vorzeitig entdeckt werden, wurde von Tag zu Tag
größer. Was also lag näher, als ein weiteres Gespräch mit dem
Unbemäntelten.
    Wir hatten mehr Bequemlichkeit für uns vereinbart.
Er kam uns einfach ein Stück entgegen, vermutlich hob er für
diesen Zweck die Kuppel auf. Aber er bestand darauf, dass wir
uns nach Einbruch der Dunkelheit trafen und gegen Sicht
schützten. Wir stellten dafür einen großen Lastkraftwagen bereit.
Obwohl der Unbemäntelte bei diesem Treffen zugänglicher
schien, in einer Beziehung blieb er hart: Er wollte um keinen
Preis noch einen seiner unbemäntelten Artgenossen in den
Widerstand einbeziehen.
An diesem Abend deutete er uns an, warum. Er erläuterte:
„Schon als unsere Kosmos fahrt begann, war die Hälfte derer,
die unseren Planeten verließen, nicht überzeugt, dass sie richtig
handelten…“
„Verzeih – warum habt ihr euren Planeten verlassen?“
unterbrach Franziska.
Es glomm nur wieder der schwache Lichtschein in der
Umhausung, dennoch hatte ich den Eindruck, als lächelten die
Augen des Unbemäntelten. „Das ist Generationen her, Frau. Ich
weiß nur, dass angeblich die Lebensbedingungen für einen Teil
von uns in der Heimat nicht mehr gegeben waren. So entschloss
sich die Mehrzahl der Oberen, im Kosmos neue
Lebensbedingungen zu suchen. Und sie nahmen mit, was den
Fortschritt repräsentierte. Auch Wissenschaftler… Irgendwann,
es wird Stillschweigen darüber gewahrt, gab es in den Schiffen
eine – ihr würdet sagen – Meuterei, einen Aufstand –, der
misslang. Wir elf sind Nachfahren derer, die damals in die
Heimat zurückkehren wollten… Vielleicht genügt dies…?“
Wieder lächelte dieses schöne Gesicht.
Auch ich empfand Freude. Es hatte sich gelohnt, mit ihm und
seinen Begleitern unbedingt sprechen zu wollen. Und wenn’s nur
einer gewesen wäre… Oder…?
Franziska begann von neuem. „Glaubst du, dass wir euch
besiegen werden, vertreiben? Ich muss das annehmen, weil du den
friedlichen Weg willst.“
Das war ungeschickt im höchsten Maße – und überheblich.
Franziska musste es ebenfalls nachträglich empfunden haben. Sie
biss sich auf die Lippen, sah zu Lang.
„Siegen oder nicht siegen… Es könnte leicht der Fall eintreten,
dass es keinen Sieger gibt, nur Verlierer. Die Verluste werden
schrecklich sein. Ihr werdet neue Waffen entwickeln. Und unser
Strahlenfeld ist furchtbar…“
„Kann man…“ Lang brach die Frage ab.
„Man kann nichts dagegen tun, es gibt keine Abwehr. Und
außer uns elf wird keiner der Oberen den Kampf einstellen.“
Ich spürte mehr, als dass ich sah, wie Lang sich aufrichtete.
„Ich nehme an, das war dein letztes Wort. Du hast damit das
Todesurteil über deine Artgenossen gesprochen, die nicht zu euch
elf gehören. Unser Angriff ist vorbereitet, und er wird erfolgreich
sein.“
Überrascht fühlte ich mich schon. Abgesprochen hatten wir
solche Enthüllungen nicht. Ein letzter Versuch Langs, ihn um
zustimmen? Und wenn dieser Unbemäntelte doch bluffte? Ach
was! Wer Gutes will – vor allem der – muss riskieren!
Nach Langs Offenbarung herrschte Stille in dem kleinen
Raum.
Dann sagte der Unbemäntelte: „Ich kann es nicht glauben. Aber
auch wenn es so wäre, ich, wir stimmen zu!“
Und da erläuterte Lang unseren Angriffsplan.
Wieder schwieg der Unbemäntelte. „Ich kenne diesen Gaseffekt
nicht. Vielleicht funktioniert

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