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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Hilfe, lasse das Auto abschleppen.“
Sie blieben stehen. Einer sagte: „Dann geh, Mensch. Das
Fahrzeug stört uns nicht, es kann von uns aus liegen bleiben,
und ihr werdet es nicht mehr brauchen.“
Mein Denken konzentrierte sich zunächst auf „gehen“ und
„das Fahrzeug stört uns nicht“. „Mal sehen“, murmelte ich,
tippte grüßend an die Mütze und stapfte davon. Erst unterwegs
überlegte ich mir, was der noch gesagt hatte, und das gab mir,
wenn ich es entsprechend auslegte, schon zu denken.
Einmal drehte ich mich um. Winzig stand das Wrack des
Rovers zwischen den Stützen der Raumschiffe. Nichts bewegte
sich dort.
Am Morgen des dreißigsten Tages lag leichter Dunst über der
Ebene.
    Ich hatte wenig geschlafen in der vergangenen Nacht,
unentschlossen, innerlich zerrissen, wie ich mich überhaupt nicht
kannte. Dieses „Das Fahrzeug stört uns nicht, es kann von uns
aus liegen bleiben…“ hatte mich wankelmütig gemacht, mich
veranlasst, alles in der Schwebe zu belassen. Aber was, wenn sie
plötzlich, ohne es angekündigt zu haben, starteten? Ich würde
die Triebwerke hören und die Taste drücken können. Doch die
Unseren wären nicht gewarnt, die Druckwelle… Auch sie
würden die Triebwerke hören und in Erwartung eines Angriffs in
Deckung gehen. Schlimmer wäre, wenn die Gegner die Mine
entdeckten – ein Leichtes für sie, den havarierten Rover zu
untersuchen. Aber so recht glaubte ich an eine solche
Möglichkeit nicht. So gut kannte ich sie, dass ich auf ihre
Kombinationsgabe nicht viel geben musste. Dennoch rannte ich
fast jede halbe Stunde aus dem Unterstand, nahm das Glas vor
die Augen und starrte hinüber.
    Früh dann hätte ich es in einem unruhigen Schlummer bald
verschlafen.
Lang hatte uns zu sich gerufen, um für das vereinbarte letzte
Gespräch Vorbereitungen zu treffen. Es sollte abermals eine
Postenkette gebildet und die Delegation am Rande des
überlassenen Areals abgeholt werden, was ich wieder besorgen
sollte.
Ich kam auf die letzte Minute in den Beobachtungsstand, auch
deshalb, weil ich
– zunächst unschlüssig
– noch
einmal
umgekehrt war, um den Kontaktgeber an mich zu nehmen.
Dort tat sich nichts. Wir blickten abwechselnd durch die
Fernrohre. Ich sollte nicht aufbrechen, bevor sich drüben die
Delegation zeigte. Auch zur vereinbarten Zeit setzte sich dort
nichts in Bewegung.
Lang gab Befehl, dass sich die Posten auf ihre Plätze zu
begeben hätten. Mich hielt er zurück.
Nach einer Viertelstunde ließ Lang eine rote Rakete abfeuern.
Vielleicht folgte ich ihrem Sprühbogen nicht so lange mit den
Augen wie die anderen, vielleicht auch hatte mein Misstrauen den
Blick geschärft. Der Dunst um die Schiffe geriet plötzlich radial
in Bewegung – ja, als hätte jemand einen Stein ins Wasser
geworfen. Ich schrie: „Achtung – Angriff!“
Die Köpfe fuhren herab. Es blieb unklar, ob jeder die Gefahr
erkannte, schließlich waren auf keinen anderen so wie auf mich
die Todesstrahlen jemals gerichtet gewesen.
Und dann sah ich, wie sich im Zenit über den Schiffen die
Kuppel langsam aufbaute. „Soll ich?“, schrie ich in höchster
Not, an Lang gerichtet.
Er starrte mich an, begriff nicht.
„Ich tu’s!“, brüllte ich.
Kein Zweifel, meine Angst verjagte ich in diesem Schrei.
Und ich trieb die Taste hinein, mit beiden Daumen, als wollte ich
sie durch den kleinen Kasten quetschen. „Deckung“, schrie ich
heiser, „Deckung!“
Ich weiß nicht, wie lange ich das folgende – alles auf einmal –
wahrnahm. Das Geknattere und Geheule der Alarmraketen, die
erstaunten Rufe der Offiziere, die das Entstehen der Kuppel nun
auch bemerkten… Denn das alles ging unter in einem langsam
aufflutenden Inferno, das durch eine mittlere Detonation
eingeleitet wurde.
Einem heftigen Beben folgte ein Fauchen, das in
ohrenbetäubendes Heulen überging nach einem übergrellen
Blitz. Dazwischen Bersten, Knirschen, knatternde Explosionen.
Dann verdunkelte sich der Himmel.
Längst waren wir hinter der Befestigung zusammengerutscht,
und das war lebensrettend, denn nun kam es heran: Äste trieben
über uns hinweg, Kriegsgerät. Über den Wall schob es lose Erde
und Steine, als stünde davor ein Zyklop, der uns zuschaufeln
wollte. Der Himmel war düster, und es walkten schwarze Wolken
aus Staub und Gasen.
Staub und Gase blieben, nur die schweren Gegenstände waren
herabgefallen. Die Wolken zogen träger.
Eine ungeheure Stille brach über uns herein.
Ich lag unter einer Schicht

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