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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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keinen Sinn
für Proportionen oder eine Maschinenästhetik verriet. Es
schien, als hätte man zusammengebaut, was gerade greifbar
oder funktionell notwendig war. Gelenke und Teleskope lagen
frei, eine Unmasse von Kabeln hingen herum. Das erschien
wuchtig, bizarr, von vornherein furchteinflößend. Am
Schlimmsten jedoch bot sich das dar, was wohl die
Manipulationen auszuführen hatte: An den Enden der Arme
befanden sich Greifer, Stacheln, Sonden, Schaber, Messer und
Scheren und so etwas wie Saugnäpfe und Sensoren. Neben der
matt grauschwarz glänzenden
Maschine stand ein großer,
ebenfalls grauschwarz schimmernder Container.
Plötzlich setzte sich ein Greifroboter in Bewegung, auf den
Menschenpferch zu, fasste, wie es schien, behutsam
einen
Mann, zog ihn nach oben aus dem Gedränge, brachte ihn in die
Waagerechte und transportierte ihn behände auf die Pritsche
unter die Maschine. Erst in diesem Augenblick löste sich das
Entsetzen, der Mann schrie auf einmal, und da schrien alle wie
in gemeinsamer Todesangst.
Auch Dagmar schrie laut auf. Ich legte ihr sofort, jedoch ohne
Nachdruck die Hand auf den Mund. Da wimmerte sie nur noch
leise. Sie wandte das Gesicht ab. Tränen benetzten meine Hand.
Ich aber verfolgte das Geschehen, als wollte ich das
Fürchterlichste speichern, um es stets parat zu haben, wenn es um
die Vergeltung gehen würde. Ich war mir ganz sicher, dass sich
in den nächsten Augenblicken Entsetzliches abspielen würde.
Und ich hatte mich nicht geirrt.
Vorn im Menschenknäuel, man sah es an der Haltung, waren
etliche der Unglücklichen ohnmächtig zusammengesunken, sie
hingen schlaff im Kraftfeld, andere wehrten sich verzweifelt,
schrien, wimmerten.
Auf den Mann unter der Maschine senkten sich gleichzeitig
mindestens fünf Manipulatoren. Er schrie noch einmal auf, dann
verröchelte er unter einer Schere, die in seinen Brustkorb
eindrang, den Körper längs zerteilte. Zwei Greifer klappten ihn
auf, und da senkte sich eine Vielzahl von Sonden hinein, die
emsig wie Bienen in der Blüte – dieser makabre Vergleich
drängte sich mir einen Augenblick auf
– im Körper des
Unglücklichen herumtasteten.
Von den vier Kugeln hatten sich drei um die Pritsche postiert,
als beobachteten sie interessiert den Vorgang. Die vierte hielt
sich in der Nähe der Menschen auf, als hätte sie die Aufgabe,
sofort einzugreifen, falls sich dort etwas zutrüge, womit die
Henker nicht einverstanden wären.
Plötzlich fuhren die Sonden in die Höhe, der Leichnam wurde
von dem Greifroboter, der bewegungslos gewartet hatte,
aufgenommen und in den Container geworfen.
Es erscholl abermals ein Aufschrei. Ein zweiter Greifer zog
eine Frau aus dem Pulk, die ohnmächtig in den Fängen hing, und
schleppte sie auf die Pritsche. Diesmal senkten sich tellergroßen
Saugfüße auf den Körper…
Ich hatte mich angesichts der brutalen Untersuchung
des
ersten übergeben müssen. Auch später, als die Torturen weiter
gingen, verspürte ich heftigen Brechreiz. Ich wandte dennoch
kein Auge von den scheußlichen Szenen, und ich musste an mich
halten und mich konzentrieren, damit mir nicht die Sinne
schwanden.
Dann hing der nächste Versuchsmensch im Greifer. Aber auf
halbem Weg zur Pritsche blieb der Roboter stehen. Die Frau
schrie mit hervorquellenden Augen um Hilfe, hielt die Arme zu
den wehrlosen Mitgefangenen hingestreckt, flehte, fluchte,
verfluchte.
Eine der grünen Kugeln hatte sich von ihrem Standort
entfernt, schwebte wie unschlüssig hin und her.
Dann fuhr ich, zu Tode erschrocken, zusammen. Hinter der
Halbkugel, auf der anderen Seite, schlug etwas hart an, ein
Surren ließ sich dort vernehmen, und dann rollte eine weitere
Maschine in das Rund, unmittelbar auf den Henkermanipulator
zu. Sie verdeckte mir die Sicht. Als sie sich jedoch kurz darauf
entfernte, hinterließ sie eine saubere Pritsche, einen blanken
Fußboden und glänzende Instrumente an den Tastarmen.
Bereits außerstande zu schreien, hing die Frau apathisch noch
immer in der Klammer. Endlich legte der Greifer sie auf die
Pritsche.
Schon gegenwärtig, erneut Scheußliches zu sehen, wurde ich
doch aufmerksam, als sich dann lediglich zwei leichte
Manipulatoren auf sie herabsenkten. Diese schnitten ihr
unverhältnismäßig vorsichtig die Kleidung vom Leib, zogen sie
gleichsam aus. Mit einer leichten Gliederwalze, die sich den
Körperformen anpasste, wurde sie mehrfach überrollt. Schaden
nahm die Frau dabei nicht.
Da blieben die Mechanismen wie unschlüssig

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