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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Hand gegen die Tür des Fahrerhauses. Erst nach einer dringenden
Wiederholung, begleitet von einem kräftigen Fluch, öffnete sich
die Tür einen Spalt. „Los, zwei Mann raus, schnell, und hinten
aufsitzen! Nicht auf den Boden springen! Schnell, verdammt
noch mal!“
Drin gab es einen kurzen Wortwechsel, dann kam zögernd ein
sommersprossiger Junge und nach langen Sekunden einer, der
wie ein Ringer aussah, klein und gedrungen.
Der Junge hopste aus der Tür auf die Erde. Ich ergriff ihn am
Ärmel der Uniform, riss den Erschrockenen herauf und bedeutete
ihm heftig, er solle sich nach hinten hangeln. Gleichzeitig reichte
ich ihm ein Messer und raunzte: „Zerschneide die Plane, Idiot,
wie lange willst du dort herumbandeln!“
Wir stiegen hastig auf die Plattform. Ich stieß mir schmerzhaft
den Kopf an einem der Rohre.
„Ihr richtet grob dorthin“, ordnete ich an und zeigte auf den
Sommersprossigen und den jungen Offizier und dann
in
Richtung des Busses.
„Du willst doch nicht… Nein, das ist Wahnsinn!“
Ausgerechnet der Offizier kniff.
„Willst du dich abschlachten oder verblöden lassen? Weshalb
bist du hergekommen? Feiglinge werden hier nicht gebraucht.
Los jetzt!“
Er kroch unter den Rohren nach hinten, im Magazin lagerten
die Raketen.
Ich schnitt hinten die Plane auf. Der zweite Wagen stand
dichtauf, musste vordem wohl auch scharf bremsen. „He, ihr!“,
rief ich leise.
Keine Reaktion.
Ich warf das Messer gegen die Scheibe, eine hässliche
Rissspinne lief darüber hin. Weiter tat sich nichts. Ich wollte
schon hinunterspringen, als mir der „Ringer“ zuraunte:
„Warum nimmst du nicht das Sprechgerät?“ Der Mann sagte
das völlig ruhig.
„Alle machen sich offenbar nicht in die Hosen“, dachte ich und
schalt mich einen Ochsen.
Nach dem Anruf kam drüben schemenhaft ein Gesicht hoch.
Ich schrie: „Schnell, zum Teufel! Feuerbereitschaft! Beeilt euch!“
Ich keuchte, als ich die erste Rakete schleppte.
Das hätte man automatisieren können.
„Die nächste Werferserie ist automatisiert“, sagte unter
Anstrengung der Ringer. Auch er schleppte ein Geschoss.
Die beiden vorn hatten sich gefangen. In weniger als einer
Minute wiesen die sechzehn Rohre in die Richtung, in der man
den Bus vermuten konnte, noch befand sich aber die Plane
dazwischen.
Der Ringer bugsierte weitere Geschosse heran, ich entriss ihm
sein Seitengewehr, versah die Abdeckung mit zwei senkrechten
und einem unteren waagerechten Schnitt. Dann blickte ich
hinaus.
Die Szene hatte sich verändert; es schien, als kämen die
Fremdlinge nicht klar. Einzelheiten konnte ich in der
zunehmenden Dämmerung nicht mehr ausmachen.
Die Trossen schienen gekappt, die vier Schweber standen jetzt
nur ein Weniges über dem umgeschlagenen Bus. Und gerade als
meine Augen sich an die Szenerie zu gewöhnen begannen, fuhr
ich regelrecht zurück. Eine mächtige, überlaute Stimme befahl:
„Aussteigen!“ Sie klang künstlich und hallte nach.
Mir sträubten sich die Haare. Dann begriff ich: Die Leute im
Bus waren gemeint. „Schnell!“ Ich trat hinter die Werferbatterie,
übergab das Messer dem Offizier. „Du schneidest das Viereck
ganz heraus, wenn ich es dir sage.“
„Die sind nicht für den Direktbeschuss!“, warf der
Sommersprossige ein.
Ich ergriff das Handrad. „Mach den Verschluss auf“, herrschte
ich den Soldaten an.
Der gehorchte.
Ich kurbelte, hielt das Gesicht an die Röhrenöffnung. „Heb die
Plane an!“
Die Schweber standen wie aufgefädelt in einer Reihe. Und da
hatte ich den ersten im Blick. Sorgfältig achtete ich darauf, dass
sich mein Auge mittig in der Rohröffnung befand und dass der
Kreis der Mündung zentrisch im perspektivisch sich
verjüngenden Rohr und dahinter die Halbkugel standen.
Der Ringer hatte meine Absicht erkannt. Geschickt hielt er eine
Rakete, jederzeit bereit, sie in den Lauf zu schieben.
Ich zwang mich zur Ruhe. „Noch nicht“, murmelte ich, „erst
auf die anderen Vögelchen gucken.“ Und ich drehte
den
Seitentrieb, zählte die Umdrehungen. „Aha, da bist du
ja,
dreimal“, kommentierte ich mein Tun, „und du, ja, wieder
dreimal drehen…“
Nur den fünften Schweber, der noch immer vor dem Bus
beinahe auf der Straße stand, ließ ich bei meiner Betrachtung aus,
ich merkte mir jedoch dessen Standort gut.
Ich kurbelte zurück auf die erste Schildkröte. In
Sekundenschnelle hatte ich sie abermals in Position. Ich trat
zurück. „Bereit?“, fragte ich beherrscht. „Also: Laden,

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