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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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mit Übersetzern
ausgestattet war.
Einmal sah ich zufällig Fred hinterher, der unterwegs nach
einer Bodenprobe war. Mir deuchte, er bewegte die Lippen. Ich
folgte ihm sofort, konnte nicht abschätzen, ob er mich bemerkte,
während er sich bückte. Als ich mich in seiner Nähe befand,
hörte ich, dass er halblaut vor sich hin sang. Beinahe schämte ich
mich, weil mir meine Nervosität offensichtlich einen Streich
gespielt hatte. Und dann dachte ich, was dieser Mensch wohl für
ein Gemüt haben müsse, unter diesen Gegebenheiten zu singen.
Oder tat er es aus Furcht vor dem Kommenden? Ich erinnerte
mich, dass ich als Kind oft im Dunkeln an einem Friedhof vorbei
musste, da pfiff ich stets laut, um mir selbst Mut zu machen.
Gegen siebzehn Uhr experimentierten wir nur noch, um uns zu
beschäftigen. Dann kam Nemo auf die Idee, den
kleinen
Schweber, den man uns offensichtlich zur Verfügung gestellt
hatte, als mobiles Labor einzurichten. Der uns zugeteilte
Aufseher, der sich übrigens stets in unserer Nähe aufhielt, hatte
keine Einwände. Und so räumten wir unseren Kram in das
Flugzeug, das lenkte ab.
In einer Stunde aber beendeten wir auch diese Tätigkeit. Ich
erwischte mich, wie ich immer dann, wenn ein anderer den
Himmel absuchte, den Blick ebenfalls in die Richtung lenkte. Ab
und an lauschte ich, ob sich nicht Triebwerksgeräusche
vernehmen ließen.
Dann geschah etwas, womit wir nicht gerechnet hatten. Bereits
um achtzehn Uhr dreißig drängte man uns in die Ställe zum
Abendessen, wie der Aufseher sagen ließ. Aber, und das
überraschte zutiefst, man schloss die Tore!
Weder Nemo noch der neue Sprecher hatten die Zeit gefunden,
einer Kugel einen Hinweis zu geben, die Erdarbeiter zu
beeinflussen. Ja, es wäre um diese Zeit auch völlig unsinnig
gewesen, wollte man mit einer solchen Information nicht die
gesamte Angriffsaktion der Menschen, die wir mit immer
gemischteren Gefühlen erwarteten, gefährden.
Es herrschte eine unheimliche, gedrückte Stimmung.
Nur
wenige aßen das gekochte Fleisch, und diese lustlos.
Die
meisten hockten im Stroh, jederzeit gewärtig, in volle Deckung
zu gehen.
Nemo und ich machten uns am Tor zu schaffen, es gelang,
einen Flügel ein Stück abzubiegen, gegen den Rahmen
zu
verkeilen, sodass wir ein wenig vom Hofgeviert überschauen
konnten.
Draußen standen unbeweglich eine Menge Kugeln, mir schien,
noch mehr als am Nachmittag. Verlassen lag die Baustelle, das
Gewächshaus zu drei Vierteln mit Folie überdeckt. Eine Ecke
hob der Wind, ließ sie gegen den Bogen klatschen. Das einzige
Geräusch.
Dann kam ein Rauschen auf. Nemo und ich blickten uns an,
es ließ sich nicht einordnen, war, als zöge ein Segelflieger im
Landeanflug dicht an uns vorbei.
Da sah ich nach oben in den Türspalt und stieß in höchster
Erregung Nemo in die Seite. Er presste wie ich das Gesicht
gegen das Tor, um Ausblick zu halten. In großer Höhe zogen
Schweber, umschwärmt von Disken. Und sie schleppten ein
ausgespanntes, weitmaschiges Netz, dessen unterste Seile
beinahe bis auf die Dächer reichten.
Natürlich wurde uns sofort klar, was das bedeutete. Sie flogen
unseren Verbänden entgegen, fingen sie ab. Es würde ein Fiasko
geben. Unsere im Vergleich zu den Schwebern und Disken
schwerfälligen Passagierflugzeuge und Luftschiffe würden in
die Falle fliegen, noch ehe sie die Gefahr erkannt hätten. Dass
sie mittlerweile auf einen Luftkampf eingerichtet wären, konnte
ich mir nicht vorstellen.
Ein Weiteres aber schien auch eindeutig. Nemo sprach es aus.
„Sie wissen von dem Angriff!“ Er sagte es so, als knirschte er
dabei mit den Zähnen.
Dann kam ein Augenblick, in dem mir alles gleichgültig wurde.
Ich dachte nur an das eine: Warnen! Ich riss das Funkgerät
hervor und rief heftig Sven.
Nemo wandte sich rasch um, musterte die Gefährten, die im
düsteren Hintergrund schweigsam harrten. Dann stellte er sich
so, dass sich sein Körper zwischen ihnen und mir befand. „Mach
schnell!“ raunte er.
Ich hatte die Verbindung zu Sven in dem Augenblick, als
Motorenlärm aufklang, Lärm von Turbomotoren menschlicher
Bauart, dazwischen dumpfe Detonationen.
„Sven, um Himmels willen, warne die Unseren!“ Ich schrie es
in höchster Not.
„Zu spät“, antwortete Sven sarkastisch. „Einige hat es bereits
erwischt. Drei, vier Flugzeuge von uns sind in die
Seile
geflogen. Sie haben diese Gleiter mit ins Verderben gerissen…
Aber geht in Deckung, etliche kommen durch. Sie müssen gleich

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