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Falsche Froesche

Falsche Froesche

Titel: Falsche Froesche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Schoenthal
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Atemmaske, steht ein blauer Mann. Vom Handwerker-Sexappeal ist nichts geblieben. Er sieht aus wie ein geisteskranker Kammerjäger.
    Ihre Zunge belegt sich, die Augen brennen, auf der Stirn sprießen Pickel. Nachts kriecht der Dreck in die Küche und berieselt das Matratzenlager. Ausgeschlossen, Sie kleine Hysterikerin, da er den Boden nach jedem Schleifgang gründlich saugt. Ach ja, wieso sind dann Ihre Haare, die Sie abends waschen, in der Früh so klebrig, dass man einen Irokesen in die Höhe zurren könnte?
    Freitagabend, nach dem Endschliff, laden Sie ins Restaurant ein. Erstens stinkt Ihnen die ewige Take-away-Pizza, in der vollgestopften Küche kann man maximal Wasser kochen, zweitens wollen Sie den Mann bis nach Versiegelung bei Laune halten. Sie genießen Ihr Steak, ignorieren das Heimwerkergebrabbel und verschlucken sich, als er Ihre Hand ergreift. Der triefende Blick lässt einen Heiratsantrag befürchten. Schlimmer, er möchte mit Ihnen zusammenziehen. Die sanierte Eigentumswohnung können Sie teuer vermieten, er kündigt seine Mansarde, und Sie beide suchen ein schnuckeliges Häuschen am Stadtrand. Verlogen geloben Sie, darüber nachzudenken.
    Vor dem Finale, zweiter Lackauftrag, entlässt er Sie Sonntagmittag zur Erholung in den Garten. Eine prächtige Idee, nachdem Sie am Gestank der Erstversiegelung, gefolgt vom Staub des Zwischenschliffs, beinahe erstickt wären. Bald schließt er sich, derweil der Lack aushärtet, der am Schwimmbiotop versammelten Nachbarschaft an, um die gesellige Runde drei Stunden später zwecksEndkontrolle, bevor Sie die Pracht betreten dürfen, wieder zu verlassen. Eingelullt von Gratulationen, wer kann einen solchen Freund sein eigen nennen, brechen Sie auf.
    Sie öffnen die Tür. Weiß gesprenkeltes Parkett. Starr vor Schock beglotzen Sie, was aussieht wie der gottverdammte Teppichboden, den Sie nie wollten. Seit wann heißt Sternenparkett, kreischen Sie, dass Millionen weißer Sternchen im Lack kleben. Der Meister schießt ums Eck, furiosen Blicks, mit dröhnend lauter Bohrmaschine im Anschlag. Al Pacino, Scarface-Kettensägenszene. Brüllt: Was hast denn du je beigetragen? Nichts, wozu auch. Dass, was jedes Kind weiß, sommers in Wassernähe Pappelblüten durch die Luft schwirren, haben Sie tatsächlich nicht erwähnt. Der Trottel hat die Fenster offen gelassen.
    Mit der Ruhe der Verzweiflung bitten Sie ihn, sich und sein Zeugs zügig zu entfernen. Montagmorgen engagieren Sie eine professionelle Parkettbodenfirma, buchen Last Minute Mallorca und packen Ihren Koffer. Als Sie die Bettwäsche des verdreckten Matratzenlagers abziehen, flattert unter dem Kissen ein Zettel heraus. Die mit roten Herzen und Rufzeichen eingerahmte Annonce »Häuschen im Grünen − Bastlerhit!« wird unbeantwortet bleiben.

Der Schlappschwanz
    Merken Sie sich, lieber Freund,
ein richtiger Fischer
wirft kleine Fische zurück ins Wasser.

Milan Kundera
    FALLE
    Er strotzt vor Kraft.
    HIMMEL
    Gott, sieht der gut aus. Freches Grinsen, geht wie ein Panther, und sein Wahnsinnsbody macht Sie vollends wuschig. Der Oberkörper breit und prall und stark im schlichten weißen T-Shirt . Über dem Gürtel, wo sich bei Ihren Exen Bierbäuche in diversen Größen wölbten, gibt das Shirt, wenn es gottlob bisweilen nach oben rutscht, den Blick auf reine Muskelmasse frei. Wie die engen Jeans beim Sitzen über seinen Oberschenkeln spannen, jagt Ihnen heißkalte Gänsehaut über den Rücken. Verstohlene Blicke auf die Ausbeulung knapp darüber geben Ihnen den Rest.
    Dass er täglich ins Fitnesscenter pilgert, droht seine Pracht ein wenig zu entzaubern. Ja, was haben Sie gedacht. Dass dieser Körper vom Fressen und vom Saufen kommt? Na also. Ihre Befürchtung, Muskelmann ernähre sich von Proteinshakes, Anabolikakapseln und Vitaminpillen, erweist sich als überflüssig, da er einem gemeinsamen Abendessen in Ihrer Lieblings-Trattoria begeistert zustimmt.
    Der kuschelige Ecktisch ist mit rotweißkariertem Leinen liebevoll gedeckt, die Kerze brennt, im Hintergrund schmeicheln italienische Schnulzen. Frohgemut ergreifen Sie die Halbliterkaraffe Valpolicella, die der Padrone automatisch gebracht hat, wollen Ihrem Begleiter einschenken. Stopp, signalisiert seine blitzschnell erhobene rechteHand, leicht befremdet lehnt er ab. Offenbar trinkt er erst zum Essen.
    Also bedienen Sie sich selbst, genießen die wohlig warme Wirkung des Rotweins und beobachten verzückt, wie ernsthaft er die sensationelle Speisekarte studiert. Er

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