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Falsche Froesche

Falsche Froesche

Titel: Falsche Froesche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Schoenthal
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Gewichte, bravo, stählt seine Muskeln, bis er nicht mehr gehen kann vor Kraft. Dumm nur, dass für den einzigen Körperteil,der ernsthaft einer Stärkung bedürfte, keine Trainingsmaschinen parat stehen.
    Das Projekt Candlelight-Dinner geben Sie zur Schonung Ihrer Nerven auf und verlagern die Zusammenkünfte ins Café. Soll er Kräutertee und Multivitaminsaft trinken, bis er vom Sessel kippt. Für Salatorgien stehen Sie nicht mehr zur Verfügung, die muss er woanders feiern. Am besten mit seinen Sportskameraden in der Nichtraucher-Vegetarier-Zentrale neben dem Fitnesscenter. Da können sie in keimfreier Klinikatmosphäre Tofu wiederkäuen und sich gemeinsam an ihren Bizepsen, Trizepsen und Waschbrettbäuchen begeilen.
    Bei Treffen mit Freunden hingegen ist er Ihnen ein willkommener Begleiter. Essenseinladungen können angesichts der skurrilen Ernährungsgewohnheiten Ihres Lovers nicht wahrgenommen werden, aber Pokerabende, Tischtennisturniere, Wanderungen funktionieren wunderbar. Er kommt gut an. Sie beobachten, wie strahlend die Menschen auf ihn reagieren, und erinnern sich wehmütig an die Zeit, da sein Aussehen, die unbeschwerte Fröhlichkeit und der heitere Optimismus auch Sie noch faszinierten.
    Dass der Gute intellektuell auf einem etwas niedrigeren Level rangiert, scheint niemanden zu stören. Wirkt, im Gegenteil, erfrischend. Man muss nicht alles analysieren, zerdenken, verstehen. Einmal herzhaft gelacht, dazu ein kleiner Sinnspruch aus dem Aphorismen-Kistchen, und schon löst sich manches Problem ganz von alleine. Die verschwörerisch-dreckigen Blicke Ihrer Freundinnen signalisieren, dass sie wissen, wo dieser Knabe punktet. Ein Irrtum, den Sie nicht aufzuklären gedenken.
    Eines Tages beschließen Sie, Ihren Prachtkerl zu einem Empfang plus Galadiner im Innenstadtpalais mitzunehmen. Ein klassischer Smalltalktermin, da kann wenig schiefgehen. Was Sie brauchen, ist ein gut aussehender Begleiter, dazu taugt er allemal.
    Treffpunkt Foyer. Sie sind schon da. Als Sie ihn kommen sehen, verpufft der letzte Rest von Libido, der noch in Ihnen floss. In dem billigen schwarzen Anzug sieht er aus wie ein Orang-Utan, den man als Bodyguard verkleidet hat. Das Sakko spannt an den Oberarmen. Dank der zu kurzen Hosen kommen die weißen Tennissocken, die in cognacfarbenen Maßschuhimitaten stecken, wunderbar zur Geltung. Höchst seltsam auch der Gang, gebremst, als kämpfe er bei jedem Schritt gegen einen unsichtbaren Widerstand. Offenbar versucht er vergeblich, dem soliden Schuhwerk seine federnden Pantherbewegungen aufzuzwingen. Die weiße Lederkrawatte entdecken Sie kurz bevor er Sie umarmt. Dass das Haar nach Latin-Lover-Art fettig glänzend gegelt ist, fällt kaum noch ins Gewicht.
    Sie absolvieren den Empfang, stets darauf bedacht, den Mann in Ihrem Schlepptau als zufällige Cocktailbekanntschaft zu behandeln. Eine grausame Taktik, die bestens funktioniert, zumal der Schwachkopf nichts mitbekommt. Im Affengriff hält er sein Champagnerglas, aus dem er freilich keinen Tropfen trinkt, und grinst zufrieden vor sich hin. Gut so, denn in diesem Augenblick haben Sie am anderen Ende des Saales den Gastgeber erblickt, in dessen Richtung Sie zischen, um ihn ohne Anhängsel zu begrüßen. Er freut sich, Sie zu sehen, sagt er, Sie freuen sich über die Einladung, sagen Sie und erstarren. Neben Ihnen steht Einstein, reicht Ihrem Gegenüber mit denWorten »Je später der Abend, desto schöner die Gäste« die Hand und outet sich als Lebensgefährte. Sie möchten versinken und nie wieder auftauchen.
    Als die Gästekarawane in Richtung Dinner zu rollen beginnt, mutiert die Scham zu nackter Panik. Sie müssen aus dieser Veranstaltung aussteigen, sofort. Mit dem Trottel können Sie nicht zu Tisch gehen. Die Scherzchen, die zum Pokern und zum Wandern passen, wären hier fatal. Vom peinlichen Styling ganz zu schweigen. Er wird seine Pranke auf Ihre Hand legen und Schwachsinn reden. Kultiviert, wie die Gäste sind, werden sie höflich lächeln. Aber wehe Ihnen. Bis der Abend und die Contenance zur Neige gehen, haben Sie einen irreparablen Eindruck hinterlassen. Die beruflichen Kontakte, die Sie hier pflegen wollten, können Sie vergessen. Nach diesem Essen sind Sie erledigt.
    Sie setzen Ihr leidendstes Gesicht auf und entschuldigen sich beim Gastgeber unter Vorspiegelung plötzlicher Übelkeit. Was nicht ganz gelogen ist. Im Taxi teilen Sie Orang-Utan mit, dass Sie angesichts Ihres turbulenten Magens alleine schlafen müssen. Unter

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