Falsche Froesche
dümmlichem Augenzwinkern, das er für lasziv hält, meint er, er wisse, wie er Sie super ablenken könne. Na klar. Die neunundneunzigste schlappe Nummer hat Ihnen heute gerade noch gefehlt.
Sie liefern ihn zu Hause ab, werfen einen letzten Blick auf seinen Knackarsch, als er die Haustüre aufsperrt, und nennen dem Taxifahrer die Adresse des Wirtshauses, in dem Ihre Freunde mit sündig fetten Bratwürsten und Fässern voller Wein den verregneten Frühlingsbeginn feiern. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
Der Tyrann
Ich bin nicht glücklich.
Weil ich einen Mann geliebt habe, der nicht existierte.
Weil ich die Witwe einer Illusion bin.
Dorothy Thompson
FALLE
Sie sind die Frau seines Lebens.
HIMMEL
Wo, um Himmels willen, habt ihr diesen Supertypen all die Jahre nur versteckt? Zwanzig, dreißig, vielleicht vierzig Einladungen, und er war nie dabei. Nach dem Essen werden Sie die Gastgeber zur Rede stellen. Wie konnten Ihre engsten Freunde es wagen, Ihnen den Mann, der heute Abend Ihr Tischherr ist, vorzuenthalten.
Sie verknallen sich auf Anhieb. Ein Händedruck, ein Blick, ein Lächeln, Sie sehen nur noch ihn. Der Tischnachbar zur Rechten ist vergessen, die übrigen Gäste entschwinden im Nebel, Ihr Glück sitzt links. Sie beide reden, als sprächen Sie zu einem zweiten Ich. Sodass bald einer den begonnenen Satz des anderen beendet. Die vollen Teller mit dem Hauptgang registrieren Sie, als am anderen Tischende bereits das Dessert aufgetragen wird, so versunken sind Sie ineinander. Auch die Übersiedlung ins Wohnzimmer entgeht Ihnen beiden. Weit nach Mitternacht, als die ersten Gäste aufbrechen, sitzen Sie immer noch zu zweit am Esstisch.
Am Ende dieses Novemberabends sind Sie ein Paar. Obwohl nichts geschah, außer Konversation, Lachen, hin und wieder eine zufällige Berührung der Hände, wissen Sie und er, dass Sie zusammengehören. Nichts war je klarer.
Ihr längst ad acta gelegter Jungmädchentraum ist wahr geworden, Sie können es kaum fassen. Was hat Ihre Mutter gelacht, als sie einst fragte, welchen Mann Sie sich wünschen, und der Teenager die Beschreibung lieferte. Kindchen, viel Erfolg, aber das gibt’s nur im Märchen. Siehst du, Mama, man muss bloß lange genug warten.
Noch sucht die Skeptikerin nach dem Hund, der irgendwo begraben liegen müsste, doch werden Sie nicht fündig. Der Mann hat, kapieren Sie das endlich, ausschließlich Qualitäten. Hochintelligent, witzig, redegewandt. Besonders sexy finden Sie seinen rauen Charme, den manche Schwachköpfe mit Schroffheit verwechseln und der in Kombination mit seinem kantigen Gesicht und der extrem tiefen Stimme aufregend männlich kommt. Sein Kleidungsstil ist Understatement. Dass die lässigen Hosen, Hemden, Pullover, Lederjacken, Schuhe aus feinstem Material gefertigt sind, erkennt man auf den zweiten Blick. Nicht zuletzt beeindruckt seine gesellschaftliche Position.
Zwar haben Sie auf Geld, Erfolg und Herkunft stets gepfiffen, bisweilen krass unter Ihrem Niveau geliebt, doch erfahren Sie jetzt, wie angenehm es sich anfühlt an der Seite eines Mannes, der im Leben etwas geleistet hat und den Sie respektieren können. Zumal er mit Geld, Haus, Auto, seinem gesamten Besitz völlig locker umgeht. Er protzt nicht, es ist einfach da. Auch haben Sie gegen Manieren nichts einzuwenden. Dass ein Mann Ihnen die Türe aufhält, in den Mantel hilft, weiß, wie man im Restaurant die Rechnung verlangt, können Sie sehr gut vertragen.
Was Sie angesichts seines Lebensstils restlos begeistert, ist der geringe Arbeitsaufwand. Dank einer erstklassigenMannschaft läuft sein Architekturbüro dermaßen erfolgreich, dass er sich den Luxus leistet, nur Projekte, die ihn interessieren, persönlich zu betreuen. Da spannende Aufträge rar gesät sind, verfügt er über reichlich Freizeit, was trefflich passt, auch Sie können Ihre Arbeit als Karikaturistin weitgehend unabhängig einteilen.
Drei glückliche Wochen nach der Begegnung will er mit Ihnen verreisen. Eine wunderbare Idee, allerdings unterscheiden sich Ihre Vorstellungen krass von seinen. Weihnachten in der Karibik entzücken Sie null, da Sie den 24. Dezember mit Ihrer Familie verbringen wollen und im Winter Urlaub im Schnee vorziehen. Die Diskussion wird vertagt. Zwei Tage später präsentiert er ein dickes Kuvert, dem Sie Flugtickets und einen Hotelvoucher entnehmen. Es geht in die Karibik, vom 20. Dezember bis 3. Januar.
Ihr Ärger über die Überrumpelung mutiert zu Respekt. Sie haben es nicht mit
Weitere Kostenlose Bücher