Falsche Geliebte, richtiger Mann? / Eine Spur von Leidenschaft / Liebesnacht vorm Hochzeitstag
okay?“, fragte er.
„Bestens“, antwortete Professor Clark.
Gut, dachte er. Aufregung bekommen die beiden jetzt genug.
Die Tür ging auf, und Mariska kam herein.
„Mar!“ Patience lief auf sie zu und umarmte sie. „Ich wusste gar nicht, dass ihr heute schon kommt.“
GG trat neben Cade. Auf seinen besorgten Blick hin legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. Abgesehen von Patience’ Stiefmutter, die ebenfalls im B&B einquartiert war, war sie die Einzige, die in den Plan eingeweiht war. „Alles wird gut, Cade.“
Noch während sie diese Worte aussprach, betrat Patience’ Bruder Jeremy den Raum. Er war ein großer schlaksiger junger Mann mit dem gleichen blonden welligen Haar wie seine Schwester. Nur war seines kurz geschnitten.
Schlagartig verstummten alle.
„Jeremy?“ Der Professor streckte die Arme nach dem jungen Mann aus.
Patience hatte gerade Mariska umarmt und stand mit dem Rücken zur Tür, doch jetzt fuhr sie herum.
Aufschluchzend streckte auch sie die Arme aus.
Jeremy blickte von einem zum anderen, als wisse er nicht genau, was er tun sollte.
Patience schluckte, dann lächelte sie. „Bist du es wirklich?“
Er nickte.
„Und weißt du, wer wir sind?“ Ihre Stimme war vollkommen tonlos.
„Ja.“ Auch Jeremys Stimme klang zittrig.
Patience’ Vater liefen die Tränen über die Wangen. „Mein Sohn?“ Er breitete erneut die Arme aus, und diesmal folgte Jeremy seinem Beispiel. Er zog seinen Vater an sich, und schluchzend lagen die beiden sich in den Armen.
Patience ging hinüber und drückte sie beide an sich.
Cade blickte sich um. Der Moment war so anrührend, dass keiner der Anwesenden die Tränen zurückhalten konnte. GG, die sonst fast nie weinte, tupfte sich mit einem Geschirrtuch die Augen. Dann gab sie Mariska, Jackson und Cade einen Wink, mit ihr in die Küche zu kommen.
„Gönnen wir den dreien etwas Zeit für sich“, sagte sie leise.
Als sie sich abwandten, bemerkte Cade oben an der Treppe Patience’ Stiefmutter, die eine Schachtel mit Taschentüchern in der Hand hielt. Er winkte sie zu sich, doch sie schüttelte nur den Kopf und flüsterte zurück, sie wolle nach den Jungen sehen.
Er bedeutete ihr nur nickend sein Einverständnis. Noch einmal drehte er sich zu Patience und ihrer Familie um und lächelte.
„Wie kann jemand ein Kind stehlen?“ Patience sah Cade an. Sie lagen auf dem Sofa im Wohnzimmer des B&B und kuschelten. Das Kaminfeuer prasselte, und es duftete nach Kiefernholz.
Sechs Stunden waren vergangen, seit ihr Bruder in dieses Zimmer gekommen war. Patience konnte immer noch nicht glauben, dass Jeremy wieder bei ihnen war.
„Was deine Tante getan hat, lässt sich nicht entschuldigen“, entgegnete Cade. „Aber wenigstens ist Jeremy bei jemandem aufgewachsen, der ihn liebte. Er ist ein prima Kerl, das merkt man gleich. Die Schwester deiner Mutter war vielleicht nicht ganz richtig im Kopf, aber sie hat sich gut um ihn gekümmert.“
Patience gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Er ist wundervoll. Es überrascht mich nicht, dass er Kunst studiert. Schon damals hat er ständig gezeichnet und alles angemalt.“ Glücklich seufzte sie auf. „Wir sind alle zusammen, Cade. Du hast uns wieder zusammengebracht, rechtzeitig zur Hochzeit.“
Er spielte mit einer ihrer Locken. „Bedank dich bei deinen Freunden Shannon, Mar und Jackson und den anderen Kollegen von Stonegate. Die haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Und eigentlich hat uns erst GGs Frage, ob denn niemand von der Familie deiner Mutter zur Hochzeit kommt, auf die richtige Spur gebracht.“
Patience und ihr Vater hatten nicht gewusst, dass Patience’ Mutter eine Schwester gehabt hatte. Als sie ihren Vater geheiratet hatte, war niemand von ihrer Familie zur Feier gekommen. Sie hatte behauptet, alle seien tot. Da nun auch Patience’ Tante Lucille gestorben war, konnte womöglich niemand mehr sagen, ob das tatsächlich stimmte.
Dem kleinen Jeremy hatte seine Tante erzählt, sein Dad und Patience seien bei einem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen und sie habe jetzt das Sorgerecht für ihn. Und der kleine Junge hatte ihr geglaubt. Warum auch nicht?
„Irgendwann habe ich mich damit abgefunden“, hatte Jeremy seiner Schwester erzählt. „Wir hatten ein glückliches Leben, und erst als deine Freundin Mar bei uns im Studentenwohnheim aufgetaucht ist, habe ich erfahren, dass Tante Lucille gelogen hat.“
Patience atmete tief durch. „Dieser ganze Tag ist so unglaublich. Wie ein
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