Falsche Geliebte, richtiger Mann? / Eine Spur von Leidenschaft / Liebesnacht vorm Hochzeitstag
in Louisiana eine Freundin meiner Mutter. Auf dem Rückweg hatte ihr Flugzeug einen Motorschaden. Den Absturz haben sie nicht überlebt.“
„Wie schrecklich!“
„Ja. Meine Eltern hatten sieben Kinder. Mein Onkel und meine Tante sogar acht. Plötzlich war ich mit einundzwanzig der Älteste der Familie. Deshalb habe ich mich um meine Brüder und Cousins gekümmert.“
„Hat das Jugendamt keine Einwände gehabt, dass Sie sich um so viele Kinder kümmern?“
„Nein. Alle wussten, dass die Westmorelands zusammenbleiben möchten.“ Er lächelte. „Außerdem wollte keiner die Verantwortung für Bane übernehmen.“
„Warum nicht?“
„Er ist mein jüngster Bruder und steckt ständig in Schwierigkeiten. Als unsere Eltern starben, war er erst acht. Er hat es nie verkraftet.“
„Wie alt ist er jetzt?“
„Zweiundzwanzig. Leider gerät er immer noch oft auf die schiefe Bahn. Ich wünschte, er würde endlich einmal eine Frau kennenlernen, die ihm den Kopf wäscht.“
Pamela nickte. Erneut fragte sie sich, ob Dillon eine Frau in Denver hatte. „Leben Sie alle nah beieinander?“
„Ja. Mein Urgroßvater hat in den Dreißigerjahren große Ländereien gekauft. Jedes Familienmitglied erhält an seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag einen Teil davon. Deshalb leben wir alle in derselben Gegend. Als Ältester habe ich natürlich den Familiensitz geerbt, wo sich alle die meiste Zeit über aufhalten. Wie alt waren Sie, als Ihr Urgroßvater gestorben ist?“
„Da war ich noch nicht einmal geboren. Aber ich habe viele Geschichten über ihn gehört. Wie alt waren Sie, als Raphel starb?“
„Er ist vor meiner Geburt gestorben. An meine Urgroßmutter erinnere ich mich kaum. Sie ist einem Herzinfarkt erlegen, als ich zwei Jahre alt war. Dafür habe ich meine Großeltern gut in Erinnerung. Mein Grandpa Stern hat mir oft Geschichten über Raphel erzählt. Allerdings hat er nie Raphels andere Frauen oder seine Geschwister erwähnt. Im Gegenteil – er hat behauptet, dass Raphel ein Einzelkind gewesen sei.“
„Jede Familie hat ihre Geheimnisse.“
„Ja. Wer wäre schon stolz darauf, dass der eigene Vater mit der Frau eines Priesters durchgebrannt ist?“
„Glauben Sie, dass Ihr Urgroßvater Lila geheiratet hat?“
„Ich bin mir nicht sicher. Damals war es bestimmt unmöglich, sich als Frau eines Geistlichen scheiden zu lassen. Mich interessiert brennend, was nach ihrer Flucht aus Georgia geschehen ist.“
„Aber haben Sie nicht Unterlagen erwähnt, die beweisen, dass Raphel mit Lila und später mit Portia verheiratet war?“, fragte Pamela.
„Zwei meiner Cousins aus Atlanta haben eine Sicherheitsfirma. Sie haben Dokumente gefunden, die teilweise aus dem neunzehnten Jahrhundert stammen und beweisen, dass Raphel vier Frauen geehelicht hat. Zwei von ihnen waren bereits verheiratet, als er sie kennengelernt hat. Deshalb nehmen wir an, dass er nur vorgegeben hat, mit ihnen verheiratet zu sein.“ Er machte eine Pause. „Kommen Sie oft hier hoch?“
Erst jetzt begriff sie, wie lange sie schon auf der Treppe standen … und wie nahe sie einander waren. Rasch stieg Pamela eine Stufe hinauf. „Nicht so häufig wie früher. Erst im vergangenen Jahr bin ich nach Gamble zurückgezogen. Wie Sie bin ich die Älteste in der Familie und kümmere mich seit dem Tod meines Vaters um meine Geschwister. Ich bin ihr gesetzlicher Vormund.“
Dillon nickte. Beim gestrigen Abendessen war ihm aufgefallen, wie nahe sich Pamela und ihre Schwestern standen.
Nachdem sie den Dachboden betreten hatten, deutete Pamela auf eine alte Truhe. „Darin liegen einige Sachen meiner Groß- und Urgroßeltern, Kleinigkeiten von eher sentimentalem Wert. Soweit ich weiß, haben unsere Urgroßväter damals mit ihren Molkereien recht gut verdient, aber leider haben sie keine Schätze auf dem Speicher versteckt. In der Truhe befinden sich auch einige persönliche Dinge von Raphel. Er ist wohl sehr überstürzt abgereist und hat sie hiergelassen.“
Verwundert sah Dillon sie an. „Sie besitzen Sachen von Raphel?“
„Ja“, erwiderte sie und ging zur Truhe. „Das habe ich wohl gestern Abend nicht erwähnt.“
Und er wusste auch, warum sie es nicht angesprochen hatte. Wahrscheinlich hätte sich ihr Verlobter eingemischt. Fletcher schien immer das letzte Wort haben zu wollen.
Anstatt ihr zu folgen, betrachtete Dillon sie einen Augenblick lang. Es war aufregend, kurz vor der Entdeckung eines persönlichen Schatzes zu stehen. Doch Pamela war noch
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