Falsche Geliebte, richtiger Mann? / Eine Spur von Leidenschaft / Liebesnacht vorm Hochzeitstag
lassen.“
„Ich kann dir doch bei der Suche helfen.“ Er deutete zum Arbeitszimmer seines Vaters.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, du lenkst mich allein durch deine Anwesenheit ab. Ich muss das alles in Ruhe und methodisch durchdenken. Kümmere du dich um deine Arbeit, und ich finde heraus, wer deinen Vater getötet hat.“
Nachdem Patience alle Schubladen des Schreibtischs durchgesehen hatte, richtete sie sich auf und ging im Zimmer umher. In den Bücherregalen standen Romane, Sachbücher und Klassiker.
Die Wände waren in einem Kupferton gestrichen. Zusammen mit den dunklen Holzmöbeln wirkte alles sehr maskulin. Die Ledersessel waren bequem, und an den Wänden hingen Kunstwerke von talentierten texanischen Künstlern.
Einige dieser Künstler kannte sie sogar, doch viel verblüffender fand sie die kleinen gerahmten Bilder dazwischen, die offenbar von sehr kleinen Händen gemalt worden waren.
Eines dieser Bilder zeigte zwei Strichmännchen mit breitem Lächeln, die neben einem Pferd standen. „Dad und ich“ stand als Titel darunter, gefolgt von Cades Namen.
Patience schluckte. Ganz offensichtlich hatte er seinen Vater als Kind sehr geliebt.
Und dann hatte er über Jahre in dem Glauben gelebt, sein Vater habe ihn verlassen.
Unwillkürlich legte sie sich eine Hand auf die Brust. Ihr Bruder und sie hatten auch unzählige Bilder für ihren Dad gemalt, und er hatte jedes davon behandelt, als sei es ein echter Picasso. Offensichtlich hatte Cades Vater es genauso gemacht.
Nach dem Verschwinden ihres Bruders war das Leben mit ihrem Vater nicht immer leicht gewesen, aber er war stets für sie da gewesen. Beim Gedanken an ihren Vater und ihren Bruder kamen ihr die Tränen. Entnervt wischte sie sie mit der Faust weg.
Cades Dad hatte seinen kleinen Sohn geliebt. Kein Mann hängte sich die Zeichnungen seines Kindes in teure Rahmen, wenn das Kind ihm nichts bedeutete. Und die Tragödie von damals hatte alles zerstört.
In diesem Punkt hatte Patience etwas mit Cade gemeinsam. Sie konnte seinen Schmerz verstehen. Diese Art von Kummer konnte nicht einmal die Zeit heilen.
„Patience?“
Sie fuhr herum. Dort stand Cade mit nacktem Oberkörper. Besorgt sah er sie an.
„Was hast du? Hast du etwas gefunden?“
Der Kloß in ihrem Hals war so groß, dass sie kein Wort herausbekam. Wortlos schüttelte sie den Kopf. Und beim Anblick seiner tief auf den Hüften sitzenden Jeans und seines muskulösen schönen Körpers vergaß sie für einen Augenblick, was sie bedrückte.
Mit drei langen Schritten war Cade bei ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter.
Sein Mitgefühl hilft mir nicht, dachte sie, schob seine Hand beiseite und lief aus dem Haus. Sie stützte sich auf die Oberschenkel und atmete die frische Luft tief ein.
Cade folgte ihr. „Bitte. Sag doch, was ich tun kann.“
Mühsam räusperte sie sich. „Ich brauche etwas Wasser.“
Sofort lief er zur Kühltasche, kehrte mit einer Flasche Wasser zurück und öffnete sie für Patience.
Nach ein paar Schlucken stieß sie die Luft aus.
Voller Sorge beobachtete er sie. „Erzähl mir, was passiert ist.“
„Ach, es war ganz albern. Nicht der Rede wert. Etwas, das ich im Arbeitszimmer deines Dads gesehen habe, hat mich an meinen Vater und meinen Bruder erinnert. Ich … ich war überrumpelt, weil deine und meine Situation sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden.“
Als er sie in die Arme zog, ließ sie es geschehen. Seine Brust war warm, und seine Haut roch männlich und nach seinem Rasierwasser. Dieser Mix berauschte sie. Sie wollte mehr. Noch nie hatte ein Mann sie so scharf gemacht.
Als er sie auf die Stirn küsste, hob sie das Gesicht.
„Ich schwöre, mit mir ist alles okay.“
„Verrätst du mir, was du entdeckt hast?“
„Es war nur das Bild, das du gemalt hast. Das dort, in dem hübschen Rahmen. Mein Dad hat auch alle Zeichnungen von mir und meinem Bruder eingerahmt und aufgehängt.“ Sie legte den Kopf an seine Brust. „Wie schon gesagt, es ist albern.“
„Überhaupt nicht. Die Bilder hatte ich völlig vergessen. Mein Dad liebte Kunst aus Texas. Das hier war sein Traumhaus, und genau deshalb ist es jetzt so wichtig für mich, dass ich die Ranch wieder aufbaue und in Betrieb nehme. Ich will sein Vermächtnis ehren und das, was meine Eltern aufgebaut haben, am Leben halten.“
Behutsam löste sie sich aus seiner Umarmung und strich ihm über die Wange. „Ich bewundere dich und deine Arbeit hier. Ich bin auch lange davongelaufen,
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