Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
Vom Netzwerk:
diese Weise könnte ich eine reine Weste wahren, für den Fall, dass die Bullen ins Spiel kommen.«
    »Aber was würde das nutzen, wenn Sie nicht beweisen könnten, dass sie unschuldig ist?«
    »Wenn die Drohungen und der Überfall mit demVerbrechen zu tun haben, sollte ich es beweisen können, selbst wenn ich gewissermaßen blind für die Umstände bin.«
    »Das kommt mir irgendwie sinnlos vor«, sagte Angie Lear.
    »Ja, stimmt«, bestätigte ich. »Aber es schützt die Klientin davor, eine Beteiligung an dem Verbrechen zuzugeben, und den Detektiv vor Strafverfolgung. Er kann dann später, falls es dazu kommt, bei der Polizei oder vor Gericht aussagen, dass er nur versucht hat, einer jungen Frau zu helfen, wo die Behörden versagt hatten. Und wenn die Verbrechen etwas miteinander zu tun haben, wird dies zum Beweis der Unschuld der Klientin beitragen.«
    Natürlich meinte ich das nicht ernst. Ich kannte ihr Verbrechen schon. Ich wollte bloß, dass Angie Vertrauen zu mir fasste und mich in ihre Probleme einweihte.
    »Wie viel?«, fragte sie.
    »Erzählen Sie mir von den Drohungen und dem Entführungsversuch, dann nenn ich Ihnen eine Hausnummer.«
    Allein das Thema, das sie doch selbst aufgebracht hatte, weckte den Argwohn im Gesicht meiner Klientin.
    »Kann ich Ihre Karte noch mal sehen?«
    Ich gab sie ihr.
    Sie betrachtete sie eine ganze Minute lang und zückte dann ihr Handy.
    »Wie heißt Ihre Sekretärin?«
    »Mardi.«
    »Marty?«
    »Mit einem › d ‹ statt › t ‹.«
    Sie wählte meine Nummer, stand auf und entfernte sich von den beiden kleinen Tischen. Ich sah, dass sie telefonierte, konnte jedoch nicht hören, was sie sagte. Aber das war egal.
    Mardi berichtete mir später, dass Angie sich namentlich vorgestellt und gewartet hatte, ob Mardi den Namen erkannte. Als diese keine Reaktion gezeigt hatte, hinterließ Angie die Nachricht, dass sie angerufen hatte.
    Sie kam zurück an den Tisch und setzte sich. Ihre Bewegungen wirkten jetzt entschlossen.
    »Vor vier Wochen hat mich ein Mann namens Shell im Büro angerufen«, sagte sie. »Er hat mir erzählt, er wäre Headhunter und hätte einen Job für mich. Es war die perfekte Chance in einer Start-up-Agentur in San Francisco, großartiges Gehalt. Sie wollten mir beim Umzug und der Suche nach einer neuen Wohnung helfen. Ich … ich hatte mich gerade von meinem Freund getrennt und wollte ohnehin neu anfangen. Es war alles, was ich mir gewünscht hatte.«
    »Klingt zu schön, um wahr zu sein.«
    »Das war es auch, aber ich hatte in meinem Leben eine Menge Glück. Stipendien, gute Jobs, sogar meine Wohnung war ein Schnäppchen. Ich bin aufs College gekommen, weil eines Tages eine Beraterin vom Hunter College in das Diner kam, wo ich arbeitete, und wir ins Gespräch darüber kamen, wie sehr ich es mir wünschte zu studieren.«
    »Sie haben diesen Mr. Shell also getroffen?«
    »Ja. Zunächst ging auch alles mit rechten Dingen zu. Er wusste von meinem Studium und Laughton and Price … dort habe ich gearbeitet. Aber er wusste auchandere Sachen, die nichts mit dem Job zu tun hatten. Er fragte mich nach einem Mann, von dem ich noch nie gehört hatte.«
    »Was für einem Mann?«
    »Rinaldo.«
    »Rinaldo und weiter?«
    »Das habe ich vergessen. Vielleicht war das auch sein Nachname.«
    »Und Sie haben noch nie von diesem Rinaldo gehört?«
    »Nein. Ich habe keine Ahnung, wer er ist. Das habe ich auch Mr. Shell erklärt, und er fing an, alles Mögliche aufzulisten – Stipendien, Förderungen und sogar meinen Job –, was ich diesem Rinaldo im Laufe der Jahre zu verdanken hätte. Ich habe ihm erklärt, dass ich noch nie von dem Mann gehört habe.«
    »Und was hat er darauf geantwortet?«
    »Bis dahin war er ganz geschäftsmäßig und nett. Ich meine, sonst wäre ich ja gegangen. Aber dann sagte er, er hoffe, dass ich lügen würde. Ich fragte ihn, warum, und er meinte, dass er eine Menge für mich tun könnte, wenn ich diesen Rinaldo kennen würde, und wenn nicht, wäre ich deswegen noch längst nicht vom Haken.«
    »Was hat er damit gemeint?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ich nicht wüsste, wovon er redete, doch er wollte mir nicht zuhören. Er hat gesagt, er würde ein paar Tage warten, aber wenn ich mich bis dahin nicht bei ihm zurückgemeldet hätte, würde das Konsequenzen haben. Er hat auch gedroht, wenn ich mit diesem Rinaldo über unser Gespräch reden würde, würde ich als Kollateralschaden enden.«
    »Und Sie kennen diesen

Weitere Kostenlose Bücher