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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Typen wirklich nicht?«
    »Ich habe noch nie von ihm gehört.«
    Ich glaubte nicht, dass sie log. Wenn sie ihre Beziehung zu Rinaldo verbergen wollte, hätte sie seinen Namen erst gar nicht erwähnt.
    »Wie sah dieser Shell aus?«, fragte ich.
    »Ein Weißer«, sagte sie. »Ziemlich groß.«
    »Fett? Mager?«
    »Normal. Man hatte den Eindruck, dass er ziemlich kräftig ist. Dunkle Haare, aber ich glaube, sie waren gefärbt. Hier ist die Visitenkarte, die er mir gegeben hat«, sagte sie und gab mir die Karte.
    Darauf standen nur ein Name, Oscar Shell, und eine Telefonnummer mit einer New Yorker Vorwahl. Ich wählte, erhielt jedoch nur eine automatische Bandansage, die mich darüber informierte, dass der Anschluss nicht mehr existierte.
    »Wo haben Sie ihn getroffen?«, fragte ich.
    »Im Leontine Building in der Park Avenue, Ecke 31 st Street.«
    Danach schilderte sie mir den Überfall vor ihrem Haus. Ich gab vor, gespannt zuzuhören, als wäre die Information neu für mich. Ich stellte sogar einige Fragen über die Männer. Aber keine war von Bedeutung.
    Eine Dreiviertelstunde war vergangen, als wir mit ihren Geschichten durch waren.
    »Dreitausend Dollar«, sagte ich, »plus Spesen. Sie können mich bezahlen, wenn ich Ihre Unschuld in allen Punkten bewiesen habe.«
    »Aber Sie wissen doch gar nicht, in welchem Punkt Sie meine Unschuld beweisen sollen.«
    »Das spielt keine Rolle. Dieser Shell hat garantiert Dreck am Stecken. Ich muss nur die Bullen auf ihn aufmerksam machen, dann übernehmen die die Laufarbeit.«
    »Und wenn Sie meine Unschuld nicht beweisen?«
    »Dann sparen Sie dreitausend Dollar und können immer noch abhauen.«
    »Ich hab nie gesagt, dass ich irgendwohin will.«
    »Aber Ihr Gepäck.«
    »Das heißt, ich soll einfach hier bleiben, bis ich von Ihnen höre?«, fragte sie ziemlich hoffnungsvoll.
    »Nein«, sagte ich. »Besser nicht. Sie müssen irgendwo untertauchen, wo Sie niemand kennt. Sie brauchen einen neuen Namen und eine neue Identität.«
    Ich zog eine Visa-Karte auf den Namen meiner Tochter aus der Brieftasche und gab sie Miss Lear.
    »Michelle Constance McGill«, sagte Angie. »Ist das Ihre Tochter?«
    »Ja.«
    »Hat sie nichts dagegen?«
    »Sie weiß nicht mal, dass diese Karte existiert. Der Kreditrahmen beträgt fünfzehnhundert Dollar. Aber nicht vergessen: Jeder Cent, den Sie ausgeben, wird Ihren Spesen zugeschlagen. Suchen Sie sich ein billiges Hotel und rufen Sie mich jeden Tag um halb fünf in meinem Büro an. Wenn ich nicht da bin, wird Mardi Sie mit mir verbinden, egal, wo ich bin.«
    »Warum machen Sie das alles?«, fragte sie.
    »Sie sehen aus wie ein gutes Mädchen«, sagte ich leichthin. »Wenn es klappt, verdiene ich meine Brötchen für diese Woche und sorge zur Abwechslung mal für Gerechtigkeit.«

51
    Es dauerte nur eine Minute, bis Tiny »Bug« Bateman das Schloss der kleegrünen, spezialverstärkten Tür zu seiner Souterrainwohnung und -werkstatt deaktivierte. Die Tür lag zweieinhalb Meter unterhalb des Straßenlevels der Charles Street in der Nähe der Hudson Street.
    Das elektronische Labor war eine ehemalige Wohnung, in deren Zimmern sich jetzt Arbeitstische reihten, auf denen so ziemlich jedes elektronische Spielzeug lag, das sich ein Fan des Spionage-Fachhandels nur wünschen konnte. Abhörgeräte, verborgene Linsen, Spezialfunktelefone, Bewegungsmelder und ein Haufen Sachen, deren Funktion ich nicht einmal erahnte.
    Ich ging den Flur hinunter zu dem ehemaligen Schlafzimmer, das jetzt mit gut einem Dutzend miteinander verbundener Prozessoren vollgestellt war, die zusammen einen der schnellsten zivilen Computer der Welt bildeten.
    Bug empfing mich im Flur.
    Ich hatte Tiny noch nie außerhalb der Aussparung gesehen, die er in den runden Tisch gesägt hatte, der seinen Kontrollraum beherrschte. Dort saß er eigentlich ständig, umgeben von mehr als einem Dutzend Monitoren, und wendete sich auf seinem Drehstuhl in diese oder jene Richtung, von einem Keyboard zum nächsten oder beschäftigte sich mit anderen, exotischeren Apparaturen.
    Noch nie hatte ich seine fetten milchkaffeebraunenFüße gesehen. Er trug wie üblich eine Jeanslatzhose, kein Hemd und die rot und blau irisierende Brille, mit der er ansonsten unsichtbare Spektren auf seinen bizarreren Monitoren verfolgte. Er war zehn Zentimeter größer als ich, wog gut zweihundertfünfzig Pfund und war sehr, sehr schwabbelig. Sein lockiges, halblanges Haar sah zerzaust aus.
    »Tiny?«
    Er klappte seine getönten UV

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