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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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und ihr Sohn Thackeray waren auf eine Insel vor South Carolina umgezogen, nachdem Hushs Feinde ihr Leben bedroht hatten.
    »Hat sie das Landleben satt?«
    Er warf mir einen schrägen Blick zu und nickte.
    »Ja«, sagte er. »Thackeray hat sich einen Südstaatenakzent angewöhnt, und sie hasst es.«
    Ich dachte Verschiedenes. Zuerst, dass Tamara wahrscheinlich nicht weiter gefährdet war. Hush war nicht mehr im Geschäft, und der einzige Mann, der ihn je bedroht hatte, war lange tot.
    »Wann kommen sie zurück?«, fragte ich.
    In diesem Moment wurde unser Salat serviert.
    Bis wir die Rohkost vertilgt hatten, wurden die Steaks gebracht. Beim Essen redeten wir hauptsächlich über Sport. Hush war ein Fan von Mannschaftssportarten, ich mochte das Duell eins gegen eins. Trotzdem konnten wir uns unterhalten.
    Erst als wir beim Kaffee waren, fragte er: »Wieso glaubst du, dass sie zurückkommt?«
    »Ganz einfach, weil du gesagt hast, dass sie es will«, antwortete ich. »Außerdem weiß ich, dass sie und Thackery die Nebelhörner deiner verlorenen Menschlichkeit sind.«
    Man kann sich an alles gewöhnen. Jeder normale Mensch wäre starr vor Angst, wenn er eines Tages unvermittelt in einer Löwenhöhle aufwachte. Absolute Furcht würde seinen Verstand minutenlang beherrschen – möglicherweise sogar stundenlang. Aber wenn genug Zeit verstreichen würde, ohne dass der Löwe ihn angreift, würde so etwas wie Normalität einkehren. Wenn erst einmal Tage vergangen waren, in denen eine Art Waffenstillstand erkennbar wurde, würde der Mensch vielleicht lernen, mit dem König der Raubkatzen zu kommunizieren, und im Laufe der Zeit würde seine Angst vielleicht völlig verschwinden.
    Trotzdem würde er sich immer noch in unmittelbarer Nähe eines mörderischen Fleischfressers aufhalten.
    »Du glaubst, du kennst mich?«, fragte Hush. In seiner Stimme lag keine Freundlichkeit.
    Ich erinnerte mich an das erste Mal, dass ich im Zoo einen Löwen zur Fütterungszeit hatte brüllen hören.Die Furcht, die mich packte, war älter als Worte, älter sogar als die menschliche Brust, in der sie sich zusammenbraute.
    »Was soll ich sagen, Hush?«
    Er zog seine alterslose Stirn in Falten.
    »Ich nehme an, Tamara kommt zurück, wenn sie will«, sagte ich, wobei es mir möglicherweise sogar gelang, meine Urangst zu verstecken. »Sie ist deine Frau, aber sie trifft ihre eigenen Entscheidungen. Das ist alles, was ich gemeint habe.«
    Eine lange harte Minute lang starrten mich der Mörder und der Mensch in Hush an. Es war, als würde man einem Krieg beiwohnen.
    Schließlich räusperte er sich.
    »Tut mir leid, LT «, sagte er. »Manchmal falle ich in die alte Routine zurück, weißt du. So bin ich ausgebildet.«
    Ich auf dem Hochseil, und er in seinem Gefechtsturm , schoss mir die Zeile eines Gedichts durch den Kopf, das ich nie schreiben würde.
    »Sie kommt nächste Woche zurück«, sagte er. »Ich hab ihr eine Wohnung in der 5 th Avenue Höhe 9 th Street besorgt. Sie hat gesagt, dass sie gern deine Nummer hätte.«
    Ich war derjenige, der sie gerettet hatte, als sie und Thackery entführt worden waren.
    »Sie kann mich jederzeit anrufen«, sagte ich. Ich bin in der Höhle des Löwen geboren worden.
    »Vielleicht können wir irgendwann abends mal alle was zusammen machen«, schlug er vor.
    »Das klingt echt gut.«

42
    Ich ging in einen Buchladen, um mich nach der Begegnung mit meinem Freund – dem Tod – zu sammeln.
    Es war die Filiale einer großen Kette im ersten Stock eines Einkaufszentrums.
    Ich blätterte durch die Bestseller, entdeckte jedoch nichts, woran ich Gefallen fand. Ich suchte ein wenig herum, bis ich die Abteilung für weniger bekannte Neuerscheinungen fand. Dort stieß ich auf ein Buch über einen Dieb, einen Fassadenkletterer, der sich bei dem missglückten Einbruch in das Haus einer alten Frau ein Bein bricht. Er versucht zu fliehen, wird jedoch auf der Straße ohnmächtig. Viele Leute laufen achtlos an ihm vorbei, weil sie ihn für einen Stadtstreicher halten, der auf dem Bürgersteig eingenickt ist.
    Schließlich kommt die alte Frau nach Hause und findet ihn vor ihrer Tür. Mithilfe eines Handwerkers aus der Nachbarschaft bringt sie ihn in ihre Wohnung, wo sie sich um seine gebrochenen Knochen kümmert.
    Es war eine dieser albernen Geschichten, die einem nahe gehen – jedenfalls mir. Ich machte mir Sorgen um die Rettung des Mannes und die Ersparnisse der alten Frau, um den Zeugen von gegenüber, der den versuchten Einbruch

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