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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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Außerdem ist der Abstand zwischen Tisch und Stuhl zu groß, dass man sich als Verhörter nicht auf die Tischplatte aufstützen kann.) Bowers schnitt die Kabelbinder durch und deutete auf den Stuhl.
    » Setzen Sie sich. Ich bin gleich wieder hier. «
    Ich lehnte mich gegen den Tisch und massierte mir die wundgescheuerten Handgelenke. » Ich glaube, ich stehe lieber, aber danke. «
    Mike schüttelte den Kopf. » Wie Sie wollen. «
    Er trat durch die Stahltür und schloss sie hinter sich. Ich wusste, dass sie nicht nachgeben würde, deshalb ließ ich es von vornherein sein, mich daran zu schaffen zu machen.
    Ein gutes Verhör ist in erster Linie ein Machtspiel. Mike würde alles daransetzen, mich aus meiner Behaglichkeitszone herauszuholen und mir das Gefühl von Machtlosigkeit zu vermitteln. Er würde die Klimaanlage so weit wie möglich herunterfahren und mich eine gute halbe Stunde lang frieren lassen. Dann würde er hereinkommen, sich für die Eiseskälte und die Verspätung entschuldigen und mir einen Kaffee hinstellen, damit ich mich aufwärmte, während er sich um den Papierkram kümmerte. Es würde wie eine freundliche Geste wirken, allerdings würde sich dann über kurz oder lang meine Blase melden. Und dieses Bedürfnis würde er nutzen, um mir einmal mehr zu demonstrieren, dass er am längeren Hebel saß. Ich legte mich quer über die Tischplatte und ließ die Beine über die Kante baumeln.
    Sich hinzusetzen, einen Anwalt zu verlangen und ansonsten die Klappe zu halten ist das Klügste, was ein Verdächtiger tun kann. Da ich diese Möglichkeit offenbar nicht hatte, schloss ich die Augen und tat so, als wolle ich ein Nickerchen machen.
    Etwa zwanzig Minuten später kam Mike mit einem Aktendeckel und einem Becher Kaffee herein, den er neben mir abstellte. Ich setzte mich gerade und gähnte.
    » Friedensangebot « , sagte er mit einem Nicken auf die Tasse. » Wegen vorhin. Ich habe nur meine Arbeit gemacht. «
    » Für die Reparatur der Tür werden Sie aufkommen, das kann ich Ihnen versichern. «
    » Machen Sie sich wegen Ihrer Tür keine Sorgen « , meinte Bowers und trat einen Schritt nach hinten. » Trinken Sie den Kaffee, während ich die Formulare für die Entschädigung hole. «
    » Schluss jetzt mit dem Blödsinn « , fuhr ich ihm in die Parade. » Das dauert doch wieder mindestens eine halbe Stunde. Hören Sie auf mit den Spielchen. Ich will das hier endlich hinter mich bringen. Sagen Sie, was Sie gegen mich in der Hand haben, und ich sage Ihnen, wieso das Blödsinn ist. «
    Bowers lächelte. » Ein bisschen frech, was? «
    » Nein, nur unschuldig. «
    Er lehnte sich gegen die Wand und kreuzte die Arme vor der Brust. » Diese Befragung wird aufgezeichnet, deshalb würde ich an Ihrer Stelle schön den Ball flachhalten « , sagte er und warf einen Blick in die Zimmerecke hinter mir. » So, und jetzt sagen Sie mir, was Sie über Caitlin Long wissen. «
    Ich kletterte vom Tisch. » Die Rothaarige? «
    » Genau « , antwortete Bowers.
    Ich zuckte die Achseln. » Sie war die beste Freundin meiner Nichte. Könnte sein, dass ich ihr begegnet bin, als sie noch klein war, ich kann mich aber nicht daran erinnern. Eigentlich sollte sie mich anrufen– allerdings hat sie sich nicht gemeldet. «
    Bowers löste seine Arme und warf den Aktendeckel auf den Tisch. » Weiter geht Ihre Beziehung nicht? Sie haben nie mit ihr telefoniert? Oder sie danach noch einmal getroffen? «
    Wieder verlagerte ich unbehaglich das Gewicht, ehe ich mich auf den Stuhl setzte– wahrscheinlich war es genau das, was Bowers wollte, aber das war mir egal.
    » Nein. Wieso fragen Sie? «
    Bowers trat einen Schritt vor und lehnte sich gegen den Tisch, so dass ich gezwungen war, den Hals zu recken, wenn ich ihm ins Gesicht sehen wollte.
    » Sie haben also nie mit ihr geflirtet? Oder sie gefragt, ob sie mit Ihnen ausgehen will? «
    Mir lag ein Nein auf der Zunge, doch ich verkniff es mir. Bowers würde mir diese Frage nicht stellen, wenn er nicht irgendetwas in dieser Richtung läuten gehört hätte. Der angehende Anwalt in mir schrie auf, bloß die Klappe zu halten, während mir eine zweite, lautere Stimme zurief, dass ich mich sofort erklären müsse, dass ich beteuern müsse, wie sehr er sich irrte. Wie jeder Detective setzte auch Bowers darauf, dass ich der zweiten Stimme folgen würde. Ich beugte mich vor und legte die Hände flach auf die Tischplatte. » Ich habe das Mädchen um einen Termin gebeten, weil ich mit ihr über Rachel und Robbie

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