Falsches Blut
Gefängnis stecken und weiterhin in aller Ruhe Informationen sammeln. Damit wäre Karen aus dem Schneider und könnte ungeniert ihren Geschäften nachgehen. Lockte ich hingegen Karen aus der Reserve, standen die Chancen gut, dass wir beide in den Knast wanderten, während Bowers weiter vor sich hin ermittelte. Ich war nicht scharf darauf, ins Gefängnis zu gehen, aber wenn schon kein Weg daran vorbeiführte, wollte ich wenigstens Karen und ihren Gefolgsleuten vorher noch das Handwerk legen.
Ich räumte das Geschirr weg und ging hinein. Bukoholows Plan stand und fiel mit der unwissentlichen Unterstützung des IMPD . In Anbetracht der Tatsache, dass Bowers mich nicht ausstehen konnte, brauchte ich mir darüber wohl keine Gedanken zu machen, aber Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste. Ich ging in mein Arbeitszimmer. Zum Glück funktionierte mein Handy noch, das ich bei meiner Verhaftung hatte fallen lassen. Ich wählte Olivias Privatnummer.
» Ash. «
Ich konnte förmlich hören, wie sie die Zähne zusammenbiss.
» Ich werde mich heute Abend um Karen Rea kümmern. Ich habe so ein Gefühl, dass sie in dieser Bar in Plainfield, The Abbey, sein wird. Ich werde gegen zehn hinfahren und dieser Sache ein Ende machen, bevor noch jemand zu Schaden kommt. «
Olivia schwieg einen Moment. » Was meinst du mit ›ein Ende machen‹? «
» Lass deiner Fantasie freien Lauf. «
» Hast du… äh… wirst du… « , stammelte sie, dann stieß sie einen Seufzer aus. » Wir sollten reden. Treffen wir uns irgendwo. «
» Nein. Danke für das Angebot, aber reden hilft nicht mehr. Ich muss dem ein Ende bereiten, sonst passiert nur noch Schlimmeres. «
» Na schön. « Ich hörte einen nachdenklichen Unterton in ihrer Stimme. » Wir treffen uns dort. Dann können wir alles in Ruhe besprechen und anschließend gemeinsam reingehen. «
» Nein. Dort ist es sowieso viel zu voll. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, für den Fall, dass irgendetwas passiert. «
» Überleg es dir noch mal, Ash. Das ist keine gute Idee. «
» Das habe ich, und mir bleibt nichts anderes übrig. Falls mir etwas zustoßen sollte, musst du gut auf dich aufpassen. Wahrscheinlich werde ich heute Abend einigen Staub aufwirbeln. «
» Es wäre mir wirklich lieber, du würdest das nicht tun. «
» Ich habe keine andere Wahl. Pass auf dich auf, Olivia. «
Bevor sie noch etwas sagen konnte, legte ich auf. Wenn Bowers tatsächlich mein Handy abhören ließ, wussten sie jetzt, wohin ich wollte und wann. Noch deutlicher konnte ich kaum werden, es sei denn, ich schrieb ihnen eine Mail mit der Wegbeschreibung. Ich holte den Bourbon aus dem Handschuhfach meines Wagens und setzte mich auf die Terrasse, um meinen wahrscheinlich letzten Abend in Freiheit zu genießen.
Bevor ich mich auf den Weg machte, verfasste ich zwei Briefe, einen an Hannah und einen an meine Tochter, und legte beide auf den Couchtisch. Ich hatte noch nie solche Briefe geschrieben, trotzdem fiel es mir erstaunlich leicht, die richtigen Worte zu finden. Ich schrieb Hannah, dass ich sie liebte, und Megan, dass ich stolz auf sie sei. Hoffentlich würde es nicht dazu kommen, dass sie sie lesen mussten.
Danach stieg ich in den Wagen und fuhr los. Es war noch früh, erst fünf nach neun, aber zu Hause hielt ich es nicht länger aus. Es war alles ruhig; kaum ein Auto fuhr die Straße entlang, deshalb war es nicht weiter schwierig zu sehen, ob mir jemand folgte. Immer wieder sah ich im Rückspiegel Scheinwerfer aufblitzen, aber sie blieben auf Abstand. Erst als ich mein Viertel verließ und auf die Hauptstraße bog, machte ich einen Pontiac jüngeren Baujahrs aus. Der Fahrer achtete zwar darauf, dass sich stets ein paar Autos zwischen uns befanden, trotzdem bekam ich mit, dass er automatisch langsamer wurde, wann immer ich das Tempo drosselte. Ich entspannte mich ein klein wenig. Zumindest war ich nicht ganz allein.
Fünfunddreißig Minuten später bog ich auf den Parkplatz vor der Kirche ein. Es herrschte Hochbetrieb. Zahlreiche Autos fuhren auf der Suche nach einer freien Lücke auf dem gekiesten Platz herum; etliche Gäste hatten ihre Autos mit Vierradantrieb einfach in die angrenzenden Felder gestellt. Die Bauern waren bestimmt begeistert, wenn sie das sahen. Es wimmelte von Leuten, und einige glühten bereits im Wagen vor, bevor sie sich ins Getümmel stürzten. Wüsste die Geschäftsleitung davon, würde dem Treiben garantiert ein Ende gemacht werden, doch die Türsteher waren viel
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