Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
Vom Netzwerk:
«
    » Einmal ist sie ausgegangen, obwohl sie Hausarrest hatte « , antwortete Rana. » Und letztes Jahr hat sie einen Strafzettel wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung bekommen. «
    Ich nickte, in der Hoffnung, dass Rana fortfuhr, doch sie verfiel in Schweigen.
    » Noch etwas? « , fragte ich schließlich.
    Nassir unterbrach seine Wanderung und lehnte sich kopfschüttelnd gegen das Verandageländer. Rana starrte auf ihre Schuhe.
    » Vor zwei Monaten war ich in ihrem Zimmer « , sagte sie. » Ich habe eine Tüte gefunden, als ich ihre Wäsche in die Kommode gelegt habe. Es war Marihuana. «
    Nassirs Schultern sackten nach unten. Rana sah ihn an, dann starrte sie wieder auf ihre Füße. » Es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe « , meinte sie. » Ich hielt es für besser, wenn du es nicht erfährst. «
    » Du hättest es mir aber sagen müssen. « Seine Stimme war leise und sanft. » Dann hätten wir gemeinsam etwas unternehmen können. «
    » Ich habe es dir verschwiegen, weil ich wusste, wie du reagieren würdest « , fuhr Rana fort. » Du hättest sie, ohne lange zu überlegen, verstoßen und ihr einen Ehemann gesucht, den sie noch nie im Leben gesehen hat. Aber das wollte sie nicht. «
    » Wenigstens würde sie dann heute noch leben « , herrschte Nassir meine Schwester an, ehe er sich abrupt unterbrach. Nach einem Moment schüttelte er den Kopf. Als er fortfuhr, klang seine Stimme eine Spur sanfter, drohte sogar zu brechen. » Sie war noch ein Kind, Rana. Sie wusste doch gar nicht, was sie wirklich will. Wir hätten sie beschützen können. «
    » Sie hat uns gebraucht, damit wir ihr zur Seite stehen « , widersprach Rana. » Unseren Schutz hat sie nicht gebraucht. Wir hätten sie nicht in Watte packen können. Das wäre auch nicht richtig gewesen. «
    Einen Moment lang sagte keiner von ihnen etwas. Ich fühlte mich wie ein Voyeur und wäre am liebsten aufgestanden, doch Rana legte mir die Hand aufs Knie und hielt mich zurück. Dann sah sie Nassir wieder an. » Ich würde gern allein mit Ashraf reden « , sagte sie. » Ist das okay für dich? «
    Nassir zögerte kurz, dann ging er zur Haustür, wo er sich noch einmal umdrehte. » Du hättest es mir trotzdem sagen müssen, Rana. Trotz allem. Du hättest es mir nicht verschweigen dürfen. «
    » Das weiß ich « , sagte Rana. » Aber jetzt geh bitte ins Haus. « Nassir senkte den Kopf und ließ uns allein.
    Meine Schwester war eine starke Frau. Das hatte sie von unserer Mutter geerbt. Meine Familie war zwar nie der Diskriminierung ausgesetzt gewesen wie die Afroamerikaner in den Südstaaten, doch man hatte uns auch nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Trotz ihres Doktors in Englischer Literatur von der Cambridge University hatte meine Mutter noch nicht einmal eine Stelle für einen Aufsatz-Kurs an der Highschool bekommen. Letzten Endes hatte sie zwei Vollzeitjobs angenommen, um uns beide durchzubringen– in einer Reinigung und als Putzfrau. Rana hatte mich großgezogen, während meine Mutter arbeiten war– für keinen von uns das, was man sich unter einer schönen, unbeschwerten Kindheit vorstellte.
    » Geht es dir gut? « , fragte ich.
    » Das wird schon wieder « , sagte sie. » Und jetzt frag, was du fragen willst. Ich werde dir alles sagen, was ich weiß. «
    Ich zog ein Notizbuch heraus und schlug es auf. Dann holte ich tief Luft. » Du hast also Marihuana in ihrem Zimmer gefunden « , sagte ich schließlich. » Noch irgendetwas anderes? «
    » Nein. Und sie sagte, es würde nicht ihr gehören, sie bewahre es nur für ein Mädchen aus ihrer Klasse auf. Die Drogentests von der Schule waren immer negativ, deshalb habe ich ihr geglaubt. «
    » Was war mit ihren Freunden? Hatten die jemals Ärger mit der Polizei? «
    Rana senkte den Kopf. » Die Zeiten sind vorbei, in denen ich wusste, mit wem sie befreundet war. Dieser Robbie– sie hat kein Wort von ihm erzählt. «
    » Kennst du Alicia Weinstein? « , fragte ich.
    Wehmütig sah Rana zu dem Wohnhaus auf der anderen Straßenseite hinüber. » Früher waren wir Nachbarn. Sie und Rachel haben als Kinder jeden Tag miteinander gespielt, aber vor ein paar Jahren ist die Familie weggezogen. «
    » Weißt du, ob die beiden in Kontakt geblieben sind? «
    » Sie waren nicht mehr so eng miteinander « , antwortete Rana. » Zumindest nicht mehr so wie davor. Vermutlich haben sie sich jeden Tag in der Schule gesehen, aber Alicia war seit Jahren nicht mehr hier. «
    » Was ist mit dem Mädchen mit

Weitere Kostenlose Bücher