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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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Hintertür? «
    Angestrengt starrte er auf einen Punkt über den Monitoren. » Nein, aber ein Fenster zum Badezimmer. «
    Ich wandte mich Tom zu. » Gibt es irgendeine Chance, eine andere Aufnahme von diesen Schatten zu bekommen? Vielleicht über eine andere Kamera? «
    Er schnitt eine Grimasse. » Das Haupthaus ist kameratechnisch ziemlich gut abgedeckt, der Garten aber leider nicht. «
    Ich biss mir auf die Lippe. » Wann haben Sie das Überwachungssystem installiert? «
    » Die Basisversion besteht schon seit vier Jahren, aber letztes Jahr haben wir die Kameras aufgerüstet. «
    Vier Jahre waren eine lange Zeit, wenn ein Teenager zur Familie gehörte. Robbie und seine Freunde hatten die Teile des Grundstücks, die die Kameras nicht erfassten, bestimmt längst entdeckt und wussten genau, wie sie unbemerkt ins Gartenhaus gelangen konnten, um dort wilde Partys zu schmeißen. Ich hielt es für durchaus möglich, dass Robbie bei seinem Tod nicht allein gewesen war. Das bedeutete zwar nicht zwangsläufig, dass er ermordet worden war, aber es war ein wichtiges Detail.
    » Könnten Sie mir eine Kopie des Videos besorgen? « , fragte ich. » Einer von unseren Technikern soll sich das mal ansehen. «
    » Es ist eine Digitalaufzeichnung « , sagte Tom. » Ich kann sie Ihnen als Anhang mailen. «
    » Sehr gut. « Ich zog meine Brieftasche heraus, notierte meine Mailadresse auf der Visitenkarte und reichte sie ihm. Dann sah ich Meyers an. » Das Ganze könnte ziemlich kompliziert werden. «

8
    Ich kehrte zu meinem Wagen zurück und versuchte, mich zu sammeln. Mein erster und einziger Drink lag schon eine Weile zurück, und mein leichter Schwips war einem dumpfen Verlangen nach mehr gewichen. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Sie fühlten sich trocken und rissig an. Ich hatte erst vor vier Jahren angefangen, Alkohol zu trinken. Er hatte mir geholfen, den kleinen Jungen zu vergessen, der von einem Pitbull zerfleischt worden und später an Unterkühlung gestorben war. Tyrone Smith. Seine Mutter hatte ihn mitten in einer Winternacht im Park zurückgelassen, um sich in Ruhe mit ihrem Freund zu vergnügen, einem Drogendealer. Getrocknete Tränen hatten auf seinen kalten Wangen geglitzert. Wahrscheinlich hatte er wegen der Frau geweint, die ihn skrupellos neben dem Abfalleimer in einem städtischen Park liegen gelassen hatte.
    Mein Partner und ich verhafteten sie am nächsten Tag. Wie sich herausstellte, hatte ich bereits Bekanntschaft mit ihr gemacht. Wir waren uns das erste Mal begegnet, als Tyrone noch ein Säugling gewesen war; ihr Freund hatte sie damals verprügelt. Das Apartment, in dem sie gehaust hatte, war definitiv kein Ort für ein Kind gewesen: Überall leere Schnapsflaschen und Verpackungen vom Lieferservice, außerdem hatte es nur so gewimmelt von Schaben und sonstigem Ungeziefer. Ich hätte die Fürsorge informieren können. Ich hätte es sogar tun müssen. Aber ich unterließ es, weil die Mutter hoch und heilig versprochen hatte, eine einstweilige Verfügung gegen ihren damaligen Freund zu erwirken und die Polizei zu rufen, falls er sich ihr jemals wieder näherte. Ich hatte ihr sogar die Adresse eines Frauenhauses gegeben, das die beiden aufgenommen hätte. Ich bin sicher, sie hat sie weggeworfen, sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.
    Tyrones Mutter hatte eine zweite Chance von mir bekommen. Und mich dafür eine wichtige Lektion gelehrt: Niemand verdient eine zweite Chance. Menschen ändern sich nicht, sondern werden bloß älter. Ein kleiner Junge hatte sterben müssen, weil ich zu naiv gewesen war, diese Grundwahrheit zu glauben. Ich trank, um diesen und noch viele andere Fehler zu vergessen, die ich in meinem Leben begangen hatte. Meine Religion warnte mich zwar davor, dass meine Seele durch die Trinkerei direkt in die Hölle führe, doch hatte ich nicht genau das verdient?
    Ehe ich das Anwesen der Cuttings verließ, rief ich unsere Nachbarin Mrs. Phelps an und fragte, ob sie Megan von der Kindertagesstätte abholen und für ein, zwei Stunden auf sie aufpassen könnte. Mrs. Phelps’ Ehemann war vor seinem Tod selbst Detective gewesen, deshalb wusste sie wahrscheinlich, was ein langer Polizistenarbeitstag bedeutete, denn sie sagte sofort zu.
    Dann fuhr ich in die Stadt und stellte meinen Wagen vor der ersten Bar ab, die ich finden konnte– eine Spelunke, deren Besitzer die Stirn besaß, sich Gasthaus zu nennen. Es war später Nachmittag, und allmählich füllte sich der Laden mit

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