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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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ganz abkaufte, würde er uns garantiert keine Knüppel zwischen die Beine werfen. Weil wir Rollo garantiert nicht ohne einen verdammt guten Grund kaltgemacht hätten. Nachdem Lee seine Aussage gemacht hatte, durfte er gehen; mich hingegen bat der Kollege zu bleiben, bis Lieutenant Bowers einträfe. Bowers war zwar nicht mein Vorgesetzter, doch ich blieb trotzdem und sah solange zu, wie die Kollegen von der Spurensicherung Rollos Apartment durchkämmten.
    Unsere Jungs von der Spurensicherung machten ihre Sache wirklich gut– aber ohne fundiertere Informationen würden sie diesen Fall nicht lösen können. Sie konzentrierten sich auf die eingetretene Tür und den zersplitterten Rahmen, weil sie davon ausgingen, dass der Täter so in das Apartment eingedrungen war. Ich hatte an dieser Theorie jedoch meine Zweifel. Er hätte das Schloss knacken, Rollo im Schlaf die Kehle durchschneiden und die Wohnung wieder verlassen müssen, ohne auch nur eine einzige Spur zu hinterlassen. Es gab nicht viele Leute, die dazu in der Lage waren.
    Ich ließ den Blick noch einmal durch den Raum schweifen. Das Fenster hinter Rollos Stuhl stand offen. Das war mir bisher nicht aufgefallen, doch es musste bereits geöffnet gewesen sein, als Lee und ich gekommen waren. Das wäre eine weitere realistische Möglichkeit, wie der Täter in die Wohnung gelangt sein könnte. Da Rollos Stuhl direkt vor dem Fenster stand, hatte der Täter lediglich die Hand hereinstrecken und Rollo die Kehle aufschlitzen müssen. Dreißig Sekunden. Maximal. Natürlich musste der Täter eine echte Sportskanone gewesen sein; schließlich befanden wir uns hier im vierten Stock.
    Nachdenklich rieb ich mir das Kinn. Es gab zwei Optionen, und beide deuteten darauf hin, dass der Täter ein Profi war. Allerdings würde kein Profi einen solchen Aufwand betreiben, um eine kleine Nummer wie Rollo zu beseitigen. Man musste also größer denken. Bei Typen in Rollos Gewichtsklasse waren die Beweise üblicherweise über sämtliche Wände und bis in die angrenzenden Apartments verteilt. Ein Rundumschlag mit einer AK 47 würde vielleicht nicht die hübscheste Methode sein, aber definitiv die effektivste und problemloseste: Die Spurensicherung hätte keinerlei Mühe– Lees und meine Behinderungen hin oder her.
    Etwa zwanzig Minuten später traf Bowers ein. Er trug zwar andere Kleidung als bei unserer letzten Begegnung, doch seine Tränensäcke hatten eindeutig an Umfang gewonnen. Bei all den gewaltsamen Todesfällen, die sich in den letzten Tagen ereignet hatten, war Schlaf für ihn wahrscheinlich Mangelware. Im ersten Moment sah er mich einfach nur wortlos an. Schließlich bedeutete er mir, ihm ein Stück den Korridor hinunter zu folgen, weg von der Hektik am Tatort.
    Der Uringestank war hier nicht ganz so durchdringend, dafür flackerte die Deckenbeleuchtung in unregelmäßigen Abständen über unseren Köpfen.
    » Was kann ich für Sie tun, Lieutenant? « , fragte ich.
    » Kannten Sie James Russo? «
    » Ja. Er war einer meiner Informanten. Ich habe ihn vor acht Jahren auf Streife wegen Drogenbesitzes drangekriegt und bin seitdem mit ihm in Kontakt geblieben. «
    Bowers verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein und musterte mich durchdringend. » Dann erklären Sie mir, weshalb es auf dem Revier keine Akte über ihn gibt. Wie bezahlen Sie ihn? «
    » Er hat nie Geld von mir verlangt. «
    Wenigstens diese Antwort entsprach der Wahrheit. Anstelle von Geld hatte James nämlich Insiderinformationen von mir gewollt. Ab und an hatte ich also durchsickern lassen, wer und wo wegen Besitzes kleinerer Mengen hochgenommen und angeklagt worden war– was überaus wertvolle Informationen für einen Dealer waren, der seinen Aktionsradius erweitern wollte. Ich ging davon aus, dass er diese Kenntnisse anderweitig zu Geld machte.
    » Worüber haben Sie beide bei Ihrer letzten Begegnung geredet? « , fragte Bowers weiter.
    Eine Wohnungstür ging auf, und eine ältere Frau streckte den Kopf heraus, verschwand jedoch sofort wieder, als sie uns sah.
    » Über nichts Besonderes « , sagte ich schnell. » Ich wollte nur hören, wie es ihm geht. Wir hatten uns nämlich eine ganze Weile nicht mehr gesprochen. «
    » Und wie ging es ihm? «
    » Sie haben ja seine Finger gesehen « , antwortete ich.
    » Allerdings « , bestätigte Bowers. » Russo war ein elendes Stück Dreck. Wir haben genug Pot bei ihm gefunden, um ihn wegen Dealerei dranzukriegen, wäre er noch am Leben gewesen. Aber das wussten Sie ja

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