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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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ihrem allabendlichen Konzert an, als ich hinaustrat. Ein wunderschöner Sommerabend kündigte sich an. Der Himmel war glasklar, die Temperatur angenehm mild. Leichte Bewölkung wäre mir bei meinem Vorhaben zwar lieber gewesen, doch es würde auch so gehen. Ich trat auf die mittlere Strebe des Zedernholzzauns und kletterte darüber (um ihn mit einem Satz zu überwinden– dafür war ich mittlerweile zu alt). Beim Aufkommen verdrehte ich mir prompt den Knöchel. Ich stand in der kleinen Gasse hinter dem Haus und ließ meinen Fuß vorsichtig kreisen, stellte jedoch fest, dass sich der Schmerz in Grenzen hielt und mich nicht weiter behindern würde. Bewegung ist die beste Medizin, hätte mein Fußballtrainer gesagt.
    Ich ging etwa sechs Häuserblocks in die Richtung, in die ich den Taurus hatte fahren sehen. Unser Viertel ist gitterförmig angelegt, mit kleinen Seitenstraßen, die parallel zu den Hauptstraßen verlaufen. Ich konnte den Taurus nicht erkennen, doch die Kirche, ein imposantes Bauwerk aus grob gehauenem Stein und hohen Buntglasfenstern mit zahlreichen dunklen Ecken und Nischen, befand sich nur noch einen Häuserblock entfernt. Ich konnte nur hoffen, dass meine Verfolger auf den Parkplatz gefahren waren und, was noch viel wichtiger war, nicht damit rechneten, dass ich plötzlich neben ihnen auftauchte.
    Ich schlenderte geradeaus, sorgsam darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit zu erregen, und tatsächlich: Der Taurus stand am Ende des Parkplatzes etwa hundert Meter links von mir. Ich ließ den Blick über das gute Dutzend Wagen und den schmalen Rasenstreifen vor der Kirche schweifen, die uns voneinander trennten, und ging geradeaus weiter zur Rückseite des Gebäudes. Musik drang aus dem Gotteshaus. Die Orgelklänge übertönten das Geräusch meiner Schritte, so dass es mir gelang, mich dem Taurus unbemerkt zu nähern. Ich zog meine Waffe und überprüfte sie noch einmal, ehe ich um die Kirche herum und auf den Parkplatz trat. Inzwischen stand der Taurus unmittelbar vor mir, höchstens fünfundzwanzig Meter entfernt. Das Fahrerfenster war einen Spaltbreit geöffnet, und ich sah zwei Finger, zwischen denen ein Zigarettenstummel baumelte. Ich löste mich von der Mauer und rannte los, meine Glock im Anschlag. Der Fahrer sah mich zwar, hatte jedoch keine Chance mehr zu reagieren. Ich schlug mit dem Pistolenlauf die Fahrerscheibe ein, so dass sich ein Regen aus Glassplittern auf den Rücksitz ergoss. Beide Männer fuhren zusammen.
    » Hände aufs Armaturenbrett! «
    Keiner der Männer bewegte sich.
    » Was soll der Scheiß, Rashid? « , stieß der Fahrer hervor und drosch mit beiden Fäusten auf das Lenkrad ein. » Der Wagen gehört meiner Frau. « Seine Stimme kam mir vage bekannt vor, doch ich konnte sie nicht zuordnen.
    » Hände aufs Armaturenbrett, sonst blase ich euch die Lichter aus! « , befahl ich, streckte meine Hand durch das zertrümmerte Fenster und drückte dem Fahrer den Lauf gegen den Hinterkopf. Er versteifte sich.
    » Beruhigen Sie sich, Ash « , sagte der Typ auf dem Beifahrersitz und streckte die Hände vor. » Wir sind im Dienst. « Nun erkannte ich auch die Stimme: Sie gehörte Detective Greg Doran vom Dezernat für Sonderermittlungen. Ich verlagerte das Gewicht und atmete aus. » Wieso verfolgen Sie mich? «
    Doran drehte sich zu mir um. » Wieso stecken Sie das Ding nicht wieder ein, und wir reden wie erwachsene Männer miteinander? «
    Ich dachte einen Moment nach, ehe ich meine Waffe im Holster unter meiner Jacke verschwinden ließ. Beide Männer stiegen aus, doch der Fahrer schien sich nur für die zertrümmerte Rückscheibe zu interessieren, während Doran sich gegen den Kofferraum lehnte.
    » Okay, jetzt wo wir hier so gemütlich beisammen sind « , sagte ich und sah zwischen den beiden Detectives hin und her, » will ich gern wissen, wieso Sie beide mich observieren und wer das genehmigt hat. «
    » Das Fenster werden Sie mir bezahlen « , sagte der Typ, den ich nicht kannte. » Ich hoffe, das ist Ihnen ja wohl klar. «
    Ich starrte ihn finster an. » Sie können mich mal « , sagte ich. Der Typ sah aus, als wollte er mir geradewegs an die Gurgel gehen, doch Doran hielt ihn zurück. » Danke « , formte ich lautlos mit den Lippen und sah erneut zwischen den beiden hin und her. » Also, wer beantwortet mir meine Frage? Wieso observieren Sie mich? «
    Doran kreuzte die Arme vor der Brust und starrte mir ins Gesicht, ohne zu blinzeln. » Wieso waren Sie bei den Cuttings? « , fragte

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