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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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Reinigungsservice geben, der sich um solche Angelegenheiten kümmert « , sagte ich. » Sie müssen das nicht selbst machen. «
    » Doch, das muss ich « , krächzte sie. » Robbie war mein Sohn, deshalb ist es ganz allein meine Aufgabe. «
    Es schien mir unpassend, das Zimmer ohne ihre explizite Aufforderung zu betreten– fast so, als würde ich einen Schrein entweihen–, deshalb blieb ich im Türrahmen stehen. Schließlich hob Mrs. Cutting den Kopf. Im ersten Moment stand blanke Verwirrung in ihren Augen, als wundere sie sich über meine Gegenwart, doch dann schien sie sich zu fangen und winkte mich herein. Meine Absätze hallten auf den Sperrholzplatten, als ich auf sie zuging. Eine einzelne Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel.
    » Er ist da drüben, in der hinteren Ecke « , sagte sie und deutete auf eine etwa drei Meter entfernte Stelle. » Bitte sehen Sie ihn sich an– und danach wäre ich gern allein. «
    Ich dankte ihr, wohl wissend, dass jede andere Bemerkung unangemessen gewesen wäre, und trat zu der Stelle. Ein grüner Safe klemmte zwischen den Holzplanken. Es sah aus, als hätte Robbie den Teppich abgelöst und aus den darunterliegenden Bodenplatten eine Lücke ausgesägt. Das Metall war so dünn, dass ich es mit den Fingern eindrücken konnte. Bei genauerer Betrachtung sah es eher wie eine Geldkassette mit einem Zahlenschloss aus. Ich sah zu Mrs. Cutting hinüber, die mir jedoch den Rücken zugewandt hatte, und zog meinen Spurensicherungskarton heran. Der Karton enthielt Latexhandschuhe, verschließbare Tüten und Klebeetiketten, aber auch diverse Werkzeuge wie einen dicken Flachkopfschraubenzieher. Ich rammte ihn zwischen die Tür und das Seitenteil und drückte beherzt nach rechts. Das Metall bog sich und gab nach, so dass ich einen Blick auf das Innere der Kassette erhaschte. Ich schob die Spitze des Schraubenziehers in die Lücke und drückte das Blech ein zweites Mal wie ein Stemmeisen nach unten.
    Beim Anblick des Inhalts zog sich mein Magen zusammen, als hätte man ihn durch eine Wäschemangel gedreht. Damit hatte ich nicht gerechnet: Die Kassette enthielt einen kurzläufigen 38er-Revolver und eine Art Styroporbehälter. Ich warf einen Blick zu Mrs. Cutting hinüber. Mittlerweile hatte sie sich zu mir umgedreht, allerdings glaubte ich nicht, dass sie die Waffe erkennen konnte.
    » Will ich wissen, was da drin ist? « , fragte sie.
    Ich leckte mir die Lippen. » Wahrscheinlich nicht « , antwortete ich. » Soll ich es Ihnen trotzdem sagen? «
    Sie starrte auf ihre Schuhe. » Keine Ahnung. «
    » Dann würde ich Folgendes vorschlagen « , sagte ich. » Ich nehme die Fundstücke mit, und Sie überlegen sich in aller Ruhe, wie Sie sich entscheiden. Falls Sie mehr wissen wollen, können Sie mich jederzeit anrufen. «
    Mrs. Cutting schloss die Augen. Einen Moment lang dachte ich, sie bräche gleich in Tränen aus. Sie beherrschte sich jedoch, presste sich die Handfläche auf den Mund und nickte. Dann wandte sie sich ab und verließ das Zimmer. Ich nahm die Pistole aus der Kassette– vor Gericht würde sie mir rein gar nichts nützen, da ich sie nicht im Zuge einer offiziellen Durchsuchung sichergestellt hatte, trotzdem verriet sie mir etwas sehr Wichtiges: Robbie Cutting hatte gewusst, dass jemand hinter ihm her war. Ich wünschte, er hätte es uns erzählt.
    Ich drehte die Waffe hin und her. Sie war alt und nicht sonderlich gepflegt, außerdem erkannte ich auf den ersten Blick, dass Robbie keinen Schuss abgefeuert hatte: Der Abstand zwischen Lauf und Kammer war so groß, dass die Kugeln automatisch stecken geblieben und wie eine Rohrbombe explodiert wären. Beklommen verstaute ich den Revolver zwischen ein paar braunen Papiertüten in meinem Karton, ehe ich den quadratischen Styroporbehälter herausnahm.
    Er war etwa zwölf Zentimeter groß und mit braunem Klebeband umwickelt, das ich mit einem Teppichmesser aufschnitt, um ihn wie eine Schmuckschatulle aufklappen zu können. Jemand hatte sechs runde Löcher in das Styropor gebohrt. In fünf davon steckten Glasröhrchen mit einer Flüssigkeit, bei der es sich allem Anschein nach um Blut handelte. Die sechste Lücke war leer. Ich starrte das Ding einen Moment lang an. Ebenso wie die Waffe war auch der Behälter vor Gericht nutzlos, da ich nicht mit der Ermittlung betraut und damit nur inoffiziell hier war– aber für meine eigenen Ermittlungen war er äußerst aufschlussreich. Ich legte ihn ebenfalls in meinen Spurensicherungskarton und

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