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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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klappte die Kassette wieder zu.
    Ich stand auf und ging zur Tür. Dort verharrte ich kurz und sprach ein kurzes Gebet für Robbie. Er war nur achtzehn Jahre alt geworden. Ein junges Leben, viel zu früh beendet.
    Mrs. Cutting stand im Wohnzimmer. Ich bedankte mich noch einmal bei ihr. Zum Abschied legte sie mir die Arme um den Hals– der ungelenke Versuch einer Umarmung. Ich tätschelte ihr den Rücken. Als ich mich wieder von ihr löste, öffnete sie den Mund, als wolle sie etwas sagen, doch dann schien ihr bewusst zu werden, dass es eigentlich nichts zu sagen gab. Und so schwieg sie.

10
    Ich verstaute meine Sachen im Kofferraum, fuhr durch das Tor und sah mich aufmerksam um. Links von mir stand ein grauer Ford Taurus am Straßenrand. Das war nicht weiter ungewöhnlich. Das Haus der Cuttings befand sich in einer feinen, abgeschlossenen Wohnsiedlung mit eigenem Sicherheitsdienst, Müllentsorgung und Schneeräumservice. Das IMPD wurde zwar bei Gewaltverbrechen- oder sonstigen schweren Vergehen gerufen, doch um Verstöße wie Ruhestörung und andere Kleinigkeiten kümmerte sich der private Sicherheitsdienst, der auch dafür Sorge trug, dass sich kein Gesindel auf den Straßen herumtrieb.
    Ich fuhr auf die Straße und sah in den Rückspiegel. Wie erwartet, folgte mir der Taurus mit etwa hundert Metern Abstand. Ich konnte zwei Männer erkennen, die jedoch eindeutig zu jung schienen für Polizisten im Ruhestand. Wahrscheinlich handelte es sich um Kollegen im aktiven Dienst, die hier ein paar Extrastunden einlegten. Leicht verdientes Geld. Arrangements wie dieses gab es überall in der Stadt. Ich ignorierte sie und fuhr weiter. Niemand behelligte mich. Sie folgten mir noch eine Weile, doch als ich das Viertel hinter mir ließ, waren sie irgendwann verschwunden. Wahrscheinlich hatten sie ein anderes Opfer gefunden, das sie piesacken konnten.
    Da ich mit der Zubereitung des Abendessens an der Reihe war, blieb ich auf dem Nachhauseweg bei einem Supermarkt stehen und kaufte ein Brathähnchen, Krautsalat und Kartoffelsalat mit Senfsauce. Die Sonne ging bereits unter, trotzdem stieg noch immer glühende Hitze vom Asphalt auf. Ich stieg in meinen Dienstwagen und warf erneut einen Blick in den Rückspiegel, während ich die Lebensmittel auf dem Beifahrersitz verstaute. Wenige Reihen neben mir stand ein grauer Taurus mit zwei Männern. Dass es sich dabei um einen Zufall handelte, bezweifelte ich. Sie waren mir also weiter gefolgt.
    Ich fuhr vom Parkplatz und über ein paar Umwege (mit Zwischenstopp bei Starbucks) nach Hause, um herauszufinden, ob sie mir immer noch an den Fersen klebten. Von Zeit zu Zeit schienen sie verschwunden zu sein, doch irgendwann tauchte der graue Taurus immer wieder auf. Wer auch immer die Typen waren, sie machten ihre Sache gut. Wären sie mir nicht zufällig auf dem Supermarkt-Parkplatz aufgefallen, hätte ich gar nicht gemerkt, dass ich beobachtet wurde.
    Etwa zwanzig Minuten später bog ich in die Einfahrt unseres Hauses. Zum Glück waren Hannah und Megan noch unterwegs, so dass ich mir wenigstens um sie keine Sorgen zu machen brauchte. Als ich die Haustür aufschloss, fuhr der Taurus vorbei, ohne dass mich die beiden Männer eines Blickes würdigten.
    Ich trug die Sachen hinein und verstaute alles im Kühlschrank. Weil unsere Straße hügelig ist und unser Haus ziemlich genau in der Mitte der vier Meilen steht, die sie lang ist, hatten die beiden zahlreiche Möglichkeiten, einen heimlichen Blick auf unser Haus zu erhaschen. Wenn die beiden Typen schlau waren, postierten sie sich neben der Kirche, wo ein neutraler Taurus inmitten der zahlreichen geparkten Wagen nicht weiter auffallen würde. Ich überprüfte meine Dienstwaffe, um sicherzugehen, dass sie geladen war, und ging in den Garten hinaus. Für Situationen wie diese gab es keine Dienstvorschriften, doch gäbe es welche, lauteten sie garantiert: sofort Verstärkung rufen. Das aber, wusste ich, würde mehr schaden als nutzen: Sobald sich Streifenwagen in meiner Einfahrt tummelten, wüssten meine Verfolger nämlich sofort, dass etwas im Busch war, und würden die Kurve kratzen, bevor wir herausfinden konnten, wer sie waren oder wer sie mir auf den Hals gehetzt hatte. Außerdem würde meine Meldung über den Polizeifunk gehen– den die beiden höchstwahrscheinlich angezapft hatten. Wenn ich also Informationen wollte, war ich auf mich allein gestellt.
    Leuchtend orange und rote Streifen zogen sich quer über den Horizont, und die Insekten hoben zu

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