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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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abgesehen von ein paar aufreizenden schwarzen Dessous ebenfalls nichts Spannendes entdeckte. Am anderen Ende befanden sich mehrere Schlafzimmer mit jeweils angrenzendem Bad. Die ersten beiden Schlafzimmer waren leer, wohingegen im dritten, offenbar dem Hauptschlafzimmer, ein schmales Bett, ein Bücherregal und ein Computertisch standen. Immerhin etwas.
    Ich ging weiter ins Bad. Es verfügte über eine Whirlpoolwanne und eine durch eine Glaswand abgetrennte Dusche. Links von mir befand sich ein Waschtisch. Die Toilette konnte man nicht direkt einsehen, so dass mehrere Menschen gleichzeitig das Badezimmer benutzen konnten. Ich öffnete die Schubladen des Waschtischs und entdeckte ein Röhrchen Schmerztabletten, ein Medikament gegen Sodbrennen und ein auf den Namen Karen Rea verschriebenes Beruhigungsmittel. Ich kannte ein paar Typen, die mir das Beruhigungsmittel mit Handkuss abgekauft hätten, ließ es aber trotzdem in der Schublade liegen. Auch wenn ich unerlaubt in das Haus eingedrungen war, arbeitete ich immer noch für die Polizei von Indianapolis. Ein oder zwei Straftaten am Tag waren auch für mich mehr als genug.
    Als Nächstes ging ich ins Hauptschlafzimmer, das groß genug war, um meine gesamte Wohnungseinrichtung zu beherbergen. Als Erstes nahm ich mir Karens Schreibtisch vor– eines dieser Billigmöbelhaus-Dinger aus melaninbeschichtetem Spanholz, die man mit einem Imbusschlüssel selbst zusammenbauen muss. Ich zog den Schreibtischstuhl heran und rollte ihn zu dem hüfthohen Bücherregal. Auf dem obersten Regalboden standen ein Latein-Wörterbuch, eine Ausgabe von Bram Stokers Dracula und ein paar Bände über die Geschichte Osteuropas– wahrscheinlich Recherchematerial für ihre Postings auf fangporium.com. Ich zog einen der beiden grünen Hefter aus dem zweiten Regal und stellte fest, dass er ein wissenschaftliches Journal der Australian Society of Microbiologists enthielt. Ich legte ihn wieder zurück und zog willkürlich einen anderen Hefter heraus; dieser enthielt ein Virologie-Fachmagazin.
    Ich schnalzte mit der Zunge. Karen Rea war also Mikrobiologin. Ziemlich ungewöhnlich – Drogendealer mit akademischem Hintergrund waren eher dünn gesät.
    Da mir nicht mehr viel Zeit blieb, ließ ich den Computer links liegen und widmete mich stattdessen Karens Schreibtisch. Neben dem Bildschirm stand eine Tasse. Ich roch daran. Grüner Tee. Ich stellte sie wieder hin und nahm den einzigen anderen Gegenstand auf dem Schreibtisch in Augenschein: eine gerahmte Fotografie. Die Aufnahme war bereits an den Rändern vergilbt und zeigte eine junge asiatische Familie. Die Erwachsenen konnten höchstens fünfundzwanzig sein. Der Mann trug ein weißes Hemd und eine Brille mit einem dicken schwarzen Gestell; die junge Frau hatte ein Kleinkind auf der Hüfte sitzen. Es war eindeutig ein Erinnerungsfoto und so ziemlich das Letzte, was ich in einer Briefkastenwohnung zu finden erwartet hätte. Mein Verdacht, dass hier etwas nicht stimmte, erhärtete sich.
    Als ich das Foto wieder hinstellte, schien die Zeit plötzlich stillzustehen. Mein Blick fiel auf eine kleine runde HD -Webkamera mit eingebautem Mikrofon, die an der Tischkante befestigt war. Das grüne Lämpchen verriet, dass sie lief.
    Scheiße.
    Ich machte einen Satz nach vorn und versuchte die Linse zu bedecken, worauf der Schreibtisch so heftig wackelte, dass der Bildschirm um ein Haar umkippte. Das Ding musste durch einen Bewegungssensor aktiviert worden sein. In dieser Sekunde läutete das Telefon in der Küche. Meine fünf Minuten waren vorüber. Ich sah mich hektisch um. Das Kamerakabel war mit dem Computer verbunden. Gut möglich, dass die Aufnahmen in Echtzeit im Internet gestreamt wurden, aber mir fehlte die Zeit, um das in Erfahrung zu bringen.
    Ich schnappte die Tasse, kippte den Computer nach vorn, auf dessen Rückseite die Eingänge und der Lüfter zum Vorschein kamen, und goss den Inhalt der Tasse hinein. Ein Zischen ertönte, als die Flüssigkeit über die erhitzten Bauteile floss, und eine nach Plastik stinkende Dampfwolke stieg auf. Die Lüfter stellten ihren Dienst ein, doch die Festplatte sirrte weiter. Der Computer funktionierte also noch. Ich konnte nur hoffen, dass er auf kurz oder lang überhitzen und endgültig den Geist aufgeben würde.
    Eilig trabte ich auf die Terrasse hinaus und schloss die Türen hinter mir. Nach wie vor war keine Menschenseele zu sehen. Folglich sollte es keine Zeugen für mein unerlaubtes Eindringen geben. Ich strich

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