Falsches Blut
mein Jackett glatt und lockerte die Schultern. Ich hatte zwar nichts gefunden, was für eine Festnahme reichen würde, aber immerhin hatte ich etwas über Karen in Erfahrung gebracht: Sie war Mikrobiologin. Ich war nicht ganz sicher, was ich mit dieser Information anfangen sollte, aber sie war zumindest interessant.
Ich ging um das Haus herum. Mein Dienstwagen stand noch genau dort, wo ich ihn abgestellt hatte, doch dahinter hatte ein weißer Pick-up mit einem Stern auf der Tür geparkt. John, der Typ aus dem Wachhäuschen, stand gegen meinen Wagen gelehnt und sah mich mit vor der Brust gekreuzten Armen finster an. Ich nickte ihm zu.
» Stellen Sie die Vorladung etwa durch den Garten zu? «
Ich blieb mitten auf der Straße stehen. » Es hat niemand aufgemacht. «
John hob die Brauen. » Sie waren ganz schön lange weg, Detective. «
Ich ließ den Blick die Straße entlang schweifen, ehe ich die Hände in die Hüften stemmte, so dass meine Dienstwaffe unter der Jacke zum Vorschein kam. » Ja, da haben Sie Recht. Sonst noch etwas, was Sie unbedingt loswerden wollen, John? Nur zu, aber seien Sie vorsichtig. Es könnte ziemlich unangenehm für Sie werden, wenn Sie etwas sagen, was Sie später nicht zurücknehmen können. «
Ich wusste selbst nicht so genau, was ich ihm damit sagen wollte, doch es klang einigermaßen unheilvoll. John starrte mich einen Moment lang an, als überlege er, was er tun sollte, dann schien die Anspannung von ihm abzufallen, und seine Schultern sackten nach unten.
» Schade, dass Dr. Rea nicht zu Hause war « , sagte er und kehrte zu seinem Pick-up zurück. Bevor er einstieg, hielt er noch einmal inne. » Wenn Sie wollen, kann ich Sie gern anrufen, sobald sie heimkommt. «
» Nicht nötig « , wiegelte ich ab und trat zu meinem eigenen Wagen. » Ich habe ihr meine Karte hinterlassen. «
Ich stieg ein und fuhr davon. Viele Cops und Ex-Cops sind knallharte Burschen, denen es nicht das Geringste ausmacht, einem armen Teufel, der bloß seine Arbeit erledigt, ein bisschen Feuer unterm Hintern zu machen. Ich hatte zwar ein klein wenig Gewissensbisse deswegen, aber keine Zeit für derartige Gefühlsduseleien. Nach dem Vorfall mit dem Computer wusste Karen nun, dass ich nicht nur hinter Azrael her war. Wie sie darauf reagieren würde, konnte ich nicht einschätzen– denn ich hatte ja noch nicht persönlich mit ihr gesprochen. Allerdings musste ich davon ausgehen, dass die Sache eskalieren und sie zum Gegenschlag ausholen würde. Wenigstens war meine Familie in Sicherheit. Immerhin etwas.
Die Hitze draußen war so brüllend, dass mir die Klimaanlage bestenfalls lauwarme Luft ins Gesicht blies. Davon ausgehend, dass ich nach wie vor einen Job hatte, nahm ich mir vor, die Kiste so schnell wie möglich in die dezernatseigene Werkstatt zu bringen und überprüfen zu lassen. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, um zu verhindern, dass er mir in die Augen lief. Nach etwa einer Meile kam ich an einem Einkaufszentrum vorbei. Ich bog auf den Parkplatz und stellte den Wagen unter einem Ginkgobaum ab.
Es war kurz vor drei. Mit ein bisschen Glück bekam ich Mack an die Strippe. Ich scrollte durch mein Telefonverzeichnis bis zu seiner Labornummer.
Es hob niemand ab, deshalb hinterließ ich eine Nachricht, er möge mich bitte zurückrufen. Dann ließ ich mich tiefer in den durchgesessenen Fahrersitz sinken und dachte darüber nach, wie ich weiter vorgehen sollte. Als Erstes würde ich nach Hause fahren und frische Klamotten holen, solange das noch möglich war. Außerdem musste ich dringend Hannah warnen, dass sie sich in nächster Zeit von unserem Heim fernhalten solle.
Gerade als ich losfahren wollte, rief Mack an.
» Sitzen Sie etwa neben dem Telefon und sehen aufs Display, wer anruft? « , fragte ich.
» Ja. Aleksandra ist stocksauer auf mich und ruft ständig hier an, um mich runterzuputzen. Ich habe ihr Budget gekürzt, weil sie letzten Monat drei Riesen allein für Schuhe und Hüte ausgegeben hat. Eine Frage: Wie viele Paar Schuhe besitzt Hannah? «
Ich zuckte die Achseln. » Keine Ahnung. Zehn oder zwölf vielleicht. «
» Pah. Zehn Paar! So viele hat Aleksandra allein letzten Monat gekauft. Sie sind ein echter Glückspilz. «
» Äh, danke, Mack. Eigentlich habe ich angerufen, um zu fragen, ob Sie mir kurz helfen könnten. «
» Klar. Was gibt’s? «
» Ich bin gerade an der Sache dran, über die wir heute Morgen gesprochen haben. Dabei stieß ich auf neue Informationen. Kurz
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