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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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Tage, an denen man lieber im Bett bleiben sollte, dachte ich.
    Ein harsches Klopfen gegen die Fensterscheibe riss mich aus meinen Grübeleien. Der Hulk stand neben dem Wagen und bedeutete mir auszusteigen. Einen Moment lang erwog ich, einfach abzuhauen, besann mich dann jedoch eines Besseren. Wenn Konstantin Bukoholow mit mir reden wollte, würde er das auch tun, völlig egal, wo ich mich gerade aufhielt, auf dem Parkplatz einer Großtierklinik, zu Hause oder im Büro. Mit anderen Worten: Ich würde uns allen eine Menge Ärger ersparen, wenn ich mir anhörte, was er von mir wollte.
    Ich stieg aus, doch bevor ich auch nur einen Schritt auf den Toyota zugehen konnte, packte Hulk mich bereits am Kragen und schleuderte mich gegen den Wagen. » Los, umdrehen. «
    » Nur die Ruhe « , gab ich zurück, drehte mich um und legte beide Handflächen auf das Wagendach. Sekunden später tastete Hulk mich ab und riss sich meine Waffe sowie Brieftasche und Schlüssel unter den Nagel. Schließlich ließ er seine Hand an meinem Bein entlang nach oben wandern. » Passen Sie gefälligst auf Ihre Pfoten auf « , schnauzte ich ihn an.
    » Maul halten! « , blaffte er zurück und ließ mich endlich los. Ich drehte mich um und blickte in seine finstere Miene.
    » War’s das? «
    » Fürs Erste schon. «
    Ich strich meine Jacke und meine Hose glatt. Es war angenehm, das Gewicht meiner Waffe nicht länger an den Rippen spüren zu müssen, doch für ein klein wenig Schutz hätte ich diese Unannehmlichkeit liebend gern in Kauf genommen. Nicht, dass mir die Waffe eine große Hilfe gewesen wäre– der Hulk brachte mindestens hundertdreißig Kilo auf die Waage und würde sich nicht einmal von Schüssen davon abhalten lassen, auf mich loszugehen. Und selbst wenn es mir gelänge, ihn niederzustrecken, befanden wir uns nach wie vor auf Bukoholows Terrain. Eher würde mir die Munition ausgehen als ihm die Handlanger.
    Ich trat zu der limonengrünen Limousine, worauf der Gangsterboss das Fenster herunterließ. » Wir müssen uns unterhalten. Steigen Sie ein. «
    » Nein. Ich habe Ihnen einen Gefallen getan, aber jetzt fahre ich nach Hause. «
    » Sie haben meinen Neffen angeschossen. Steigen Sie ein, bevor mein Schwager Sie umbringt. «
    Ich sah nach rechts. Der Hulk stand neben mir. Sein Gesicht war gerötet, und auf seiner Stirn pulsierte eine Ader. Dass ich seinen Sohn angeschossen hatte, würde erklären, weshalb er so feindselig war. Bevor sein Zorn vollends eskalierte, öffnete ich die Tür und rutschte neben Bukoholow auf den Rücksitz. Im Wageninneren hing noch der Geruch nach fabrikneuem Plastik und Klebstoffen, doch ich glaubte auch einen Hauch von Marihuana wahrzunehmen. Am liebsten hätte ich mich vorgebeugt und im Aschenbecher nachgesehen, doch dafür hätte ich mich über Bukoholow lehnen müssen, was ich mir lieber verkniff. Der Hulk stieg auf der Fahrerseite ein und schob den Sitz so weit zurück, dass er praktisch auf meinem Schoß saß. Schweigend fuhr er los. Ohne ein Wort zu sagen, verließen wir den Parkplatz. Da ich mich in diesem Teil der Stadt nicht gut auskannte, versuchte ich mir die Straßen einzuprägen. Es mochte mich nicht sonderlich weiterbringen, war aber immer noch besser, als einfach nur stumm herumzusitzen. Die Gebäude wurden zunehmend höher und schicker. Aus irgendeinem Grund schien es den Hulk zum Monument Circle zu ziehen. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Immerhin war mir die Gegend vertraut, sie gehörte zur Standardstrecke der Streifenpolizei.
    » Wohin fahren wir, Mr. Bukoholow? «
    » Wir drehen nur eine Runde. Man weiß nie, wer einem zusieht. «
    Für jemanden in seiner Branche war Paranoia bestimmt ein hilfreicher Charakterzug.
    » Wenn wir nur eine Stadtrundfahrt machen, kann ich ja auch aussteigen. «
    Bukoholow zuckte die Achseln. » Das können Sie jederzeit. Sie sind ja nicht mein Gefangener. «
    » Dann halten Sie an. «
    » Ich sagte, Sie können jederzeit aussteigen, aber nicht, dass wir anhalten. «
    Ich hörte den Hulk kichern. Wäre genug Platz zwischen den Sitzen gewesen, hätte ich gegen seine Rückenlehne getreten. Doch es war so eng, dass ich mich kaum bewegen konnte.
    » Was wollen Sie von mir? « , fragte ich.
    Wieder zuckte Bukoholow die Achseln. Es schien eine seiner Lieblingsgesten zu sein. » Ich bin nur neugierig, wieso ein Detective in ein Firmengebäude einbricht. «
    » Ich bin im Dienst. Sobald meine Kollegen mitbekommen, was Sie getan haben, werden so viele Cops in Ihrem

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