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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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sah aus wie ein Herrenclub aus einer anderen Ära– an der Wand standen mehrere lederne Clubsessel mit hohen Lehnen, und ein intensiver Zigarrengeruch hing in der Luft. Ich spürte, wie ich eine Gänsehaut bekam. Sechs Männer saßen um einen Kartentisch in der Mitte des Raums. Zu meinem Erstaunen erkannte ich einen von ihnen– Jack Whittler.
    Bukoholow grüßte die Männer, dann winkte er mich zu sich und stellte mich als einen Freund vor. Whittler ließ mich keine Sekunde aus den Augen– wie ich ihn; ich löste den Blick nur kurz von ihm, um die anderen Spieler zu begrüßen. Abgesehen von Jack, dem ranghöchsten Vertreter der Polizeibehörde des Bezirks, waren zwei Abgeordnete des Repräsentantenhauses von Indiana, ein Richter am Bezirksgericht, der stellvertretende Bürgermeister und der Vorstand einer regionalen Bank mit Hauptsitz in Indianapolis mit von der Partie– eine völlig andere Liga als die, in der ich sonst spielte.
    Zum Glück kam Bukoholow nicht auf die Idee, den Männern allzu lange Gesellschaft leisten zu wollen, sondern führte mich zügig weiter in sein Büro mit einem antik aussehenden Schreibtisch in der Mitte, zwei Stühlen und einem kleinen Sofa. Der Raum war fensterlos und ziemlich schlicht gehalten. Außerdem herrschte hier völlige Stille.
    » Was wissen Sie über Kokain, Mr. Rashid? « , erkundigte er sich und setzte sich hinter seinen Schreibtisch, was ich als Stichwort wertete, ebenfalls Platz zu nehmen.
    » Ich habe es nie probiert. «
    » Sollten Sie aber. Das würde Sie ein bisschen lockerer machen. « Bukoholow beugte sich vor, zog zwei Plastiktüten aus einer Schublade und legte sie auf die grüne Filzmatte auf seinem Schreibtisch. Beide Tüten enthielten ein weißes Pulver, das eine weiß glitzernd wie Schnee, das andere in mattem Gelb.
    » Das hier ist meines « , erklärte er und hob die Tüte mit dem gelblichen Pulver in die Höhe, ehe er nach der zweiten griff. » Und dieses hier stammt von Miss Rea. Mein Stoff ist gut. Zu siebzig Prozent rein und ohne schädliche Zusatzstoffe. Miss Reas Stoff aber– ist zu gut. Der Reinheitsgrad liegt bei fünfundneunzig, manchmal sogar bei siebenundneunzig Prozent. Wenn die Kunden es in ihrer gewohnten Menge konsumieren, ist das eine Überdosis. Da gibt es keinerlei Spielraum. «
    Das war mir neu: Ich hatte gar nicht gewusst, dass Bukoholow auch im Drogenhandel tätig war. Mord und Prostitution, ja, aber keine Drogen.
    » Und inwiefern betrifft mich das? « , fragte ich und kreuzte die Arme vor der Brust.
    » Weil es mich betrifft. Dieses Miststück macht den Markt kaputt, den ich fünfzehn Jahre lang mühsam aufgebaut habe. Und ich bin nicht der Einzige, dem sie schadet. Chicago, St. Louis, Cincinnati, Louisville, überall dasselbe. Ich kenne meine Mitbewerber. Wir sprechen die Preise ab– damit keinem von uns etwas passiert. Aber diese durchgeknallte Irre redet mit niemandem, sondern verbreitet ihr billiges Zeug immer weiter. So dass die Preise ins Bodenlose stürzen. Ihretwegen verlieren wir eine Menge Geld und Marktanteile. «
    Bukoholow beugte sich vor, griff nach einer der Tüten und hielt sie ins Licht, ehe er sie wieder fallen ließ.
    » Und sie benutzt Kinder als Dealer, verdammt noch mal « , fuhr er fort. » Es ist widerlich. Eine haben wir vor ein paar Wochen erst erwischt. Das Mädchen war gerade einmal fünfzehn. Sie hat mich als Schlächter bezeichnet, was auch immer sie mir damit sagen wollte. Karen Rea ist eine Frau ohne Prinzipien. Man arbeitet nicht mit Kindern. Das ist einfach nicht richtig! «
    Aber ihnen Koks zu verkaufen, ist richtig, ja?
    Ich behielt meine Gedanken für mich. Wenn es stimmte, was Bukoholow sagte, hatte ich soeben eine weitere wichtige Erkenntnis gewonnen.
    » Haben Sie die Abendnachrichten gesehen? « , fragte ich.
    Mit einem Seufzer bekreuzigte er sich. » Sie meinen bestimmt die beiden toten Highschool-Teenager « , sagte er. » Einige meiner Mitbewerber besitzen leider nicht dieselben Vorstellungen von Anstand und Moral wie ich. Sie glauben, sie könnten Miss Rea vom Markt vertreiben, indem sie ihr Netzwerk zerstören. Aber dazu bin ich nicht bereit, und genau deshalb brauche ich Ihre Hilfe. Sie werden dafür sorgen, dass sie aufhört. «
    » Ich bin kein Killer. Außerdem haben Ihre Männer mit ihrem Auftritt jedes Beweisstück ruiniert, das ich gegen sie in der Hand hatte. «
    Ein Lächeln breitete sich auf Bukoholows Zügen aus, doch statt mich zu beruhigen, jagte es mir einen Schauder

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