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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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war zerrissen, ihr Haar völlig zerzaust, und ihre Augen starrten glasig ins Leere.
    » Haut ab « , sagte ich mit einem Nicken in Richtung Straße. Der Typ nahm sofort die Beine in die Hand, wohingegen sich die Nutte nicht von der Stelle rührte. Sie schien völlig high zu sein und hatte offenbar Mühe zu verstehen, was ich sagte. Da ich ihr ohnehin nicht helfen konnte, machte ich mich auf den Weg zu den Picknicktischen neben den verrosteten Schaukeln. Es fühlte sich unheimlich an, nach all den Jahren wieder hier zu sein. Bei meinem letzten Besuch war ich sicher gewesen, dass es nicht mehr schlimmer kommen könne, aber offenbar hatte ich mich getäuscht. Früher waren die Nutten erst gegen Abend hier aufgetaucht.
    Olivia saß an einem der Tische. Sie trug eine dunkle Jeans, eine ärmellose orange Bluse und ihre geöffnete Handtasche über der Schulter. Selbst wenn ich sie nicht gekannt hätte, wäre mir auf den ersten Blick klar gewesen, dass sie Polizistin war: Ihre Augen glitten unablässig hin und her, außerdem blieb ihre Hand stets dicht bei ihrer Tasche, in der sich vermutlich ihre Waffe befand. Ich rief ihren Namen, um sie nicht zu erschrecken.
    » Dein Handy wird angezapft « , sagte sie und schnüffelte. » Außerdem stinkst du nach verbranntem Plastik. «
    Ich sah an mir hinunter. Ich trug dieselbe Jacke wie am Vorabend, als ich zu Sunshine gefahren war.
    » Lange Geschichte. Ich erzähle sie dir ein andermal. Wer hat veranlasst, dass mein Handy angezapft wird? Bowers? «
    Olivia nickte.
    » Wieso? Wonach sucht er denn? «
    » Keine Ahnung. « Sie schüttelte den Kopf. » Er hat den Highschool-Leichen-Fall übernommen, und jetzt sitzen ihm sämtliche Politiker im Nacken, dass er möglichst schnell einen Verdächtigen präsentieren muss. Vermutlich würdest du ihm gerade recht kommen. «
    » Ein schönes Gefühl, so geliebt zu werden « , sagte ich. » Darum mache ich mir Sorgen, sobald ich Zeit dafür habe. Aber zuerst wollte ich dir sagen, dass jemand aus dem Dezernat die Seiten gewechselt hat. Ich fand, du solltest Bescheid wissen. «
    Olivia richtete sich auf, und ich hörte, wie sie tief einatmete. » Was willst du damit sagen? «
    » Ich habe in einem Lagerhaus in der Nähe von Plainfield meine Personalakte mit einem psychologischen Gutachten der Dezernatspsychologin, Kopien von offiziellen Beschwerden gegen mich und sogar mit einem Foto von dir und mir bei einer Observation gefunden. Es war meine vollständige Akte. «
    Sie sah mich einen Moment lang an, als denke sie angestrengt nach. Schließlich nickte sie, den Blick in die Ferne gerichtet. » Hast du sie dabei? «
    » Nein. Sie ist verbrannt. Gestern Abend. «
    Olivia seufzte.
    » Ohne die Akte sind uns die Hände gebunden. Ich kann ins Archiv gehen und herausfinden, wer sie eingesehen hat, aber wahrscheinlich wurde sie nicht über den offiziellen Dienstweg angefordert. Wenn du sie hättest, könnten wir sie zumindest auf Fingerabdrücke untersuchen. «
    » Ich weiß, dass wir nicht viel tun können. Wie gesagt– ich fand nur, dass du Bescheid wissen solltest. « Ich erhob mich und sah mich um. » Pass auf dich auf. «
    Olivia legte mir die Hand auf den Arm. » Geh nicht damit hausieren « , sagte sie. » Du steckst deinen Schwanz in ein Hornissennest. Die Sache ist eine Nummer zu groß für uns. Ich werde mich aber umhören. Wenn du das nächste Mal zu mir Kontakt aufnehmen musst, kauf dir eines dieser Billigtelefone im Supermarkt. Wo wohnst du gerade? Zu Hause ja wohl nicht, so viel weiß ich. «
    » In einem billigen Motel in Plainfield. «
    Sie nickte. » Hast du mit Kreditkarte bezahlt? «
    » Nein, in bar. «
    » Läuft das Zimmer auf deinen Namen? «
    » Ja. Die Frau an der Rezeption wollte meinen Führerschein, deshalb blieb mir nichts anderes übrig. «
    » Okay. Trotzdem solltest du dort aber einigermaßen in Sicherheit sein « , meinte sie. » Selbst wenn du das Zimmer auf deinen Namen gemietet hast, werden sie dich nicht so schnell finden, also bleib dort. Ist deine Familie bei dir? «
    » Nein. Sie sind bei meiner Schwägerin. «
    Olivia schloss die Augen. » Das ist gut « , meinte sie. » Wenn du richtigliegst, können wir nämlich niemandem trauen. Halte mich auf dem Laufenden, ja? Und ich sehe solange, was ich in Erfahrung bringen kann. «
    » Gut. «
    » Die Sache ist zu groß für irgendwelche Spielchen « , fuhr sie fort. » Wenn du Scheiße baust, kommt jemand zu Schaden. Hast du mich verstanden? «
    » Ja. «
    » Gut. «

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