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Falsetto

Falsetto

Titel: Falsetto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ihr kleines Kinn war. Ihre Lippen waren so unschuldig, da war nichts Hartes, keine Erfahrung beim Küssen. Dann aber spürte er, wie sich ihre Zartheit mit einem Mal auflöste, während ihr Körper von heftig klopfendem Verlangen erfüllt wurde.
    Es drang in ihn ein, es durchströmte all seine Glieder, sein Mund saugte es aus ihren Lippen und der warmen, süßen Haut ihres Halses und dann aus den Spitzen ihrer runden, bedeckten Brüste.
    Er hielt inne, preßte ihren Kopf so fest an sich, daß er ihr vielleicht sogar weh tat, dann vergrub er sein Gesicht in ihrem Haar, hob die helle Pracht, die selbst in diesem dunklen winterlichen Zimmer golden schimmerte, mit vollen Händen hoch.
    Er spürte die zarten Strähnen auf seinem Gesicht. Abermals innehaltend, stieß er einen leisen Ton aus.
    Sie entzog sich ihm, nahm seine Hand und führte ihn in ein anderes Zimmer.
    Selbst ihre Finger, gehüllt in jene weiche, feuchte Haut, fühlten sich für ihn seltsam und kostbar an. Er nahm ihre Hand und führte sie zum Mund.
    Vor ihnen, an der gegenüberliegenden Wand des Raumes, stand ein Bett. Es war von einem Durcheinander von verhängten Möbelstücken umgeben, so als würde das Zimmer selbst nie benutzt.
    »Kerzen«, flüsterte er ihr zu. »Licht.«
    Sie stand still da, als würde sie nicht verstehen, was er meinte.
    Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Nein, ich möchte dich sehen«, flüsterte er. Er zog sie auf die Zehenspitzen, stemmte sie dann hoch und hielt sie fest, so daß sich ihre Gesichter auf gleicher Höhe befanden und sie einander in die Augen sehen konnten. Ihr Haar fiel nach vorn, wie um sie beide zu verbergen. Einen Augenblick lang spürte er lediglich das Zittern in ihrem Inneren und ihr Beben, das mit dem seinen verschmolz.
    Er merkte kaum, daß er, sie noch immer im Arm haltend, die Tür verriegelte. Dann ging er zum Bett und nahm dabei einen kleinen Kandelaber mit. Er zog die Samtvorhänge, die nach Staub rochen, ringsum zu. Als er dann eine Kerze anzündete, dann eine weitere und noch eine, wurde dieses kleine Zimmer aus Vorhängen und weichen Kissen von Licht erfüllt. Christina kniete vor ihm. Ihr Gesicht war voll der reizendsten Gegensät-ze, ihre rauchblauen Augen mit den dunkelgrauen Wimpern schimmerten feucht, so als hätte sie geweint. Ihre unge-schminkten Lippen zeigten ein jungfräuliches Rosa. Jetzt entdeckte er überrascht, daß das Kleid, das sie unter dem schwarzen Umhang trug, aus jener exquisiten violetten Seide bestand, die stets einen so ätherischen Schimmer auf ihre Wangen zauberte und ihrem gerundeten Dekolleté über den Rüschen ihres Mieders eine übernatürliche, leuchtende Blässe verlieh. Violett färbte ihre Konturen, malte auf ihren Wangen, die mit einem ganz zarten weißen Flaum bedeckt waren, blasse Schatten.
    Doch obwohl er all das mit einem Blick in sich aufnahm, war es ihr Gesichtsausdruck, der ihn in seinem Innersten berührte.
    Und er machte ihm angst, beschleunigte seinen bereits rasenden Pulsschlag, denn er hatte erkannt, daß in diesem Körper ein Geist wohnte, der ebenso stahlhart und wild war wie der seine. Sie hatte vor ihm keine Angst, sie war hingerissen, verwegen und voller Willenskraft. Jetzt ergriff sie den Kandelaber, bat ihn mit flehentlichem Blick, die Kerzen zu löschen.
    »Nein...«, flüsterte er. Er streckte die Hand aus, zögerte, wollte ihr Gesicht berühren. Wieviel einfacher war es doch, ihren übrigen Körper im Dunkeln zu ertasten. Dann spürten seine Finger jenen zarten, weißen Flaum, und als er die Haut darunter fühlte, verzog er das Gesicht, als hätte er Schmerzen. Jetzt verlor ihr Gesicht seine Ernsthaftigkeit, ihre Stirn glättete sich, so daß die rauchgrauen Augenbrauen wie Federstriche über ihren strahlenden Augen aussahen. Dann stiegen Tränen in ihren Augen auf, verwischten und verstärkten deren blaue Farbe, begannen aber nicht zu fließen.
    Er blies die Kerzen aus, zog dann die Vorhänge auf, damit das matte Licht des Zimmers hereindringen konnte, wandte sich ihr zu, näherte sich ihr. Als sie, beunruhigt von seiner Dring-lichkeit, zurückschrak, zog er ihr die Seide und die Rüschen vom Busen und sah ihre Brüste befreit.
    Sie stieß einen leisen Schrei aus. Sie wehrte sich, da packte er sie abermals und hielt sie mit Küssen fest, spürte hinter ihren Lippen dabei plötzlich ihre Zähne und die schmelzende Weichheit in ihrem Mundinneren. Er drehte sie herum, neigte ihren Kopf, so daß da nicht länger ein Mund war, sondern ein

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