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Falsetto

Falsetto

Titel: Falsetto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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richtete sich auf. Also geht das Warten weiter, und mit ihm die Schuldgefühle. Nein, nicht die Schuldgefühle, lediglich das Unbehagen, die Anspannung, dieses Gefühl, keine Luft zu bekommen.
    Er fürchtete sie schließlich fast, diese Nachricht. »Wir werden Ihnen einen Beweis bringen«, hatten sie gesagt, nachdem sie zuerst einmal empört gewesen waren, daß er ihre Zuverlässigkeit in Zweifel gezogen hatte. »Ach ja? Und was soll das sein?« hatte er gefragt. »Sein Kopf in einem blutverschmierten Sack?«
    Er hatte gelacht, und selbst sie, diese Meuchelmörder, waren bestürzt gewesen. Sie hatten versucht, dies hinter ausdrucklo-sen Gesichtern zu verbergen. »Ihr braucht mir keinen Beweis zu bringen. Ihr müßt es einfach nur tun. Die Nachricht davon wird mich schnell genug erreichen.«
    Tonio Treschi, der Sänger, so nannten ihn die Leute jetzt tatsächlich. Selbst vor Carlo, selbst vor seinem Bruder wagten sie ihn so zu nennen, Tonio Treschi, der Sänger!
    Vor Jahren hatten diese anderen Bravos ebenfalls gesagt, sie würden ihm einen Beweis bringen, und er war darüber hin-weggegangen. Als sie dann den Haufen aus Eingeweide und Gewebe vor ihn hingelegt hatten und das Leintuch von ge-trocknetem Blut geknistert hatte, da war er so hastig aufgesprungen, daß der Stuhl dabei umgefallen war. Er hatte gebrüllt: »Schafft das fort, schafft das fort!«
    »Exzellenz...« Federico hatte etwas zu ihm gesagt.
    »Ich werde nicht heimgehen.«
    »Exzellenz, es ist immer noch keine Nachricht gekommen, und das bedeutet, daß die Möglichkeit besteht...«
    »Was für eine Möglichkeit?«
    »... daß es fehlgeschlagen ist.«
    Nur eine Spur von Wut war bei Federico zu bemerken, und eine Spur von Besorgnis, während sein Blick über die Piazza schweifte, dabei zufällig auch die dunkel gekleidete Frau streifte, die plötzlich wieder aufgetaucht war. Du siehst sie nicht?
    Ich schon. Carlo lächelte.
    »Fehlgeschlagen?« Er grinste höhnisch. »Er ist ein gottver-dammter Eunuch, um Himmels willen. Sie könnten ihn mit blo-
    ßen Händen erwürgen!«
    Er hob die Flasche zum Mund, gab Federico dabei wieder diesen fast vertraulichen Stoß, damit er sich aus seinem Ge-sichtsfeld bewegte. Ja, sie war wieder da. »Also gut, du Schöne, komm her«, flüsterte er leise, und trank noch einmal rasch vom Weinbrand.

    Diesmal war es ein großer Schluck, der seinen Mund säuberte und seine Augen. Der Regen fiel geräuschlos und ohne Gewicht, war lediglich ein silberner Wirbel.
    Ein wohliges Brennen breitete sich in seiner Brust aus, er hatte die Flasche nicht vom Mund abgesetzt.
    In ihren letzten Tagen war Marianna umhergerannt, hatte Schubladen aufgezogen, Schränke geöffnet. »Gib sie mir, du hast kein Recht, sie dir zu nehmen, ich habe sie dorthin getan, du wirst mich nicht in diesem Haus festhalten.«
    Und der alte Arzt hatte gewarnt: Sie wird sich umbringen. Und schließlich kam Nina durch den Flur gerannt: »Sie redet nicht, sie rührt sich nicht!« - heulend, heulend.
    Vier Stunden vor ihrem Tod wußte sie, daß sie sterben würde.
    Sie öffnete die Augen und sagte: »Carlo, ich sterbe.«
    »Ich werde dich nicht sterben lassen! Marianna!« hatte er geschrien. Viel später dann war er aufgewacht, weil sie sich ge-rührt hatte, hatte gesehen, wie sie die Augen aufschlug, hatte gehört, wie sie sagte: »Tonio!« Dann hatte sie für immer geschwiegen.
    Tonio und Tonio und Tonio.
    »Signore, Sie... nach Hause ... falls Ihr Auftrag nicht ausgeführt wurde, wie vorgesehen, dann besteht die Gefahr, daß...«
    »Daß was? Sie sind nach Rom gegangen, um einem Kapaun den Kragen umzudrehen. Wenn sie es nicht getan haben, dann werden sie es noch tun. Ich will darüber nicht reden, geh mir aus den Augen...«
    Tonio Treschi, der Sänger! Er grinste höhnisch.
    »Es hätte irgendeine Nachricht auf dem Postschiff sein müssen.«
    »Ja, und ein Beweis!« sagte er. »Ein Beweis.« Sein Kopf in einem blutverschmierten Sack. Schafft das fort, schafft das fooooort. ..!
    Sie hatte nie damit aufgehört, ihn zu fragen: »Du hast es doch nicht getan, du hat es doch nicht getan?« Tausendmal hatte er es flüsternd verneint, tausendmal in jenen Anfangstagen, als sie sich auf ihn gestürzt hatten wie die Aasgeier, bereit, ihm das Fleisch von den Knochen zu reißen. Hinter verschlossenen Türen hatte sie sich dann an ihn geklammert, sich mit ihren Händen in ihn verkrallt. »Mein Sohn, mein einziger Sohn, unser Sohn, du hast es doch nicht getan!«
    »Sag es mir!« Er

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