Fame Junkies
Promijägerin, sondern New Yorks jüngster gejagter Promi.«
»Werd bloß nicht übermütig, Kleine«, warnte mich meine Agentin. »Hochmut kommt vor dem Fall.«
Das war zwar nicht gerade das, was ich hatte hören wollen, aber Carla wusste, wovon sie sprach. Sie war alt genug, um meine Großmutter zu sein, und hatte im Laufe ihres Berufslebens schon so manchen steilen Auf- und Abstieg miterlebt.
»Okay und jetzt zu deinem Auftrag.« Ihr Tonfall wurde geschäftlich. »Ich habe eine Informantin, die in Toronto am Set von Naomis neuem Film arbeitet. Offenbar war ihr in letzter Zeit morgens häufig übel und jetzt hat sie sich ein paar Tage freigenommen, um in New York einen Arzttermin wahrzunehmen. Ich gehe stark davon aus, dass sie zum Gynäkologen will.«
»Haben Sie zufälligerweise die Adresse von ihrem Arzt?«, fragte ich.
Carla seufzte. »Das wäre schön, was? Aber da muss ich dich leider enttäuschen.«
»Na gut, mal sehen, was sich machen lässt.«
Ich klappte das Handy zu. Mir würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich nach der Schule der Meute der anderen Paparazzi anzuschließen, die bestimmt schon vor Naomis Apartmenthaus in der Fifth herumlungerten und darum beteten, sie genau in dem Moment vor die Linse zu bekommen, in dem sie sich gerade auf dem Gehsteig vor dem Haus übergab.
Als ich wieder in den Speisesaal kam, grinste Avy mir triumphierend entgegen. »Bingo.« Er legte seinen Zeigefinger auf das Foto eines Jungen im Verzeichnis.
»Das gibt’s doch gar nicht!« Ich schüttelte fassungslos den Kopf. »Du hast tatsächlich jemanden gefunden?«
»Einen Siebtklässler. Er heißt Ethan Taylor.«
Wir sahen uns um und entdeckten Ethan, der mit ein paar Freunden an einem Tisch in der Nähe saß. Die Jungs machten einen auf lässig, hatten die Kragen an ihren Hemden geöffnet, die Schulkrawatten gelockert und ließen die Hemdzipfel aus der Hose hängen. Ethan hatte kräftige blonde Haare und eine Stupsnase und sah aus wie der Prototyp eines Sohns aus gutem Hause.
»Kann ich dich mal kurz sprechen?«, fragte ich ihn. »Privat.«
Die anderen Jungs warfen sich Blicke zu und kicherten, aber Ethan schob cool seinen Stuhl zurück und stand auf. »Klar. Was gibt’s?«
Avy und ich gingen mit ihm zum Fenster, das auf einen kleinen Innenhof blickte, in dem eine Gedenktafel mit der Aufschrift »Gestiftet von der Familie Rockefeller« stand.
»Sagt dir der Name Naomi Fine was?«, fragte Avy, in dem das Promijagdfieber mal wieder voll entflammt war.
Ethan schüttelte den Kopf.
»Das ist eine Schauspielerin, die bei euch im Haus wohnt«, erklärte ich. »Wahrscheinlich im Penthouse.«
»Sie spielt bei Single and Loose mit, aber das darfst du bestimmt noch nicht schauen«, fügte Avy hinzu.
»Könnte sein, dass du sie mal zusammen mit einem großen, schlanken Typ mit Pferdeschwanz gesehen hast«, versuchte ich ihm auf die Sprünge zu helfen.
Ethan blinzelte. »Okay, jetzt weiß ich, wen ihr meint. Die Alte ist echt scharf.«
Ich verkniff mir ein Grinsen.
»Möchtest du dir hundert Dollar verdienen?«, fragte ich ihn.
Ethans Augen weiteten sich kurz, dann kniff er sie misstrauisch zusammen. »Du bist doch das Mädchen, das Bilder von Promis schießt, oder?«
»Wenn du mir hilfst, das Foto zu schießen, das ich brauche, kriegst du dafür einen Hunderter.«
»Wie denn helfen?«
»Die scharfe Alte wird in den nächsten Tagen höchstwahrscheinlich zu einem Arzt gehen. Zu einem Frauenarzt, um genau zu sein«, sagte ich. »Ich bräuchte die Adresse des Arztes und vielleicht kannst du sie mir besorgen. Hör dich um und sprich mal mit eurem Pförtner, es könnte gut sein, dass sie sich von ihm ein Taxi rufen lässt und ihm die Adresse sagt. Guck einfach, ob du was herausfindest.«
»Dazu brauch ich nicht den Pförtner zu fragen«, sagte Ethan. Ich sah ihn erstaunt an.
»Na ja.« Er zuckte mit den Achseln. »Meine Mutter ist Internistin und hat ihre Praxis bei uns im elften Stock. Ich glaub, diese Naomi ist sogar ihre Patientin. Mom hat Dad neulich beim Abendessen von einer Schauspielerin aus unserem Haus erzählt, die wegen irgendwas bei ihr war. Ich könnte in den Unterlagen nachschauen, ob da steht, bei welchen Ärzten sie sonst noch ist.«
Avy und ich tauschten überraschte Blicke aus. Ich konnte mein Glück kaum fassen, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. »Okay, dann tu das. Aber bitte pass auf, dass deine Mutter nichts davon mitbekommt. Die wäre bestimmt alles andere als
Weitere Kostenlose Bücher