Familie Zombie
oder entsprechende Sitzungen zu benutzen. Das passiert überall. In den Großstädten achtet man darauf, dass so etwas nicht vorkommt. So sind diese Grabräuber darauf angewiesen, sich kleine Friedhöfe auszusuchen. Vor allen Dinge welche, die recht versteckt liegen. Ich glaube nicht, dass die beiden Grabräuber direkt etwas mit der Familie Kosta zu tun haben.«
Ob mir Duncan zustimmen wollte oder nicht, das blieb erst mal unausgesprochen im Raum stehen, denn wir hörten beide das helle Pling, das eine E-Mail ankündigte.
»Eine Botschaft, sorry .«
»Keine Ursache.«
Duncan O’Connor stand auf und setzte sich auf den Drehhocker vor den Computer. Er öffnete die Mail. Es dauerte nicht lange, da pfiff er durch die Zähne.
»Wir haben sie, John!«
»Wen?«
»Die Namen der Grabräuber. Die Nachricht haben mir die Kollegen aus Edinburgh geschickt.«
»Und? Wie heißen Sie?«
Duncan schaute noch mal nach, um sich zu vergewissern. So richtig bekam er es wohl nicht in die Reihe, denn er schüttelte einige Male den Kopf.
»Einer heißt Devil. Der andere Typ nennt sich Chicago. Das kann doch nicht stimmen.«
»Warum nicht? Es könnten ihre Spitznamen sein.«
»Möglich.«
»Weiß man noch etwas über sie?«
»Vorbestraft sind sie nicht. Zumindest hat man sie nie erwischt.« Er zuckte die Achseln. »Das hilft uns jetzt auch nicht weiter. Ich glaube, dass die beiden nur zufällig in diesen Kreis des Grauens hineingeraten sind. Wenn ich daran denke, was diese Mörder mit den Toten gemacht haben, wird mir jetzt noch übel. Wir müssen uns auf etwas Schlimmes einstellen.«
Das war auch mir klar. Ich dachte hin und her, suchte nach einem Plan, aber den bekam ich nicht gebacken. Es gab einfach zu wenig Hinweise. So war ich gezwungen, die alten, die noch vorhanden waren, wieder aufzunehmen.
»Es muss ja weitergehen«, sagte ich zu dem Kollegen, der mir wieder gegenübersaß. »Ich werde nicht untätig hier sitzen bleiben oder durch Lauder streifen, bis ich die Chance erhalte, ein Mitglied aus der Familie zu sehen. Das kann niemand verlangen, das würde auch nichts bringen, und deshalb muss ich raus ins Gelände.«
»Gut gesagt.«
»Ich meine es ehrlich. Zwei Dinge sind mir in den Sinn gekommen. Existiert das Haus noch, in dem diese Familie gewohnt hat?«
»Ich glaube schon. Aber es liegt nicht in Lauder, sondern außerhalb. Die Kostas haben ja nichts mit den Bewohnern zu tun haben wollen, wenn man den alten Geschichten glauben darf.«
»Da müsste ich hin.«
»Das hatte ich mir gedacht.«
»Ist das Haus denn wieder bewohnt?«
»Nein, nicht mehr.«
»Dann war es bewohnt?«
»Genau. Aber die Leute sind schnell wieder ausgezogen, ohne Gründe zu nennen. In den Siebzigern des letzten Jahrhunderts ist es dann von Hippies entdeckt worden, die in dem Bau eine Kommune eingerichtet haben. Auch die hat sich schnell wieder aufgelöst. Seit der Zeit steht es leer und gammelt so vor sich hin.«
»Danke.«
»Wollen Sie denn hin, John?«
Ich lächelte leicht. »Nicht wollen, Duncan, ich muss hin. Es ist eine Spur.«
»Und die andere?«
»Der Friedhof, auf dem die beiden Taten geschehen sind. Ich denke, dass ich mir ihn zuerst anschaue.«
O’Connor schwieg und schluckte. »Glauben Sie denn daran, dass Sie dort etwas finden?«
»Ich weiß es nicht, Duncan. Aber Sie können mir einen Gefallen tun.«
»Gem.«
»Beschreiben Sie mir bitte den Weg zu beiden Zielen. So gut kenne ich mich in der Umgebung von Lauder nicht aus.«
»Okay.«
Ich hörte aufmerksam zu. Mir war auch klar, dass ich mit meinem Leihwagen nicht bis an den Friedhof herankonnte. Die letzte Strecke musste ich zu Fuß zurücklegen.
»Wenn Sie wollen, John, begleite ich Sie.«
»Nein, Sie müssen hier im Ort bleiben. Denken Sie daran, dass es Zeugen gab, die etwas gesehen haben. Sollte dies wieder zutreffen, informieren Sie mich.«
Er bekam von mir die Nummer meines Handys, und ich erhielt seine. Das Gesicht des Kollegen sah nicht eben glücklich aus. So wie er schaute jemand, der unheilvolle Gedanken hatte.
»Wir hören wieder voneinander«, sagte ich und schlug ihm zum Abschied aufmunternd auf die Schulter...
Um den alten Friedhof zu erreichen, musste ich das Gebiet von Lauder erst mal verlassen, was bei dieser Größe des Ortes recht schnell ging. Auf einem schmalen Weg fuhr ich in Richtung Süden und damit in eine sehr leere Landschaft hinein. Nicht in eine Wüste, sondern in eine menschenleere, denn weitere Ortschaften gab es nicht in der
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