Familie Zombie
Entfernung ab und spitzte zugleich die Ohren, ob noch andere Geräusche in meiner Nähe aufklangen, was nicht der Fall war. Deshalb ging ich davon aus, dass die Frau allein war und sich ihr Mann irgendwo im Haus verborgen hielt. Er hatte sie vorgeschickt und würde erst dann eingreifen, wenn es für sie gefährlich wurde.
Da sie nicht sprach, war es an mir, das Schweigen zu durchbrechen. »Wer bist du?«
Sie schwieg.
»Bist du Odine Kosta?«
Ich wartete darauf, dass sie auf diese etwas naiven Fragen reagierte, aber sie glotzte mich nur an. Das sah ich durchaus recht deutlich, denn hinter dem Schleier sahen die runden Augen etwas heller aus.
»Willst du mich töten?«
Odine reagierte.
Sie bewegte den rechten Arm und auch das rechte Bein, weil sie die Entfernung zwischen uns verkürzen wollte.
Jetzt sah ich, was sie hinter ihrem Rücken verborgen gehalten hatte. Es war ein Messer mit einer sehr langen und auch dünnen Klinge, die vorn sehr spitz zulief. Viel schlimmer als die Klinge, mit der ich durch Kosta im Wald bedroht worden war.
Die Antwort gab sie auf ihre Weise.
Blitzschnell rammte sie den Arm mit der Klinge nach vorn!
***
Zitternde Knie. Ein trockener Hals. Ein Herzschlag, der sich leicht beschleunigt hatte. Eine Umgebung, die zwar real war, aber dem jungen Polizisten wie eine Filmkulisse vorkam, durch die er wanderte.
Es ging ihm nicht gut, aber er hatte es im Wagen auch nicht ausgehalten. Er wollte sehen, was passierte. Er wusste, dass es die Gefahr gab und hatte nicht mehr vor, sich zu verstecken. Jetzt besaß er eine Waffe, auf die er sich verlassen konnte. Er hatte sie links in seinen Gürtel gesteckt und war bereit, sie innerhalb kürzester Zeit zu ziehen, wenn der Gegner auftauchte.
Aber wo steckte er?
Er sah nichts. Er hörte nichts, abgesehen vom Säuseln des Windes. Auch im Haus, auf das er zuging, blieb es ruhig. Keine Stimmen, keine Kampfgeräusche.
Er ging weiter.
Die ›Bühne‹ veränderte ihr Gesicht nicht. Nach wie vor blieb die gleiche Dekoration stehen.
Er näherte sich dem Haus immer mehr. Kälte kroch über seine Haut. John war längst hinter der Haustür verschwunden. Er hätte jetzt etwas hören müssen.
Die Gefahr war da. In der Nähe lauerte sie. Duncan spürte es. Das war eine Warnung, die man ihm schickte.
Das Geräusch kam von oben!
Nicht sehr laut. Er hatte es auch sicherlich nur wegen seiner starken Konzentration wahrgenommen. Er schaute hoch – und sah den Schatten.
Dann ging alles blitzschnell.
Zwei Dinge wollte Duncan tun. Zur Seite ausweichen und die Waffe ziehen, um zu schießen.
Das Ausweichen schaffte er nicht. Von oben und auch von der rechten Seite her wurde er angesprungen und zu Boden gerissen. Einen Moment später blieb Kosta auf ihm liegen und drückte ihn brutal mit seinem Gesicht gegen die Erde...
***
Die verfluchte Klingenspitze war so lang, dass sie mich voll durchbohrt hätte und an meinem Rücken wieder hervorgetreten wäre, wenn sie getroffen hätte.
Sehr wuchtig stieß Odine zu. Sie war kein Leichtgewicht, und sie hatte alles an Kraft in die Aktion hineingelegt, wozu sie fähig war.
Ich war trotzdem schneller. Im Laufe der Jahre hatte ich Routine bekommen. Ich war auf bestimmte Dinge geeicht. Dazu zählte das blitzschnelle Umstellen von einer Situation auf die andere.
Meine Bewegung war mit der eines Toreros zu vergleichen, der dem Angriff eines Stiers ausweicht. Schnell und zugleich geschmeidig.
Genau damit hatte die schreckliche Gestalt nicht gerechnet. Ihr Stoß mit der langen Klinge glitt ins Leere. Der Stahl zupfte noch an meiner linken Hüftseite entlang, aber er drang nicht durch die Kleidung und erwischte auch die Haut nicht.
Ich hörte ein Grunzen oder einen ähnlich klingenden Laut der Enttäuschung. Sie hatte daran gedacht, mit einem Stoß alles klar zu machen, das war vergebens.
Aber Odine fing sich schnell. Und ich wunderte mich darüber, wie flink sie war. Das Messer mit der langen Klinge schwang sie wie einen Degen herum. Sie stieß es bei der Drehbewegung nach links in die Höhe und senkte es ab, als sie mich erneut angriff.
Wieder huschte ich zur Seite.
Der Stoß verfehlte mich.
Zugleich griff ich an. Das verdammte Messer befand sich im Moment nicht in meiner Nähe, und mit dem rechten Fuß holte ich zu einem Tritt aus, der sie zwischen Gürtelschnalle und Hals traf. Ich hörte das dumpfe Geräusch des Aufpralls, und ich sah, wie sie nach hinten taumelte, und da gab es nichts, was sie noch aufhielt.
Sie
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