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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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plötzlich müde und kraftlos. Der schreckliche Streit am gestrigen Abend mit ihrem Vater, seine Drohung, sie von Windhuk wegzuholen, und jetzt noch die Ankündigung, dass ihr Lehrer sie verlassen wollte, das war einfach zu viel. Reuter bemerkte ihre Schwäche und holte rasch ein Glas Wasser. Er wirkte sehr aufgewühlt. » Wenn ich gewusst hätte, dass Sie mein Weggehen so betrübt …«
    » Ach, es geht doch nicht um Sie«, unterbrach ihn Ricky, ohne zu merken, wie sehr sie ihn dadurch kränkte. » Es geht doch darum, dass es hier weit und breit keine guten Musiklehrer gibt. Ich werde hier verdorren wie eine Blume in der Wüste!« Valentins Gesicht versteinerte bei ihren Worten, doch sie nahm davon keine Notiz. Stattdessen fuhr sie in ihrem Selbstmitleid fort. » Ich halte es hier ohne Musik nicht noch ein ganzes Jahr aus. Können Sie Ihr Engagement nicht um ein Jahr verschieben?«
    » Nein«, beschied sie Reuter bedauernd, aber sehr entschieden. » Das Theater sucht umgehend einen musikalischen Leiter. Ich werde schon übernächsten Monat nach Deutschland abreisen.« Seine Gesichtszüge wurden jedoch sofort wieder weicher, als er sah, wie sehr Ricky diese Ankündigung mitnahm. Dann machte er ihr ein überraschendes Angebot.
    » Vielleicht gäbe es ja doch noch eine andere Möglichkeit«, schlug er vor. Er schien etwas nervös, bevor er weitersprach. » Ich könnte mit Ihren Eltern reden und sie davon zu überzeugen versuchen, dass Ihre musikalische Ausbildung in Berlin sehr viel erfolgreicher wäre. Haben Sie nicht erzählt, dass Sie dort noch Verwandte haben? Vielleicht könnten Sie dort wohnen.«
    » Das ist völlig aussichtslos! Eher schneit es in der Wüste, als dass meine Eltern es erlauben würden«, seufzte Ricky mutlos. » Mein Vater würde mich niemals mit einem unverheirateten Mann in ein fremdes Land ziehen lassen, und meine Mutter bekommt schon Zustände, wenn sie das Wort Berlin nur hört. Obwohl sie selbst von dort stammt, denkt sie, die Stadt sei ein einziger Sündenpfuhl.« Sie seufzte resigniert. » Lassen Sie uns nicht mehr darüber reden. Die Klavierstunde ist schon fast um, und ich habe noch überhaupt nicht gespielt.«
    Sie griff in die Tasten und spielte drauflos. Ihre ganze Verzweiflung spiegelte sich in dem rasanten Spiel von Sergej Prokofjews zweitem Klavierkonzert in g-Moll mit seinen schockierenden, fast barbarisch anmutenden Klängen. Valentin war überrascht von der Vehemenz, die sie darin zum Ausdruck brachte. Bislang war ihm Ricky immer als eher schüchterne, zurückhaltende junge Frau erschienen, doch nun erkannte er in ihr eine Energie, die wie ein schlummernder Vulkan bislang in ihr verborgen geblieben war. Sein Herz schlug schneller, und er kämpfte mit dem Wunsch, ihre zarten Schultern zu umfassen und den Duft ihrer dunklen Haare einzuatmen. Er hatte es sich lange nicht eingestehen wollen, aber er hegte mehr Gefühle für die junge Frau, als es sich für einen Lehrer geziemte. Wenn er doch nur rechtzeitig den Mut aufgebracht hätte, sich ihr zu erklären, dann hätte er sie vielleicht als seine Frau mit nach Berlin nehmen können. Doch dafür war es wohl zu spät.
    So unvermittelt, wie Ricky das Klavierspiel begonnen hatte, endete sie auch. Sie war immer noch sichtlich erregt, doch ihr Gesicht zeigte eine neue Entschlossenheit.
    » Wären Sie wirklich bereit, mich nach Berlin mitzunehmen?«, fragte sie rundheraus. Sie fixierte ihn mit ihren bernsteinfarbenen Augen, dass ihm vor Glück das Blut in den Kopf schoss. War das ein Zeichen? Hegte sie vielleicht auch Gefühle für ihn?
    » Natürlich in allen Ehren«, besserte sie schnell nach. » Es darf selbstverständlich nicht der Eindruck entstehen, dass wir … nun, dass wir …« Ricky errötete. Ihr wurde plötzlich die Verfänglichkeit der Situation bewusst. » Nun, Sie wissen schon …«, stammelte sie verlegen.
    » Selbstverständlich«, versicherte Valentin, selbst um Fassung bemüht. Nur mühsam gelang es ihm, seiner Begierde Herr zu werden. Am liebsten hätte er Riccarda in seine Arme genommen und geküsst. Doch ihre nächsten Worte kühlten seine Gefühle rasch wieder ab.
    » Ich mag Sie wirklich gerne, Valentin«, gestand Ricky. » Sie sind etwas ganz Besonderes. Sie … Sie sind wie ein Bruder für mich. Ich kann noch so viel von Ihnen lernen, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als einmal auf einer großen Bühne zu stehen. Das Gefühl, den Menschen mit meiner Kunst etwas Freude zu bringen, muss einfach

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