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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Erfolg, was sich in dem recht reibungslos verlaufenden Verkehr widerspiegelte. Das Taxi kutschierte sie vom Fernbahnhof über die Spree am Reichstagsgebäude vorbei rund um die Siegessäule.
    » Det is unsere Goldelse«, erklärte Zille süffisant und deutete auf das vergoldete Standbild der Siegesgöttin Victoria, die auf einer über fünfzig Meter hohen Säule stehend in ihrer rechten Hand ein Lorbeerblatt und in der Linken das Feldzeichen mit dem eisernen Kreuz hielt. Auf dem Kopf trug die Statue den Adlerhelm, was sie somit zur Borussia, der Personifikation Preußens machte. » Und det Mickrige is die Puppenalle«, fügte er mit einem weiteren Zwinkern hinzu und zeigte auf die zu kurz geratene Siegesallee, die schon nach wenigen hundert Metern auf dem Kemperplatz endete. Das Taxi bog jedoch kurz darauf rechts in die Charlottenburger Chaussee, die kerzengerade quer durch den Tiergarten führte, den größten Park innerhalb Berlins. Die Chaussee führte direkt nach Charlottenburg, wo Heinrich Zille mit seinem Sohn Walter und seiner Schwiegertochter Anna lebte. Seit dem Tod seiner Frau Hulda, über den Zille nur schwer hinweggekommen war, führte Anna seinen Haushalt. Ricky staunte über die großzügigen Häuser in Charlottenburg. Es war eindeutig, dass hier die gut situierten Berliner wohnten. Heinrich, der ein feiner Beobachter war, fielen Rickys bewundernde Blicke sofort auf. » Mir ist det imma noch peinlich, dat ick hier wohne«, gestand er. » Ick kann nämlich nie verjessen, dat ick von janz unten komm. Mein Milljöh is eijentlich im Kiez. Da fühl ick mir wohl, jawoll!«
    In der Sophie-Charlotte-Straße hielt das Taxi vor einem stattlichen Mehrfamilienhaus. Kaum waren sie ausgestiegen, erschien Zilles Sohn Walter an der Tür, um ihnen beim Tragen des Gepäcks behilflich zu sein. Auch er begrüßte Ricky wie ein langjähriges Familienmitglied und grinste über beide Ohren, als er ihr die Hand drückte.
    » Nu kommt endlich man wieder junges Leben in unsere Bude. Dat wird unseren alten Herrn man wieder richtig beleben. Willkommen, Riccarda! So darf ick dir doch nennen, oda?«
    Ricky lebte sich rasch bei den Zilles ein. Das herzliche Miteinander in der Familie schaffte schnell eine Vertrautheit, die es ihr leicht machte, sich wohlzufühlen. Allerdings war die Wohnung in der Sophie-Charlotte-Straße für so viele Menschen zu klein. Selbstlos hatte der alte Zille Ricky sein Schlafzimmer zur Verfügung gestellt, um selbst auf der Couch in seinem Atelier zu schlafen. » Da ist es sowieso bequemer«, meinte er. » Und wenn mir nachts so ein Gedanke kommt, dann kann ich ihn gleich aufs Papier bringen.« Doch Ricky wurde bald klar, dass er flunkerte. Wenn Zille morgens in die Küche schlurfte, um eine Tasse Kaffee zu trinken, dann war er schief und krumm. An seinem schmerzverzerrten Gesicht wurde offensichtlich, dass ihn seine Knochen erbärmlich schmerzten. Regelmäßig bekam sie dann ein schlechtes Gewissen und bot ihm an, selbst auf der Couch zu schlafen, aber davon wollte er nichts wissen. » Ich arbeite doch bis in die Puppen«, knurrte er. » Da störste nur.« In solchen Momenten haderte Ricky mit sich, weil sie immer noch keine eigene Bleibe und kein eigenes Auskommen gefunden hatte. Anna und Walter teilten sich das dritte Zimmer, das gleichzeitig auch das Wohnzimmer und die gute Stube war. Hier hatte auch Margarete geschlafen, bevor sie wieder zu ihrem Mann in die Hansestadt Demmin gereist war. Gretes Besuche waren in der Familie Zille immer gern gesehen, denn sie brachte reichlich Nahrungsmittel aus ihrem Garten mit. Außer Kartoffeln, Mehl, Kohl und Äpfeln hatte sie auch einen ganzen Schinken und Speck mit im Gepäck, alles Dinge, die aufgrund der stetig wachsenden Inflation in Berlin fast unerschwinglich waren.
    » Vor einem guten Jahr mussten wir für einen Kohlkopf mit einem Wäschekorb voller Geld antanzen. Und oft hat das nicht mal gereicht. Da musste ich noch ne Zeichnung drauflegen«, meinte Heinrich grimmig. » Jetzt haben wir die Rentenmark, aber da geht et auch schon wieder los! Seit Neuestem heißt sie angeblich wieder Reichsmark, und wert ist sie auch wieder nichts.«
    » Die Reparationszahlungen, die Deutschland nach dem verlorenen Krieg an die Alliierten leisten muss, schnüren unserer Wirtschaft den Hals zu«, erklärte Walter Ricky, die von der deutschen Politik so gut wie keine Ahnung hatte. » Das Ruhrgebiet ist immer noch nicht von den Franzosen geräumt worden, und gerade dort steckt

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